Hintergrund Die postmortale Organspenderate in Deutschland ist seit Jahren niedrig. Daher ist Ziel dieser Dissertation auf Basis von Daten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) Dokumentationsweisen von Haltungen zur Organspende und Gründe für die Ablehnung einer postmortalen Organspende in der deutschen Allgemeinbevölkerung und unter Angehörigen von Organspender*innen zu evaluieren. Ebenso sollen Einflussfaktoren auf die Dokumentationsbereitschaft von Haltungen in der deutschen Allgemeinbevölkerung betrachtet werden. Auf Basis einer Querschnittserhebung unter Studierenden und Auszubildenden im Gesundheitswesen werden Haltungen sowie Wissen über postmortale Organspende in Deutschland, der Einfluss vergangener Transplantationsskandale auf Haltungen sowie die Zufriedenheit über die Wissensvermittlung untersucht.
Methodik Daten der DSO von Organspenden in Deutschland im Jahr 2014 wurden deskriptiv ausgewertet. Auf Grundlage von Daten der BZgA zu „Wissen, Einstellung und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und Gewebespende“ aus 2014 und 2016 wurden binäre logistische Regressionsanalysen zu Einflussfaktoren der Haltungsdokumentation durchgeführt. Auf Grundlage von BZgA-Daten aus 2010 bis 2016 wurde eine Sekundärdatenanalyse zu Haltungen im Zeitverlauf und Wissen durchgeführt. In die selbsterhobene Querschnittsstudie wurden 209 Medizinstudierende, 106 Studierende der Gesundheitswissenschaften und 67 Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege von 20.03. bis 08.07.2019 einbezogen. Daten wurden mittels Paper-Pencil- und Online-Fragebogen erhoben. Das Signifikanzniveau beträgt 5%. Unterschiede zwischen nominalen und ordinalskalierten Variablen wurden mit dem Chi-Quadrat-Test bzw. H-Test nach Kruskal-Wallis ermittelt, bei kleiner Zellengröße wurde der Exakte Test nach Fisher verwendet.
Ergebnisse 40,8% der Organspender*innen im Jahr 2014 haben ihren Willen mündlich oder schriftlich festgehalten. Gründe für die Ablehnung einer Organspende sind die Ablehnung des/der Verstorbenen und Unwissenheit über die Haltung des/der Verstorbenen. Der Anteil der Organspendeausweisbesitzer*innen stieg von 24,7% im Jahr 2010 auf 31,8% im Jahr 2016. Häufige Motive gegen eine postmortale Organspende sind die Angst vor Organhandel und der fehlende Wille, über eine Organspende zu entscheiden. In binären logistischen Regressionsmodellen führten die Variablen männliches Geschlecht, Vertrauensverlust durch Transplantationsskandale und geringes Wissen über Organspende zu einer geringeren Wahrscheinlichkeit, einen Organspendeausweis zu besitzen. Die aktive und passive Akzeptanz der Organspende ist unter den Studierenden und Auszubildenden im Gesundheitswesen in Deutschland hoch ausgeprägt. Eine Minderheit beschreibt eine Haltungsänderung aufgrund vergangener Transplantationsskandale. Nahezu die Hälfte der Befragten ist mit dem Maß der Wissensvermittlung in Studium und Ausbildung unzufrieden.
Diskussion In Bezug auf die Unzufriedenheit mit der Wissensvermittlung der Studierenden und Auszubildenden im Gesundheitswesen ist eine verbesserte Integration des Themas Organspende in Curricula erforderlich.
Background Post-mortem organ donation rates in Germany have been low for several years. Thus, this dissertation aims to examine ways to document attitudes towards and reasons for rejecting post-mortem organ donation among the general public as well as next-of-kin of organ donors and influencing factors on attitudes among the general public based on data of Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Federal Centre for Health Education; BZgA) and Deutsche Stiftung Organtransplantation (German Organ Transplantation Foundation; DSO). A cross-sectional study among health-care students and trainees in Berlin was performed to analyse attitudes towards and knowledge of post-mortem organ donation, how past transplantation scandals have affected those attitudes and how satisfied students and trainees were with the knowledge provided on their courses. Methods Data of German organ donors in 2014 provided by DSO were analysed descriptively. Based on representative data of BZgA on knowledge, attitudes and behaviour towards post-mortem organ donation from 2014 and 2016, binary logistic regression analyses regarding influencing factors of ways to document attitudes were performed. An analysis of BZgA data from 2010 to 2016 was conducted to examine attitudes over time and knowledge of post-mortem organ donation. A cross-sectional study including 209 medical students, 106 health-sciences students and 67 trainee nurses was conducted between 20th March and 8th July 2019. To ascertain group differences, the chi-square test was used for nominal characteristics, Fisher’s exact test was used for nominal variables with small cell sizes, the Kruskal-Wallis H test was used for ordinal variables. Results 40,8% of all German post-mortem organ donors in 2014 have documented their will. Reasons for rejecting post-mortem organ donation among next-of-kin were refusal of the deceased and lack of knowledge of the deceased’s attitude. The percentage of organ donor card holders increased from 24.7% in 2010 to 31.8% in 2016. Reasons of rejecting post-mortem organ donation among the general public were fear of organ trade and the lack of willingness to decide. Active and passive acceptance is high among health-care students and trainees. A minority describes a change in attitude due to past transplantation scandals. Close to half of all respondents are dissatisfied with the training provided in their courses. Discussion Given the respondents’ dissatisfaction with the knowledge provided in their training, organ donation needs to be better implemented in curricula.