dc.contributor.author
Wickert, Marion
dc.date.accessioned
2018-06-07T16:57:14Z
dc.date.available
2012-09-13T11:23:31.231Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/3207
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-7407
dc.description.abstract
Das Leerkauen der Pferde ist definiert als eine horizontale Kaubewegung
außerhalb der Futteraufnahme, nicht zu verwechseln mit der
Unterlegenheitsgebärde. Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Bedeutung
des Leerkauens aus Sicht der Physiologie und Ethologie zu untersuchen und
Rückschlüsse auf Befindlichkeiten zu ziehen. Die Untersuchungen teilen sich in
drei Abschnitte: 1\. Bei wildlebenden Pferden in Dülmen wird beobachtet, in
welchen Situationen Leerkauen auftritt. Es kann keinerlei Bezug zu Alter,
Geschlecht oder Rangposition festgestellt werden. 2. Zehn Dressur- und
Springpferde werden jeweils über fünf Tage am Boden trainiert und ihr
Verhalten bei der Bewältigung unbekannter Aufgaben analysiert. Es kann weder
eine Erhöhung der Herzfrequenz noch ein Anstieg an Stresshormonen aus
Speichelproben nachgewiesen werden. 3. An Circuspferden zeigte sich, dass die
Kautätigkeit bei Pferden ohne Mundstück im Maul im Vergleich zu der
Kautätigkeit mit Mundstück im Maul bzw. zusätzlich mit Ausbindern jeweils
erhöht war. Für das Leerkauen sind folgende Verhaltensmerkmale
charakteristisch: Die Lippen sind leicht geöffnet, die Zähne nicht sichtbar;
Mahlbewegung ist erkennbar; die Ohren sind seitlich nach hinten gestellt, mit
der Öffnung nach unten; der Hals ist gestreckt; während des Leerkauens ist an
Hals und Schweifrübe häufig eine Abwärtsbewegung erkennbar; die Augen sind
geöffnet, häufiger Lidschlag. Parallel zum Leerkauen treten weitere
Verhaltensweisen aus dem Bereich des Fress- und Komfortverhaltens auf. In
einem theoretischen Modell wird versucht, die Situation während des Leerkauens
zu erklären. Dafür wird vorausgesetzt, dass Selbsterhaltung eine
Grundeigenschaft von Lebewesen ist, für deren Erhalt Bedarfsdeckung und
Schadensvermeidung nötig sind. Hieraus resultiert eine Motivation, sich mit
der Umwelt auseinanderzusetzen, was zu einer emotionalen Bewertung sowohl der
Umweltreize als auch der eigenen Bewältigungsfähigkeit führt. Die Bewertung
der Umweltreize erfolgt zu Beginn, während und bei Abschluss der Handlung. Auf
etwas Zugehen spricht für funktionell für erwünscht, etwas Meiden für
funktionell für unerwünscht. Die Erfahrung ausreichender Bewältigungsfähigkeit
vermittelt emotionale Sicherheit und führt zu Entspannung, ausbleibende
Bestätigung dagegen zu Unsicherheit und Anspannung. Bei der Bodenarbeit wird
eine Begegnungsphase, bei der Meiden (Motivation A) dominiert, von einer
nachfolgenden Lernphase, bei der das Pferd nach einer Belohnung strebt
(Motivation B), unterschieden. Mit einem für das Pferd unspezifischen Reiz
schafft der Trainer eine zunächst unerwünschte Situation, die beim Pferd eine
Anspannung bewirkt. Ein Wegbleiben des Reizes nach erfolgreicher Bewältigung
der Aufgabe führt zu einer nachfolgend erwünschten Situation für das Pferd.
Die Erfahrung ausreichender Bewältigungsfähigkeit vermittelt dem Pferd
Sicherheit und führt zu Entspannung. Eben in dieser Übergangsphase von
Anspannung zu Entspannung zeigt sich das Leerkauen. Bei Wiederholung der Übung
wird der unspezifische Reiz zu einem spezifischen Reiz: Motivation A weicht
Motivation B, das Pferd lernt. Die Erfahrung unzureichender
Bewältigungsfähigkeit, die zuvor zu emotionaler Unsicherheit und Anspannung
geführt hat, bleibt aus. Ohne vorangehende Anspannung mit nachfolgender
Entspannung erfolgt auch kein Leerkauen mehr. Die Abnahme der Leerkautätigkeit
während mehrtägiger Bodenarbeit war nachweisbar. Bei den wildlebenden Pferden
in Dülmen kann aufgrund der Komplexität der Umwelt keine saubere Aufarbeitung
des Leerkauens erfolgen. Bei der Bodenarbeit ist das Leerkauen immer in
Übergangsphasen von Anspannung zu Entspannung zu beobachten. Seine Bedeutung
ist das sichtbare Erreichen eines Zustandes reduzierter Aktivität und somit
das Schaffen der Voraussetzung für das Aufkommen einer neuen
Handlungsbereitschaft. Aus ethologischer Sicht ist das Leerkauen bei der
Bodenarbeit ein sichtbares Zeichen des Spannungsabbaus. Aus physiologischer
Sicht bewirkt die Kaubewegung eine Aktivierung des Parasympathikus. Auch das
Leerkauen trägt somit je nach Dauer der Kautätigkeit mehr oder weniger stark
zur Entspannung bei, was unser theoretisches Denkmodell untermauert. Das
Erreichen eines Zustandes reduzierter physischer und psychischer Aktivität
wird begünstigt und in der Folge das Auftreten neuer Aktivitäten ermöglicht.
