Das Prostatakarzinom ist eine der häufigsten Tumorerkrankungen des Mannes in der westlichen Welt. Insbesondere vor dem Hintergrund der Überdiagnose von Low-Grade-Karzinomen ergibt sich neben der Tumordiagnose die Herausforderung einer Einschätzung hinsichtlich klinisch signifikanter Karzinome. Dabei ist die MRT der Prostata als nicht-invasive Technik zur Abklärung eines klinischen Karzinomverdachts zunehmend in den Fokus gerückt. Diese wird zur Prostatakarzinomdetektion und Tumorcharakterisierung intensiv beforscht und kontinuierlich optimiert. In der vorliegenden Arbeit wurden Weiterentwicklungen der MRT der Prostata im Kontext einer stärkeren Objektivierbarkeit der Technik untersucht. Dabei beschäftigen sich drei Arbeiten mit neuen, quantitativen MRT-Verfahren und drei Arbeiten mit qualitativen MRT-Verfahren. Das quantitative MRT-Kartierungsverfahren des T2-Mapping (T2-Kartographie) ermöglicht durch Erfassung der Relaxationszeiten die interindividuelle Vergleichbarkeit der Signalintensitäten eines Gewebes. Hierbei findet das T2-Mapping schon regelhaften Einsatz in der Bildgebung von Herzmuskel und Knorpel und konnte auch bei der Prostata bereits eingesetzt werden. In der vorliegenden Arbeit wurde das T2-Mapping hinsichtlich der Prostatakarzinomdetektion evaluiert. Nachdem die T2-Kartographie das Potential zur Unterscheidung zwischen benignen und malignen Prostataläsionen hat, wurde die Wertigkeit ihres zusätzlichen Einsatzes bei 40 Patienten mit klinischem Verdacht auf ein Prostatakarzinom untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass die T2-Kartographie die Sensitivität zur Prostatakarzinomdetektion potentiell erhöht (Sensitivität Standard T2 mit T2-Mapping 73,0% vs. Standard T2 alleine 49,2%, P=0,006). Eine weitere quantitative MRT-Technik stellt die Elastographie dar. Hierbei werden mechanische Wellen in den Körper eingekoppelt und mittels bewegungskodierter Sequenzen die Scherwellengeschwindigkeiten im untersuchten Gewebe bestimmt. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden die technische Machbarkeit der MRT-Elastographie der Prostata geprüft und mechanische Charakteristika des Prostatakarzinoms bestimmt. Es wurde gezeigt, dass die Gewebeeigenschaften der Prostata mittels MRT-Elastographie quantifiziert werden können. Aufbauend darauf wurde die klinische Anwendungsmöglichkeit der MRT-Elastographie der Prostata analysiert. Als biophysikalische Messwerte wurden die Scherwellengeschwindigkeit (c) als Maß für die Gewebesteifigkeit und der Verlustwinkel des Schermoduls (φ) als Maß für die Viskosität herangezogen. Dabei konnten Unterschiede zwischen Prostatakarzinom und normalem Prostatagewebe sowohl bei der Scherwellengeschwindigkeit als auch bei dem Verlustwinkel des Schwermoduls ermittelt werden. Somit konnte gezeigt werden, dass maligne Prostatagewebeveränderungen bei der MRT-Elastographie distinkte biophysikalische Eigenschaften aufweisen, die sowohl eine Änderung der elastischen als auch der viskösen Gewebeeigenschaften umfassen. Die Evaluation der Bilddaten der MRT der Prostata erfolgt semiqualitativ mittels Kriterien der strukturierten Befundung. Etabliert hat sich hierfür das PI-RADS System. In die strukturierte Befundung findet die metrische Erfassung sowohl der gesamten Prostata als auch verdächtiger Prostataläsionen Eingang. Diese beiden Messparameter wurden untersucht. Es wurde die Aussagekraft der MRT-basierten Volumetrie bei der Prostatakarzinomdetektion evaluiert. Es sollte die Genauigkeit der Ellipsoidformel (Breite x Tiefe x Höhe x π/6) zur Prostatavolumenbestimmung bewertet werden und das Prostatavolumen mit der Karzinomdetektionsrate korreliert werden. Untersucht wurden in der retrospektiven Studie 143 Patienten mit karzinomverdächtigem Befund in der mpMRT, welche eine MRT/Ultraschall fusionsgestützte Prostatazielbiopsie und eine