Zusammenfassung In der Kinder- und Jugendmedizin ist die Erstellung von Blutdruck-Normwerten von grundlegender Bedeutung für die Prävention, Diagnostik und Therapie der arteriellen Hypertonie. Aus der pädiatrischen Praxis ist bekannt, wie schwierig eine Erhebung des Blutdrucks bei kleinen Kindern ist. Das Ziel der vorliegenden Dissertation war es daher, Langzeitblutdruckmessungen (ABDM) bei gesunden Kindern im Vorschulalter durchzuführen und die Ergebnisse auszuwerten. Ob Körpergröße, Geschlechtszugehörigkeit, körperliche Bewegung, gestörte Nachtruhe oder ein Mittagsschlaf die Blutdruckparameter beeinflussen, wurde untersucht. Die methodische Eignung für kleine Kinder im klinischen Alltag wurde bewertet. Nach einem einheitlichen Messprotokoll wurden ABDM-Messungen in sechs europäischen pädiatrischen Zentren an insgesamt 182 Kindern vorgenommen. Die Messungen erfolgten zu Hause oder in der KiTa. Das schriftliche Einverständnis der Erziehungsberechtigten lag individuell für jeden Probanden vor. Die Studie wurde unter Beachtung der Deklaration von Helsinki und den GCP Guidelines durchgeführt. Beratung durch eine Ethikkommission sowie Genehmigung durch die zuständigen Erziehungs- und Schulbehörden wurde eingeholt. Mittelwerte für Blutdruck und Herzfrequenz (HF) wurden für Jungen und Mädchen in drei Größengruppen dargestellt. Blutdruckperzentilen wurden größen- und geschlechtsunabhängig erstellt. Die Auswertung des circadianen Verlaufes ermöglichte Aussagen zum Dipping. Beobachtungen zum Tages-Dip nach dem Mittagschlaf erfolgten an einer Subgruppe. Die Daten wurden unter Verwendung des ABDM-Monitors Spacelabs 90217 erhoben. Darstellung und Archivierung erfolgten über ein integriertes Softwareprogramm. Bei zunehmender Körpergröße war ein Anstieg des systolischen und diastolischen Blutdrucks zu beobachten, die HF sank tendenziell. Geschlechterunterschiede der erhobenen Messergebnisse bildeten sich bei den kleinsten Kindern stärker ab. Individuell verschiedene Tages- und Nachtverläufe beeinflussten die erhobenen Blutdruck- und HF-Werte unterschiedlich. Mittelwerte für 24-Stunden-Blutdruck für Jungen waren: 102/62 mmHg, für Mädchen 103/63 mmHg. Die kleinsten Kinder (bis 104 cm) hatten einen 24-Stundenblutdruck von 98/59 mmHg (Jungen) und 100/61mmHg (Mädchen). Die 50. Perzentile für den systolischen Blutdruck lag bei 103 mmHg, für den diastolischen Blutdruck bei 62 mmHg, für den MAD bei 77mmHg, für die HF bei 93 bpm. Ein Dipping war nicht durchgehend bei allen Kindern zu beobachten, der systolische Blutdruck sank nicht über 10 Prozent bei allen Jungen und bei 61 Prozent der Mädchen ab. Bei einer kleinen Gruppe zeigte sich durch einen abgehaltenen Mittagsschlaf kein Effekt auf den Tagesmittelwert. Hinweise auf mögliche Auswirkungen des Mittagsschlafs müssten an einer größeren Gruppe untersucht werden. Ob der BMI eine stärkere Korrelation zum Blutdruckverhalten aufweist als die Körpergröße, konnte aufgrund teilweise fehlender Gewichtsangaben abschließend nicht beurteilt werden. Geräteimmanente Störfaktoren waren für die Mitarbeit von Eltern und Kindern ausschlaggebend. Der Druckaufbau der Manschette führte zu häufigen Messunterbrechungen, Fehlmessungen und Abbrüchen der Messung. Abschließend jedoch war durch eine ausreichende Anzahl erfolgreicher Blutdruckmessungen die Darstellung von Norm-Blutdruckwerten bei gesunden Kindern im Vorschulalter möglich. Für weitere Fragestellungen und einer sicheren Ermittlung von Normalwerten dieser Altersgruppe wäre eine Untersuchung von größeren Kohorten notwendig.
Abstract The establishment of standard blood pressure values in paediatric and adolescent medicine is of fundamental importance for the prevention, diagnosis and therapy of arterial hypertension. It is well known in paediatric practice that it is difficult to determine blood pressure in small children. The aim of this thesis was therefore, to carry out 24-hour ambulatory blood pressure measurements (ABPM) in healthy children of pre-school age and to evaluate the results. It was assessed whether height, gender, physical activity, sleep disturbance or day naps influence the blood pressure parameters. It was also evaluated whether this measurement is suitable for use in small children in clinical practice. Six European paediatric study centers contributed ABPM measurements for evaluation. A total of 182 children were assessed. The measurements were taken at home or at a day-care center. The written consents of the parents or legal guardians were obtained for each proband. The study was approved by the ethical committee and education authorities. Mean values for blood pressure and heart rate were presented for boys and girls in 3 height groups. Blood pressure percentiles were generated independently of height and gender. Conclusions regarding dipping were determined by use of a circadian blood pressure curve. Observations on the daytime dip after naptime were made in a small subgroup. The data was collected using the ABPM monitor Spacelabs 90217, whereas display and archiving were carried out using an integrated software program. As the body height of the probands increased, the heart rate tended to decrease, whereas there was an increase in systolic and diastolic blood pressure. Gender differences in the measurement results were more pronounced in the smallest children. Different day and night trends influenced the blood pressure and heart rate values differently. Mean values for 24-hour blood pressure for boys were: 102/62 mmHg; for girls: 103/63 mmHg. The smallest children (up to 104 cm) had a 24-hour blood pressure of 98/59 mmHg for boys and 100/61 mmHg for girls. The 50th percentile for systolic blood pressure was at 103mmHg, for diastolic blood pressure at 62 mmHg, for MAP at 77mmHg and for the heart rate 93 bpm. Dipping was not observed in all children, even in all boys and in 61 % of the girls concerning the systolic blood pressure. In a small observation group day-naps (siesta) had no effect on the daily mean value. Indications of possible effects of naptime would have to be investigated on a larger group. Whether the BMI shows a stronger correlation to blood pressure behaviour than height could not be conclusively assessed due to the lack of missing weight data of some children. Device related problems were responsible for limitations in data acquisition and cooperation of children and parents. The pressure build-up of the cuff led to frequent measurement interruptions, incorrect measurements and discontinuation of measurements. Overall, however, a sufficient number of successful blood pressure measurements made it possible to generate standard blood pressure values in healthy children of pre-school age. Further studies of larger cohorts of this age should be performed to consolidate these results.