Obwohl zahlreiche Hinweise auf die Wirksamkeit von Verfahren aus der traditionellen und komplementären Medizin (T&CM) v.a. zum Nebenwirkungsmanagement in der pädiatrischen Onkologie existieren, werden diese in der Kinderonkologie in Deutschland bislang kaum systematisch angewandt. Dieses Phänomen wird als „effectiveness gap“ beschrieben. Ursachen dafür können mangelndes Wissen über die Wirkmechanismen/ -faktoren von und passende Studiendesigns für die Untersuchung von T&CM sowie fehlender Konzepte zur Integration in ein konventionell medizinisches Setting sein. Die vorliegende Dissertation widmet sich der Frage wie dieser „effectiveness gap“ verringert werden kann und welche wissenschaftlichen Methoden sich eignen, um zum einen die zugrundeliegenden Wirkfaktoren zu differenzieren und zum anderen Interventionen aus der T&CM in die konventionelle Medizin zu integrieren. Die Dissertation basiert auf zwei Forschungsprojekten: In einer klinischen Mixed-Method-Studie zur Untersuchung der Wirkfaktoren äußerer Anwendungen an gesunden Probanden wurden psychometrische Fragebogendaten und qualitative Interviewdaten erhoben. Die Mittelwerte der Fragebögen wurden mit dem Wilcoxon-Vorzeichen-Rang-Test verglichen. Die Interviews wurden anhand der thematischen Analyse analysiert. Es konnte gezeigt werden, dass die wärmenden Substanzen Ingwer und Senfmehl in der Anwendung als Brustwickel bei gesunden Probanden eine spezifische Wirkung auf das Wärme- und Entspannungserleben haben, die über die Wirkfaktoren Ruhe & Zuwendung sowie reine thermische Wärme hinausgehen. Darüber hinaus wurde durch den Mixed-method Ansatz und die Zusammenschau von psychometrischen und qualitativen Daten ein methodischer Ansatz entwickelt, um den Gesamteffekt der Intervention differenziert darzustellen. Im Projekt Integrative Pflege in der pädiatrischen Onkologie erfolgte die Datenerhebung durch teilnehmende Beobachtung und problemzentrierte Interviews, welche anhand der thematischen Analyse ausgewertet wurden. Bei der Implementierung des Integrativen Pflegekonzepts in einem hochspezialisierten medizinischen Setting wurde besonderer Wert auf die Angepasstheit an das Setting gelegt. Die Ergebnisse der Evaluation unterstreichen die Bedeutung des Kontexts für eine gelingende Implementierung. In der Analyse der Interviews mit Eltern wird deutlich, dass die Auswirkung der Anwendungen sich nicht nur auf die Patient*innen bezieht. Auch die Eltern fühlen sich handlungsfähiger im Umgang mit den Nebenwirkungen ihres Kindes. Das Integrative Pflegekonzept stellt somit ein Modell für patient*innen- und familienorientierter Pflege in der pädiatrischen Onkologie dar. Sowohl in der Untersuchung der Wirkfaktoren von äußeren Anwendungen, wie auch bei der Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines Integrativen Pflegekonzepts ist durch eine planvolle Kombination aus verschiedenen Erhebungsmethoden, Datenquellen und Perspektiven sowie Analyseverfahren einen differenzierten Blick auf die komplexen Interventionen aus der T&CM möglich. Die so gewonnenen Erkenntnisse können zur Verringerung des beschriebenen „effectiveness gap“ beitragen und die Integration von Verfahren aus der T&CM in die pädiatrische Onkologie fördern.
Few pediatric oncology units in Germany currently apply traditional and complementary medicine (T&CM) treatments systematically, despite indicated effectiveness of these measures for e.g. side effect management. This phenomenon is known as an "effectiveness gap". Reasons include a lack of knowledge about the working mechanisms of T&CM, deficiency of suitable study designs and missing concepts for integrating TC&M into a conventional medical setting. This dissertation addresses how this “effectiveness gap” may be reduced by applying appropriate scientific methods that differentiate the underlying factors and work to integrate T&CM interventions into conventional medicine. The dissertation is based on two research projects. In a clinical mixed-method study to investigate the effects of external applications on healthy adults, data were collected with psychometric questionnaires and in qualitative interviews. Questionnaires mean values were compared with the Wilcoxon sign rank test. Interviews were analyzed using thematic analysis. The warming substances ginger and mustard flour, administered as chest compresses in healthy test persons, were shown to have a specific effect on the experience of warmth and relaxation beyond rest, attention and pure thermal warmth. Furthermore, the mixed-method approach and integration of psychometric and qualitative data developed a methodical approach to present the overall intervention effect in a differentiated way. In the project Integrative Care in Pediatric Oncology, data collection was based on participant observation and problem-centered interviews, which were evaluated using thematic analysis. Implementing the integrative care concept in a highly specialized medical setting necessitated special emphasis on the adaptation to this particular setting. The results of the evaluation underline the importance of the context for a successful implementation. In the analysis of the interviews with parents, the impact of the applications was seen to go beyond the direct effect on the patients. Parents also feel more empowered themselves to manage their child’s side effects. The integrative care concept thus represents a model for patient- and family-oriented care in pediatric oncology. Both in the investigation of the effective factors of external applications, as well as in the development, implementation and evaluation of an Integrative Care Concept, a planned combination of different survey methods, data sources, perspectives and analysis permit a differentiated view of the complex interventions based on T&CM. The insights gained contribute to a reduction of the described "effectiveness gap" and promote the integration of procedures from T&CM into pediatric oncology.