dc.contributor.author
Werfel, Felix
dc.date.accessioned
2021-09-08T07:03:31Z
dc.date.available
2021-09-08T07:03:31Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/31806
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-31538
dc.description.abstract
Wie muss eine Gesellschaftstheorie operieren, die zur Überwindung von Herrschaftsverhältnissen beitragen soll? Eine methodische Entscheidung, die bei dieser Frage eine große Rolle spielt, ist die zwischen idealer und nicht-idealer Theorie. Ideale Theorien tendieren aufgrund ihrer Methodik dazu, ideologische Auffassungen der gesellschaftlichen Verhältnisse zu unterstellen, die Herrschaftsverhältnisse theoretisch reproduzieren und meliorative politische Theorie und Praxis daher nicht informieren können. Ich plädiere demgegenüber für eine Form nicht-idealer Theorie, die ihren theoretischen Ausgangspunkt im Standpunkt Beherrschter sucht, d.h. – letztendlich – an die in praktischer Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit entwickelten intellektuellen Traditionen beherrschter Gruppen anknüpft und diese kritisch fortführt.
Hierfür wird zunächst mit Charles Mills eine Ideologiekritik von John Rawls’ idealer Theorie, v.a. in A Theory of Justice, entwickelt. Konkret wird gezeigt, dass Rawls’ „farbenblinder“ Rassismusbegriff von einer historisch situierten, Weißen, Perspektive ausgeht, wodurch sich das, was er als Vorstellung einer vollkommen gerechten Gesellschaft ausgibt, als Projektion eines Weiß-strukturierten Denkens herausstellt. Ideale Theorie erscheint damit inhaltlich wie programmatisch als Theorie vom ideologischen Standpunkt Herrschender. Eine emanzipatorisch orientierte Sozialphilosophie ist, um der Gefahr zu entgehen, ideologisch zu werden, mit dem Anspruch konfrontiert, sich bewusst auf nicht-idealem theoretischem Boden zu verorten und den Standpunkt kenntlich zu machen, von dem aus Theorie betrieben wird.
Nicht-ideale Theorie wird mit Charles Mills als Theorie interpretiert, die vom Standpunkt Beherrschter ausgehen muss, weil dieser eine objektivere Sicht auf die gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnisse verspricht. Um den Prozess der Formulierung des Standpunkts Beherrschter näher zu bestimmen, werden einerseits Ansätze der feministischen Standpunkttheorie (v.a. Nancy Hartsock und Sandra Harding), andererseits einige epistemologische Theoreme Antonio Gramscis diskutiert. Die Formulierung eines kritischen Gruppenstandpunktes ist mit Gramsci nur als kollektiver Prozess, d.h. als Zusammenwirken von Intellektuellen und „Einfachen“ zu denken. Diese Position wird unter Rückgriff auf Celikates’ Konzept rekonstruktiver Kritik ergänzt.
Zuletzt wird unter Rückgriff auf die Epistemic-Injustice-Debatte gezeigt, dass die Gleichsetzung von Intellektuellentum und materiellem Privileg problematisch ist und Beherrschte nicht nur auch intellektuelle Funktionen ausüben können, sondern in bestimmten Hinsichten sogar besser dazu geeignet sind als herrschende Subjekte. Dies wird anhand Patricia Hill Collins’ Black Feminist Thought verdeutlicht. Es werden einige formelle Eigenheiten der Wissensproduktionsprozesse einer bestimmten beherrschten Gruppe, nämlich afro-amerikanischer Frauen, dargestellt und in Bezug zu Gramscis Konzeption organisch-intellektueller Tätigkeit gebracht.
de
dc.format.extent
79 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Organische Intellektuelle
de
dc.subject
Theorie und Praxis
de
dc.subject
Social Epistemology
en
dc.subject
Epistemic Injustice
en
dc.subject
Feministische Standpunkttheorie
de
dc.subject
Critical Race Theoriy
en
dc.subject.ddc
100 Philosophie und Psychologie::100 Philosophie::101 Theorie der Philosophie
dc.subject.ddc
100 Philosophie und Psychologie::120 Epistemologie::121 Epistemologie
dc.title
Nicht-ideale Gesellschaftstheorie und intellektuelle Praxis
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-refubium-31806-0
dc.title.subtitle
Umrisse eines emanzipatorischen Philosophieverständnisses im Anschluss an Gramsci und Mills
dc.title.translated
Non-Ideal Social Theory and Intellectual Practice. Outlines of an Emancipatory Understandig of Philosophy with Gramsci and Mills
en
refubium.affiliation
Philosophie und Geisteswissenschaften
refubium.affiliation.other
Institut für Philosophie
refubium.resourceType.isindependentpub
yes
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free
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open access