de
dc.description.abstract
“Leerkauen” in horses is defined as a horizontal chewing movement without
feeding and should not be mistaken as an inferiority gesture. The aim of the
present study is to analyse the meaning of “leerkauen”′ from the physiologic
and ethologic side and to draw resulting conclusions. The examinations are
divided into three parts: 1\. We observed situations of “leerkauen” which
occured in the wild living horses from the Merfelder Bruch in Dülmen/Germany
and could not find any correlation to age, gender or hierarchy position. 2.
Ten dressage and jumping horses were trained from the ground for five days
each, and we analysed their behaviour during solving unknown tasks. Neither
heart frequency nor salivary stress hormones increased significantly. 3. In
circus horses the chewing in horses which wore no bit was more frequent than
in horses which wore a bit or an additional bearing rain. “Leerkauen” is
characterized by the following behaviour: The lips are slightly opened, the
teeth hidden; a grinding movement is recognizable; the ears are put back with
their openings showing downward; the neck is craned; during “leerkauen”the
neck and the tail root are often lowered; the eyes are opened with frequent
blinking. The “leerkauen” is often accompanied by other patterns of feeding
and comfort behaviour. We tried to explain the situation during the
“leerkauen”by means of a theoretical model. Under the précis that self-
preservation is a fundamental feature of all creatures which requires
fulfillment of demands and prevention of damage. This results in motivation to
deal with the environment which leads to an emotional appraisal of external
stimuli as well as of the own coping skills. The appraisal of external stimuli
takes places before, during and on conclusion of an action. To step up to
something argues for functionally desirable, to avoid something for
undesirable situations. The experience of sufficient coping skills procures
emotional security and leads to relaxation, but absence of affirmation results
in incertainty and tension. During the training from the ground an encounter
phase with predominant avoidance (motivation A) is distinguished from a
consecutive learning phase where-as the horse aspires for a reward (motivation
B). By means of an unspecific stimulus the trainer creates an initially
unwanted which causes stress to the horse. The absence of the stimulus after
the successful completion of the task results in a consecutive desired
situation for the horse. The experience of sufficient coping skills procures
security and leads to relaxation. Just during this transitional phase from
tension to relaxation the horses show the “leerkauen”. By a repetition of the
task the unspecific stimulus becomes a specific stimulus: motivation A yields
motivation B, the horse is learning. The experience of insufficient coping
skills which formerly has led to emotional insecuritiy and tension is lacking.
Without a preceding tension with consecutive relaxation the “leerkauen” is
lacking. Therefore the frequency of “leerkauen”decreased during a five-day
training from the ground. The wild living horses in Dülmen are exposed to an
environmental complexity and therefore a proper refurbishment of
“leerkauen”cannot take place. During the training from the ground the
′”leerkauen”is always seen in transitional phases from tension to relaxation.
Its meaning is the visible achievement of a state of reduced activity and
therefore a precondition for the beginning of a new readiness for action. From
an ethologic point of view the “leerkauen” during the training from the ground
is a visible sign of stress relief. From a physiologic point of view the
chewing movement causes a parasympathetic activation. Therefore the
“leerkauen” dependent on time contributes to a stress relaxation which
supports our theoretical model. The achievement of a state of reduced physical
and psychic acitivity is endorsed and the beginning of new activities is
enabled.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
behavioural changes
dc.subject
behaviour patterns
dc.subject
autonomic nervous system
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Die Bedeutung des Leerkauens bei Pferden aus Sicht der Physiologie und der
Ethologie
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Holger Martens
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Christoph Lischer
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Michael Erhard
dc.date.accepted
2012-07-31
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000039008-9
dc.title.translated
The meaning of "leerkauen" in horses from the physiologic and ethologic point
of view
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000039008
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag
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FUDISS_derivate_000000011988
dcterms.accessRights.dnb
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open access