Diese Dissertation besteht aus sechs Kapiteln, die sich mit der ökonomischen Analyse von Bildungs- und Haushaltsentscheidungen befassen. Diesen Kapiteln geht eine Einleitung voraus, in denen gemeinsame und komplementäre Beiträge der Forschungsarbeiten dieser Dissertation zur Literatur dargestellt und die einzelnen Forschungsfragen motiviert werden. Im Schlussteil werden Limitationen der Forschungsarbeiten, offene Forschungsfragen und Handlungsempfehlungen für die Politik diskutiert.
Kapitel 2 befasst sich mit den Effekten von Informationen auf die erwarteten monetäre und nicht-monetären Erträge eines Masterstudiums sowie der beabsichtigten und tatsächlichen Aufnahme eines Masterstudiums. Hierfür wurden im Rahmen eines Experiments Studierenden gezielt Online-Informationen bereitgestellt. Sechs Monate nach der Informationsintervention lassen sich kausale Effekte auf die erwarteten Erträge beobachten. Die Effekte auf erwartete Erträge sowie die Effekte auf die beabsichtigte und tatsächliche Aufnahme eines Masterstudiums unterscheiden sich nach Geschlecht und akademischem Hintergrund. Insbesondere Männer schätzen infolge der Informationsintervention ihre Perspektiven ohne Masterstudium besser ein als zuvor. Ein Masterstudium verliert für sie an Attraktivität. Mithilfe weiterer Erhebungen wird gezeigt wie sich die Intervention auf die tatsächliche Aufnahme eines Masterstudiums auswirkt. Zusammengefasst zeigt dieses Kapitel die Relevanz von Informationen zu monetären und nicht-monetären Erträgen eines Masterstudiums für die Studienentscheidung auf.
Kapitel 3 zeigt mithilfe von Zeitbudgeterhebungen aus der DDR und der wiedervereinigten Bundesrepublik Deutschland auf, dass Frauen in der DDR, und später in den ostdeutschen Bundesländern, mehr Zeit im Arbeitsmarkt und weniger Zeit mit Hausarbeit als westdeutsche Frauen verbringen. Bei der differenzierten Betrachtung dieser Unterschiede wird jedoch deutlich, dass keine Differenzen in der Hausarbeit zwischen ost- und westdeutschen Frauen bestehen, wenn Frauen mit gleichem zeitlichen Beschäftigungsumfang im Arbeitsmarkt verglichen werden. Da Männer eine höhere Arbeitsbelastung der Frauen am Arbeitsmarkt nicht durch die Übernahme von mehr Hausarbeit kompensieren, sind berufstätige Frauen in der DDR und BRD doppelt belastet. Das Kapitel schließt mit einer Diskussion über die Folgen von Geschlechternormen und möglichen Nebeneffekten von politischen Maßnahmen zur Erhöhung der Frauenerwerbsquote ab.
Kapitel 4 untersucht die Effekte eines umfangreichen Programms zur Eröffnung neuer Vorschulen in Kambodscha. Der Bau neuer Vorschulen im Jahr 2016 wurde mit zwei nachfrageseitigen Interventionen zur Stimulierung der Nachfrage nach Vorschulen in einer randomisierten kontrollierten Studie kombiniert. Während Kinder durch den verbesserten Zugang zu Vorschulen häufiger eine Vorschule besuchen, hatten die nachfrageseitigen Interventionen keinen zusätzlichen Effekt. Ein Jahr nach Beginn der Intervention wurden kleine Effekte auf die kognitive Entwicklung (0.04 Standardabweichungen) und sozio-emotionale Entwicklung (0.09 Standardabweichungen) der Kinder gemessen. Mittelfristige Effekte werden für Kinder des oberen Wohlstandsquartils zwei Jahre nach Beginn der Intervention gemessen. Dieses Kapitel zeigt zudem auf, dass das untersuchte Programm zu großen Verbesserungen in der strukturellen Qualität der vorhandenen Vorschulen geführt hat, jedoch nur geringe Effekte auf deren Prozessqualität hatte. Die Ergebnisse legen nahe, dass in Ländern mit niedrigem Einkommen, Kinder aus verhältnismäßig gutsituierten Haushalten stärker von den Vorschulangeboten profitieren. Ein Grund sind komplementäre Effekte des Vorschulbesuchs und bessere kognitive Stimulation und emotionale Unterstützung der Eltern. Die Ergebnisse zeigen auch auf, dass weitere Verbesserungen in der Prozessqualität von Vorschulen notwendig sind um die Entwicklung benachteiligter Kinder zu fördern.