systematische Biopsie erhalten hatten. Es konnte gezeigt werden, dass das mittels Ellipsoidformel berechnete Volumen sehr gut dem planimetrierten Prostatavolumen entspricht und somit eine gute Volumenabschätzung der Prostata ermöglicht. Es zeigte sich eine moderate, aber signifikante inverse Korrelation von Prostatavolumen und positivem Biopsieergebnis, welche in der Zielbiopsie noch deutlicher war (r=-0,24, p=0,004 bzw. r=-0,34, p<0,001). Gründe dafür können einerseits technische Aspekte der Biopsie, andererseits eine mögliche erschwerte Beurteilbarkeit der bei großen Drüsenvolumina komprimierten peripheren Zone sein. Damit ermöglicht das Prostatavolumen eine zusätzliche Einordnung sowohl des Bildbefundes als auch des Biopsieergebnisses. Weiterhin wurde die Bedeutung der Läsionsgröße in der mpMRT zur Detektion des Prostatakarzinoms untersucht. Ziel war eine Untersuchung des Größenkriteriums im PI-RADS System, wo zonenunabhängig eine Läsionsgröße von 15 mm als Grenze zur Unterscheidung zwischen einem PI-RADS Score 4 und 5 definiert ist. Mittels ROC-Analyse konnte gezeigt werden, dass die Korrelation zwischen Läsionsgröße und klinisch signifikantem Prostatakarzinom in der peripheren Zone größer war als in der Transitionszone (AUC = 0,73 bzw. 0,63). Es konnte somit gezeigt werden, dass die Läsionsgröße in der mpMRT ein weiteres Kriterium hinsichtlich Karzinomwahrscheinlichkeit darstellt, wobei Karzinome der peripheren Zone mittels des Größenkriteriums zuverlässiger detektiert werden können. Das PI-RADS System hat mit dem für eine MRT der Prostata ermittelten Wahrscheinlichkeitsscore für das Vorliegen eines klinisch signifikanten Prostatakarzinoms einen entscheidenden Einfluss auf das weitere klinische Vorgehen. Dabei wird das PI-RADS System kontinuierlich aktualisiert, wobei sich zwischen den jeweiligen Versionen entsprechende Veränderungen in der Läsionsbeurteilung ergeben. In der vorliegenden Arbeit wurde die Bedeutung der Läsionsklassifikation in der mpMRT zur Prostatakarzinomerkennung untersucht. Es wurde ein Vergleich von PI-RADS Version 1 und Version 2 durchgeführt. Es zeigten sich Unterschiede im Gesamt-PI-RADS Score in 52%, begründet zum einen durch das neue kategoriale System in PI-RADS Version 2 (51%) und zum anderen durch das eingeführte Größenkriterium von 15 mm zur Unterscheidung zwischen PI-RADS 4 und 5 Befunden (31%). Dabei war bei histologisch als Gleason-Score >/=4+3 gesicherten Läsionen der Unterschied meist durch das Größenkriterium für PI-RADS 5 bedingt. Korrespondierend dazu lieferte die Kombination aus PI-RADS 4 und 5 in beiden PI-RADS Versionen die gleiche Treffsicherheit. In 17% der Fälle blieb der Grund des unterschiedlichen Scorings unklar. Dies ist ein Hinweis darauf, dass subjektive Beurteilungen weiterhin den PI-RADS Score beeinflussen. In der vorliegenden Arbeit wurden Weiterentwicklungen quantitativer und qualitativer MRT-Verfahren untersucht, um die Objektivierbarkeit der MRT zur Prostatakarzinomdetektion und Tumorcharakterisierung zu erhöhen. Es konnte das Potential des quantitativen T2-Mappings-Verfahrens für eine bessere Karzinomdetektion und eine verbesserte Einordnung unklarer Prostataläsionen gezeigt werden, sowie die Elastographie der Prostata als innovative und reproduzierbare Technik etabliert werden, bei der das Prostatakarzinom quantifizierbare mechanische Eigenschaften aufweist. Zudem wurde der Stellenwert der metrischen Erfassung von Prostatavolumen und Läsionsgröße insbesondere auch hinsichtlich Karzinomwahrscheinlichkeit aufgezeigt. Schließlich konnten die Gründe für Unterschiede bei der Läsionseinordnung verschiedener PI-RADS Versionen eruiert werden. Es wurde demonstriert, dass das PI-RADS System beim mpMRT der Prostata eine Methode hin zu strukturierterer und reproduzierbarer Befundung darstellt, die weiter verbessert werden kann.