In dieser Arbeit sollte ein Überblick über die Veränderungen der antiviralen Behandlung und Prophylaxe von Patienten nach Lebertransplantation auf dem Grund einer Hepatitis B oder C dargestellt werden. An unserem Zentrum wurden seit den 80ziger Jahren 372 HBV-assoziierte und über 500 HCV-assoziierte Lebertransplantation durchgeführt. Die Patienten erhielten allesamt eine enge Nachsorge über unsere spezialisierte Hochschulambulanz. Hauptanliegen in beiden Patientengruppen war stets, die Vermeidung von Sekundärkomplikationen durch eine virale Rekurrenz. Eine Besonderheit war die Möglichkeit einer histopathologischen Evaluation, da unsere Patienten im Rahmen der Nachsorge regelmäßigen Routinebiopsien zur Kontrolle des Transplantats unterzogen wurden. Eine Reinfektion mit HBV ließ sich bereits früh mittels HBIG deutlich reduzieren und letztlich durch den Einsatz moderner NUCs vollständig vermeiden. Dennoch war die Prävention dem Wandel der Zeit unterlegen und der Benefit bzw. die Auswirkungen einer Prophylaxe nicht von vornherein erkenntlich. Somit führten wir zum einen eine umfassende Evaluation unserer 30-jährigen Erfahrung in der Betreuung von HBV-Patienten durch, um eine praktikable, patientenorientierte und sichere Prophylaxe zu ermöglichen. Hier zeigte sich, dass zum einen die kontrollierte HBV-Reinfektion, die heutzutage durch den Einsatz von hoch-potenten NUCs als gut therapierbar gilt, die Prognose nicht schwerwiegend beeinträchtigt. Somit fiel die Entscheidung, Patienten weiterhin mit dem niedrig-potenteren Lamivudin kontrolliert zu schützen und nur im Falle einer Reinfektion die Substanz zu eskalieren. Eine weitere Neuerung aus den Untersuchungen zeigte, dass der Langzeit-Einsatz von HBIG als kombinierte Prophylaxe ebenfalls als nicht notwendig gilt. Das kontrollierte Absetzen führt jedoch bei den Patienten zu einer gesteigerten Lebensqualität und nicht zuletzt zur Reduktion der Arzt-Patientenkontakte und relativen Kostenersparnis. Im Gegensatz dazu bestand für die Hepatitis C keine geeignete Reinfektionsprophylaxe. Mit der Zulassung der DAAs nach 2014 eröffnete sich die Möglichkeit, die Patienten adäquat antiviral zu behandeln. Dies erfolgte schrittweise und teils außerhalb der medikamentösen Zulassungsbestimmungen, da initial wenige Daten zum Einsatz von DAAs in Transplantkohorten existierten. Dennoch schienen die Medikamente auch in dieser Randgruppe eine hohe Effizienz aufzuweisen, da innerhalb unserer behandelten Kohorte unabhängig vom Genotyp und vorbestehendem Fibrosegrad eine SVR von 100% erreicht werden konnte. Ribavirin spielt hierbei keine tragende Rolle mehr. Die HCV-assoziierten Sekundärkomplikationen, die Inflammation und Fibrose, wie auch die Nierenfunktion und der Diabetes mellitus profitierten signifikant von der antiviralen Behandlung. Dank der Sofosbuvir-basierten antiviralen Therapie konnte das Thema der HCV-Rekurrenz an unserer Klinik beendet werden.