Kapitel 5 untersucht die Effekte des gleichen Vorschulprogramms in Kambodscha mit besonderem Fokus auf die Tatsache, dass die neu geschaffenen Vorschulen mit bestehenden Vorschulangeboten von geringerer Qualität sowie familiärer Betreuung konkurrieren. In diesem Kontext wird aufgezeigt, dass sich die gemessenen Effekte des Vorschulprogramms auf die frühkindliche Entwicklung danach unterscheiden, ob ein Kind ohne die neuen Vorschulen eine andere Vorschule besucht hätte oder in familiärer Betreuung geblieben wäre. Mithilfe der Daten der randomisierten kontrollierten Studie werden verschiedene empirische Schätzmethoden angewandt, um den Effekt auf Kinder, die ohne die neuen Vorschulen in elterlicher Betreuung geblieben wären zu identifizieren. Es wird diskutiert, weshalb die Messung dieses Effekts von zentraler Bedeutung für die Wirkungsmessung von Vorschulangeboten ist und besser als konventionelle Schätzer (z.B. reduced-form estimates) für Vergleiche zwischen verschiedenen Studien und Kontexten geeignet ist. Es wird zunächst gezeigt, dass der Effekt auf die kognitiven Fähigkeiten von Kindern in kontrafaktischer elterlicher Betreuung, unter realistischen Annahmen, auf zwischen 0.14 und 0.39 Standardabweichungen eingegrenzt werden kann. Anschließend wird eine Instrumentvariablenschätzung angewandt, um die Effektgröße näher einzugrenzen. Die Ergebnisse zeigen, dass der Effekt in etwa 0.2 Standardabweichungen beträgt. Der Effekt auf Kinder, die ohne das neue Programm eine andere Vorschule besucht hätten, ist klein und nicht statistisch signifikant.
Kapitel 6 untersucht den Zusammenhang verschiedener Qualitätsindikatoren kambodschanischer Vorschulen mit der Entwicklung frühkindlicher kognitiver und sozio-emotionaler Fähigkeiten auf Basis eines value-added Modells. Diese Studie basiert auf einer Stichprobe von 327 Vorschulen und etwa 3,000 Kindern in Kambodscha. Die Qualitätsindikatoren basieren auf detaillierten Unterrichtsbeobachtungen und beinhalten mehrere Dimensionen von Struktur- und Prozessqualität, wie zum Beispiel die pädagogischen Ansätze der Lehrkraft zur Vermittlung des Unterrichtsstoffes und die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse von Kindern. Mithilfe einer Faktorenanalyse wird zunächst aufgezeigt, dass häufig verwendete Qualitätsindikatoren in weitere latente Variablen unterteilt werden sollten. Jedoch lässt sich auch mit detaillierten Qualitätsindikatoren kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Lehrqualität und frühkindlicher kognitiver Entwicklung nachweisen. Auch mit der sozio-emotionalen Entwicklung bestehen nur schwache Zusammenhänge. Jedoch zeigt sich deutlich, dass Kinder in Vorschulen mit besonders geringer Strukturqualität, aufgrund eines Mangels an grundlegender Ausstattung, geringere kognitive und sozio-emotionale Fähigkeiten haben. Die Ergebnisse legen nahe, dass im untersuchten Kontext zunächst universelle Qualitätsstandards für alle Vorschulen erreicht werden sollten, bevor eine gezielte Förderung einzelner Schulen angestrebt wird. Der fehlende Zusammenhang zwischen der beobachteten Prozessqualität und frühkindlicher Entwicklung kann erklären, weshalb die Effekte von Lehrerfortbildungen auf Lernerfolge oftmals geringfügig sind und zeigen die Schwierigkeiten bei der Erfassung effektiver Bildungs- und Betreuungsmethoden auf.
