Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) stellen ca. 20% der stationär psychiatrisch behandelten Patienten; ihre Kinder tragen das Risiko ihrerseits Verhaltensstörungen bis hin zu psychiatrischen Erkrankungen zu entwickeln. Insbesondere der Mutter-Kind-Interaktion scheint eine wesentliche Bedeutung bei der Transmission von Belastungen von einer Generation auf die nächste zuzukommen. Die BPS ist wesentlich gekennzeichnet durch Störungen der Emotionsregulation. Ziel dieser Arbeit war es, mögliche Auswirkungen von veränderter maternaler Emotionswahrnehmung und –regulation auf die Mutter-Kind-Interaktion zu untersuchen. Hierfür wurden Mütter mit BPS und psychisch gesunde Mütter (KG) sowie deren Kinder im Berliner Grundschulalter (5-12Jahre) mittels Fragebögen und mittels der Emotionalen Verfügbarkeitsskalen (Emotional Availability Scales; Video-Interaktionsdiagnostik) untersucht. Die Untersuchung der verhaltensbezogenen Daten konzentrierte sich auf maternale Feinfühligkeit und Feindseligkeit. Die Fähigkeiten zur Emotionsregulation wurden mittels standartisiertem, skaliertem Selbsteinschätzungsfragebogen erfasst. Die Emotionswahrnehmung trauriger Emotionen des eigenen sowie eines unbekannten Kindes wurde bei den Müttern mit Hilfe von Funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht. Insgesamt konnten 75 Mutter-Kind-Dyaden in die Untersuchung eingeschlossen werden. Im Verhaltensexperiment zeigten sich Mütter mit BPS im Vergleich zu gesunden Müttern ihren Kindern gegenüber vermehrt feindselig und weniger feinfühlig. Mütter mit BPS hatten größere Schwierigkeiten in der Emotionsregulation. Kinder von Müttern mit BPS waren vermehrt verhaltensauffällig. Dieser Effekt wurde durch die Defizite der maternalen Emotionsregulation mediiert. Diese Ergebnisse deuten auf eine gestörte Mutter-Kind-Interaktion bei Müttern mit BPS und ihren Kindern und auf einen transgenerationalen Einfluss einer defizitären Emotionsregulation hin. In der fMRT-Untersuchung reagierten Mütter mit BPS im Vergleich zu gesunden Müttern auf traurige kindliche Gesichtsausdrücke mit einer Hyperaktivierung der Insula, einem mit Empathie vergesellschaftetem Areal. Im Vergleich zu gesunden Müttern zeigten sie Hypoaktivierungen in dorsolateralen präfrontalen Bereichen, die mit der Distanzierung des Selbst von aversiven Gefühlen assoziiert sind. Sowohl maternale Feindseligkeit als auch maternale Emotionsregulationsschwierigkeiten korrelierten positiv mit der Aktivierung in der rechten Insula. Maternale Feinfühligkeit korrelierte negativ mit der Aktivierung in der rechten Insula. Dieses fMRT- Ergebnis kann als vermehrte emotionale Ansteckung von Müttern mit BPS bei der Betrachtung trauriger kindlicher Gesichtsausdrücke interpretiert werden. Dies ist vereinbar mit dem Konzept einer reduzierten interaktionellen Kompetenz von Müttern mit BPS im Umgang mit negativer kindlicher Emotionalität aufgrund vermehrter eigener emotionaler Ansteckung.
People with Borderline personality disorder (BPD) represent about 20% of in-patient patients in psychiatric treatment; their children are at high risk of developing behavioral disorder or even psychiatric illness. Particularly the mother-child interaction seems to be of great importance for the transmission of stresses and strains from one generation to the next. A key feature of the BPD is difficulties in emotion regulation. The aim of this study was to examine potential effects of an altered maternal emotion recognition and emotion regulation on the mother-child-interaction. For this purpose mothers with BPD and sane mothers as well as their children aged between 5-12 (which represents primary school children in Berlin) were examined using the Emotional Availability Scales. The examination of the behavioral data focused on maternal sensitivity and hostility. The emotion regulation capacities were examined using a standardised, scaled-measurement questionnarie. Emotion recognition of sad emotions of their own as well as of an unknown child was analysed using functional magnetic resonance tomography (fMRI). In total 75 mother-child-diads could be in included in the examination. In the behavioral experiment mothers with BPD were more hostile and less sensitive towards their children comparing with sane mothers. Mothers with BPD showed more difficulties in emotion regulation. Children of mothers with BPD had more behavioral disorders than children of sane mothers. This effect was mediated by the deficits in emotion regulation. These results suggest a disturbed mother-child-interaction of mothers with BPD and their children and a transgenerational effect of impaired emotion regulation capacities. In the fMRI examination mothers with BPD in contrast to sane mothers showed a hyperactivation of the right insula - a brain area which is associated with empathic concern. In contrast to sane mothers they showed hypoactivation of dorsolateral prefrontal and frontal areas, which have been correlated with the distancing of aversive stimuli in previous studies. Maternal hostility and maternal emotion regulation deficits showed positive correlation to right insula activation. Maternal sensitivity showed an inverse correlation to activity of the right insula. These findings suggest an increased emotional contagion of mothers with BPD when looking at sad facial expressions of children. These results are consistent with a reduced competence of mothers with BPD when dealing with negativ infantile emotionality due to their own heightened emotional contagion.