Beckenbodenfunktionsstörungen sind ein häufiges Problem und der Bedarf an präventiven Behandlungsstrategien ist groß. Dabei gilt die vaginale Geburt als Hauptrisikofaktor für die Entwicklung einer Beckenbodenfunktionsstörung, vor allem für den Descensus genitalis. Ein Drittel der Erstgebärenden leiden sechs Wochen nach der Geburt an Deszensussymptomen. Ein Jahr nach der Geburt sind immer noch 29% der Frauen betroffen. Ziel dieser Studie war es, durch eine frühe postpartale Pessartherapie, im Vergleich zur Standardversorgung, einen Descensus genitalis bei Primiparae (Erstgebärenden) zu verringern. Methoden Es wurde eine randomisierte Studie mit zwei Gruppen geplant: Erstgebärenden mit einem Stadium-2-Deszensus wurde ein bis drei Tage nach der vaginalen Geburt ein Ringpessar eingesetzt (Gruppe 1, Interventionsgruppe). Dieses wurde nach vier bis sechs Wochen von den Frauen selbständig nach Anleitung entfernt. Die Frauen in der Gruppe 2 (Standardgruppe) erhielten eine Standardversorgung, also keine Intervention. Da vorausgesehen wurde, dass einige Frauen die Intervention und andere die Standardversorgung bevorzugen würden, wurden Präferenzgruppen zugelassen. Die Untersuchung der Erstgebärenden erfolgte in drei Intervallen – ein bis drei Tage, sechs Wochen sowie ein Jahr nach der Geburt. Ermittelt, ausgewertet und verglichen wurden die Daten des POPQ (Pelvic organ prolapse qauntification), der Perinealsonographie und dem validierten Beckenboden-Frageboden für Schwangere und Frauen nach der Geburt. Ergebnisse Es konnten 44 Frauen in die Studie eingeschlossen werden. Einunddreißig Frauen wurden randomisiert und 13 Frauen bevorzugten die Präferenzgruppen. Aufgrund von Rekrutierungsschwierigkeiten musste die Studie vor Erreichen der Fallzahl nach einem Jahr abgebrochen werden. Infolgedessen fand die Analyse der Randomisations- und Präferenzgruppen zusammen statt. In der Interventionsgruppe waren 16 Frauen und in der Standardgruppe 28 Frauen. Beide Gruppen wiesen ähnliche demografische Charakteristika (Alter, BMI) auf. Sechs Wochen nach der Geburt hatten die Frauen, die ein Pessar trugen, einen signifikant geringeren anterioren Vaginaldeszensus (Ba -2 Pessargruppe; Ba -0,75 Standardgruppe). Dieser Unterschied war ein Jahr nach der Geburt nicht mehr feststellbar. Die Frauen aus der Interventionsgruppe hatten ein Jahr nach der Geburt einen signifikant geringeren hinteren Scheidenwandprolaps (Bp -3 Pessargruppe; Bp -1,5 Standardgruppe). Die Analyse des validierten Beckenboden-Fragebogen ergab hinsichtlich der Inkontinenz- und Deszensussymptome keinen Unterschied zwischen den Gruppen. Schlussfolgerungen Die Ergebnisse zeigen, dass eine frühtherapeutische Maßnahme, in Form der Pessarintervention, den Descensus genitalis sechs Wochen nach der Geburt verringern kann. Es bleibt unklar, weshalb dieser Vorteil nach einem Jahr nicht mehr zu verzeichnen war. Die Ergebnisse sind mit Vorsicht zu interpretieren, weil die ermittelte Fallzahl nicht erreicht werden konnte.
Pelvic floor dysfunction is a common problem and the need for preventative treatment strategies is high. Vaginal childbirth is the main risk factor for the development of a pelvic floor dysfunction, especially for the genital descent. A third of the women suffer from prolapse symptoms six weeks after their first delivery. One year after vaginal birth, 29% of women are still affected. The aim of the study was to assess whether -early postpartum pessary therapy may reduce pelvic organ prolapse after first vaginal birth. Methods A randomized study was planned with two groups: women after their first vaginal delivery with a stage 2 pelvic organ prolapse were offered a ring pessary one to three days after the vaginal birth (group 1, intervention group) or no intervention (standard group). This was removed by the women themselves after four to six weeks. Preference groups were allowed because of some women would prefer intervention and others would prefer standard care. The women were examined at three intervals - one to three days, six weeks and one year after birth. The data from POPQ, perineal sonography and the validated pelvic floor questionnaire for pregnant women and women after childbirth were determined, evaluated and compared. Results Forty-four women were included in the study. Thirty-one women were randomized and thirteen women preferred the preference groups (16 pessary, 28 standard). Due to recruitment difficulties, the study was stopped after one year before the required number of cases was reached. As a result, the analysis of the randomisation and preference groups was carried out together. The demographic baseline data were similar in both groups. Six weeks after delivery, the women in the pessary group had significantly less anterior vaginal prolapse (Ba -2 pessary group; Ba -0.75 standard group). This difference was no longer noticeable one year after birth. The women in the intervention group had significantly less posterior vaginal wall prolapse one year after birth (Bp -3 pessary group; Bp -1.5 standard group). Analysis of the validated pelvic floor questionnaire showed no difference in the incontinence and descent symptoms in the comparison of the two groups. Conclusions The results show that an early measure, in the form of pessary intervention, can reduce pelvic organ prolapse six weeks after birth. It remains unclear why this advantage was not seen after one year. The results should be interpreted with caution, because the required number of cases was not reached.