Kapitel 7 fasst zunächst anhand bestehender Literatur zusammen, wie die Ernährungssituation von Kindern und deren häusliches Umfeld, einschließlich des Ausmaßes, in dem sie kognitive Stimulation und emotionale Unterstützung von den Eltern erhalten, eine tiefgreifende Rolle für die frühkindlichen Entwicklung spielen. Dieses Kapitel ergänzt die bestehende Literatur mit Evidenz dazu, welche komplementären Einflüsse die frühkindliche Erziehung und Ernährungssituation auf die Entwicklung bei kambodschanischen Kindern im Vorschulalter haben. Hierzu werden Paneldaten aus den Jahren 2016-17 zu elterlicher Erziehung, dem Ernährungsstatus und der frühkindlichen Entwicklung (exekutive Funktionen, sprachliche Entwicklung, frühe Rechenfertigkeiten und sozio-emotionale Entwicklung) von 6,508 kambodschanischen Kindern im Alter von 3 bis 5 Jahren genutzt. Die Ergebnisse zeigen, dass Ungleichheiten in der frühkindlichen Entwicklung, die mit dem sozio-ökonomischen familiären Hintergrund verbunden sind, bereits im Alter von 3 Jahren deutlich zu beobachten sind und sich bei Kindern im Alter von 4 und 5 Jahren weiter verstärken. Mit Hilfe eines hierarchischen Regressionsmodells lässt sich ein signifikanter Anteil dieser Ungleichheiten durch Unterschiede in der elterlichen Erziehung und dem frühen Ernährungsstatus, gemessen durch Wachstumsstörungen, erklären. Für besser gebildete Eltern lässt sich mehr kognitive Stimulation und emotionale Unterstützung der Kinder beobachten. Allerdings ist die positive Assoziation zwischen elterlicher Erziehung und frühkindlichen kognitiven Fähigkeiten bei Kindern ohne Wachstumsstörungen um 35%-54% stärker und die elterlichen Aktivitäten erklären nur etwa 8%-14% des kognitiven Entwicklungsunterschieds zwischen dem untersten und obersten Wohlstandsquintil. Die Ergebnisse unterstreichen den Bedarf an zusätzlicher Forschung, die die Wechselwirkungen zwischen Einflussfaktoren, die den Wohlstand der Familie mit der Entwicklung des Kindes verbinden, aufzeigt.
This dissertation comprises six chapters which contribute to the economic analysis of education and household choice. These chapters are preceded by an introduction which outlines joint and complementary contributions of the chapters and the motivation for the individual research questions. In the concluding chapter, limitations, open research questions and policy implications of the dissertation are discussed.
Chapter 2 experimentally examines effects of information provision on beliefs about pecuniary and non-pecuniary returns of postgraduate education, enrollment intentions and realized enrollment. It is shown that the treatment causally affects beliefs measured six months after treatment. The effects on beliefs differ by gender and academic background, and stated enrollment intentions change accordingly: in particular males significantly adjust their beliefs and intentions to undertake postgraduate studies downward. This is driven by males upward-adjusting earnings expectations with a first degree only. Students are followed further to provide evidence on actual enrollment one and two years after treatment. Taken together, this chapter highlights the relevance of information provision on pecuniary and non-pecuniary labor market returns for postgraduate study decisions.
Chapter 3 uses novel time-use data from the GDR and reunified Germany to show that women in the GDR, and later in East Germany, spend more hours on the labour market and less time doing housework tasks, compared to their West German counterparts. Decomposing these gaps, it is shown that gender gaps between the West and East are statistically identical once individual time-constraints are accounted for. In the absence of partner’s reactions and across all regimes studied, working women face the second shift. The chapter concludes with a discussion of implications regarding the nature of gender norms and effects of labour market policy targeted at gender gaps.
