In Deutschland ist in den letzten Jahren eine stetige Zunahme von Vancomycin-resistenten E. faecium (VREfm) in medizinischen Einrichtungen zu beobachten. Durch VREfm verursachte Infektionen sind aufgrund eingegrenzter Behandlungsmöglichkeiten, verlängerten Krankenhausaufenthalten und einer höheren Mortalität eine zusätzliche Belastung für Patienten, Personal und medizinische Einrichtungen. Auch auf globaler Ebene stellt die Zunahme von VREfm ein gravierendes Problem dar. Untersuchungen der molekularen Epidemiologie, z.B. mittels Ganzgenomsequenzierung, können dazu beitragen, die Ausbreitung und Persistenz von VREfm besser zu verstehen. Am Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité - Universitätsmedizin Berlin wurden im Zeitraum von 2017-2019 147 VREfm-Isolate im Rahmen von verschiedenen Ausbruchsanalysen mit der Ganzgenomsequenzierung untersucht. Dabei wurde ein gehäuftes Auftreten spezifischer Ausbruchsisolate festgestellt. Infolgedessen haben wir eine retrospektive Studie für den Zeitraum von 2008-2018 durchgeführt, um die Entwicklung und das Auftreten spezifischer Stämme über einen längeren Zeitraum zu betrachten. Diese Studie umfasste aus den Untersuchungsjahren 2008, 2013, 2015 und 2018 insgesamt 120 Isolate, die ohne erkennbaren epidemiologischen Zusammenhang unabhängig voneinander aufgetreten waren. Für alle Isolate wurde eine cgMLST-Analyse durchgeführt und Sequenztypen (ST) und Clustertypen (CT) bestimmt. Die Studie zeigte, dass es einen Anstieg von VREfm mit ST117 von 17% im Jahr 2008 auf 57% im Jahr 2018 gab (p = 0,012). Für 80% aller ST117-Isolate wurde im Jahr 2008 der Genotyp vanA bestimmt und im Jahr 2018 lediglich für 6%. Zudem wurde im Jahr 2018 ein gehäuftes Vorkommen des Subtyps ST117 CT71 (43%) mit dem Genotyp vanB im Vergleich zu den anderen CT beobachtet. Die Studie spiegelte, wie auch die Ausbruchsanalysen, ein gehäuftes Auftreten von ST117 CT71 wider. Zusammenfassend zeigte diese Arbeit, dass es an der Charité - Universitätsmedizin Berlin einen Anstieg von VREfm ST117 gibt und dieser Anstieg besonders in den letzten Jahren von einer Verschiebung unter den ST117-Subtypen in Richtung CT71 mit dem Genotyp vanB begleitet wird. Es wurden weder spezifische Virulenzfaktoren noch Veränderungen bei der Zusammensetzung der betroffenen Patienten gefunden, die zur Erklärung der Zunahme von ST117-CT71 herangezogen werden können. Aufgrund der Erkenntnis, dass es sich bei ST117-CT71 um einen endemischen Stamm handelt, sollten zukünftige VREfm-Ausbrüche mit ST117-CT71 nur unter Berücksichtigung der epidemiologischen Zusammenhänge und nicht allein auf Grundlage der Ergebnisse der Ganzgenomsequenzierung betrachtet werden.
In Germany, a steady increase of vancomycin-resistant E. faecium (VREfm) has been observed in medical facilities in recent years. Infections caused by VREfm are a burden on patients, staff and hospitals because of the limited treatment options, prolonged hospital stays, and high mortality. The increase in VREfm is a serious problem on a global level. Research in molecular epidemiology, e.g. by whole genome sequencing, is contributing to a better understanding of the spread and persistence of VREfm. At the Institute for Hygiene and Environmental Medicine of Charité - Universitätsmedizin Berlin between 2017 and 2019, 147 VREfm isolates were studied in various outbreak analyses using whole genome sequencing. A high occurrence of specific outbreak isolates was observed. Consequently, we conducted a retrospective study for the period 2008-2018 to examine the occurrence and development of specific strains over a longer period. This study included 120 isolates from the years 2008, 2013, 2015 and 2018 which occurred independently of each other without any apparent epidemiological link. A cgMLST analysis was performed on all isolates. Sequence types (ST) and cluster types (CT) were determined. The study revealed that there was an increase in VREfm with ST117 from 17% in 2008 to 57% in 2018 (p = 0.012). The genotype vanA was found in 80% of all ST117 isolates in 2008 and in 6% in 2018. In addition, in 2018 we observed an increased occurrence of the subtype ST117 CT71 (43%) with the genotype vanB compared to the other CT. As in the outbreak analyses, the study reflected an increased inci-dence of ST117 CT71. In summary, this work has shown that there has been an increase of VREfm ST117 at Charité - Universitätsmedizin Berlin and that–particularly in recent years–this increase has been accompanied by a shift among ST117 subtypes towards CT71 with the genotype vanB. Neither specific virulence factors nor changes in the composition of the group of patients affect-ed could be identified that would explain the increase of ST117 CT71. Based on the finding that ST117 CT71 is an endemic strain, future VREfm outbreaks with ST117 CT71 should only be evaluated in an epidemiological context, not merely based on the results of whole genome sequencing.