Chapter 4 examines impacts of a large-scale program that increased the supply and quality of community preschools in Cambodia. Construction of preschools was paired with two demand-side interventions designed to stimulate additional enrollment. The construction caused an increase in enrollment but demand-side interventions did not. After one year, small impacts on cognitive (0.04 standard deviations) and socio-emotional development (0.09 standard deviations) are observed. Persistent effects on children from the wealthiest quartile are observed two years after the program started. The chapter provides evidence that the program had large impacts on the quality of preschool infrastructure but only limited impacts on the quality of educational processes. The results indicate that, in low-income countries, less disadvantaged families are better able to take advantage of the preschools by providing a home environment that complements the education received at preschool. The results also suggest that improving the quality of educational processes might be needed to foster the development of disadvantaged children.
Chapter 5 studies the impacts of the same large preschool construction program with a focus on the fact that the newly built preschools compete with lower quality existing preschools as well as home care. In this context, the chapter highlights that impacts are likely to differ between those who would have been enrolled in a preexisting preschool and those who would have been in home care, with expected larger gains among the latter. Using short-term data from an experiment conducted in Cambodia, several empirical techniques to isolate the impact on children who would have stayed at home had they not been enrolled in the newly built preschools are implemented. It is argued that the impact on these children is a central parameter in the preschool literature and is more comparable across studies and contexts than traditional reduced form estimates. First a bounding approach is implemented to show that, under reasonable assumptions, the effect on children who would have stayed at home absent the program is high and significant (between 0.14 and 0.39 standard deviations). Then an instrumental variable approach is implemented to pinpoint the effect on these children. The results include consistent evidence that the impact on these children is around 0.2 standard deviations on a child development aggregate score while the effect on children who would have enrolled in a preexisting preschool (absent the newly built school) is small and insignificant.
Chapter 6 examines the value-added of quality in Cambodian preschools for cognitive and socio-emotional development in early childhood. The study is conducted with a sample of 327 preschools and about 3,000 children in rural Cambodia. The preschool quality measures are based on detailed classroom observations, capturing multiple aspects of structural and process quality, such as the teachers' pedagogical approaches to cover the curriculum and their responsiveness to children's needs. Using a factor analysis, I first show that commonly measured categories of quality are multidimensional and difficult to summarize in few indices. Teacher cognition and training positively predict teaching practices. Despite the detail of the measures, no clear link between teaching practises and child development is found for cognitive skills and only a weak link is found for socio-emotional development. Yet, children in preschools with a particularly low structural quality due to a lack of basic equipment perform significantly worse. Policywise, the results suggest that achieving a universal quality standard for all preschool facilities, instead of following a targeted approach, should be a priority in the studied context. The missing link between observed process quality and child outcomes can also explain why effects of teacher training are generally found to be small and confirm that effective teaching is difficult to measure.
Chapter 7 first summarizes how substantial work has demonstrated that early nutrition and home environments, including the degree to which children receive cognitive stimulation and emotional support from parents, play a profound role in influencing early childhood development. Yet, less work has documented the joint influences of parenting and nutritional status on child development among children in the preschool years living in low-income countries. Using panel data from 2016–17 on the parenting, nutritional status, and early developmental outcomes (executive function, language, early numeracy, and socioemotional problems) of 6,508 Cambodian children ages 3 to 5 years, the findings demonstrate that inequities in early development associated with family wealth are evident at age 3 and increase among children ages 4 and 5 years. Using hierarchical regression analysis, a significant share of these inequalities is explained by differences in parenting and early nutritional status, measured by stunting. Better-educated parents engage in more stimulating and supportive parenting practices. However, the positive association between parenting and language and early numeracy outcomes is 35%-54% stronger for non-stunted children, and parental activities explain only about 8%-14% of the cognitive gap between the lowest and highest wealth quintiles. The results highlight the need for additional research outlining interactions between environmental factors that link family wealth and child development.