Die vorliegende Dissertation ist im Bereich der volkswirtschaftlichen Erforschung des subjektiven Wohlbefindens angesiedelt. Neben der Einleitung umfasst die Arbeit vier Kapitel mit Forschungshypothesen, die anhand empirischer Analysen komplexer Datensätze Beiträge zur Fachliteratur leisten. Kapitelübergreifend befasst sich die Arbeit mit drei Fragekomplexen. Der erste Forschungsschwerpunkt betrachtet die Auswirkungen von sozialen Einflussfaktoren auf das subjektive Wohlbefinden. Eingebettet in das theoretische arbeitsmarktökonomische Identitätsnutzenkonzept und der Relativeinkommenstheorie wird anhand von Paneldatenanalysen und quasi-experimentellen Forschungsmethoden aufgezeigt, wie das subjektive Wohlbefinden durch soziale Normen und das Einkommen anderer beeinflusst wird. Spezifisch wird untersucht, welche Auswirkungen eine Beschäftigung mit ergänzendem Grundsicherungsbezug auf die subjektive Lebenszufriedenheit hat (Kapitel 2). Auch Arbeitslosigkeit (Kapitel 4) und Vergleichseinkommen (Kapitel 5) werden als zentrale Einflussfaktoren auf das subjektive Wohlbefinden hin untersucht. Der zweite Forschungsschwerpunkt nimmt diese Befunde auf und untersucht, ob subjektives Wohlbefinden nicht nur Konsequenz von Einkommen und sozialen oder nicht-monetären Faktoren ist, sondern auch Ursache für Verhalten sein kann. In Ergänzung zur Betrachtung von monetären Anreizsystemen untersucht diese Arbeit, ob sich die Stigmatisierung („welfare stigma“) von Grundsicherungsbeziehern auf deren Arbeitssuche und Verweildauer im Transferbezug auswirkt (Kapitel 3). Der dritte Forschungsschwerpunkt befasst sich mit der methodologischen Frage nach den Unterschieden zwischen den Maßen des subjektiven Wohlbefindens. Hedonisches und evaluatorisches Wohlbefinden werden verglichen, indem die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit (Kapitel 4) und Vergleichseinkommen (Kapitel 5) auf beide Maße im direkten Vergleich betrachtet werden. Im Einzelnen untersucht Kapitel 2 Lebenszufriedenheitsänderungen bei Übergängen zwischen verschiedenen Beschäftigungsstati (Arbeitslosigkeit, regulärer Beschäftigung und Beschäftigung mit ergänzendem Transferbezug) mittels eines Differenzen-in-Differenzen-Ansatzes. Als Datengrundlage dient das Panel Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung (PASS) der Jahre 2007–2018. Es findet sich Evidenz für die Hypothese, dass bei geförderter Beschäftigung im Vergleich zur Arbeitslosigkeit ceteris paribus eine Erhöhung der Lebenszufriedenheit durch die Widerherstellung von latenten Vorteilen des Arbeitens stattfindet. Diese Vorteile sind allerdings nicht hinreichend, um ceteris paribus die subjektive Lebenszufriedenheit regulärer Beschäftigter zu erreichen. Insbesondere die Abweichung von einer sozialen Norm, welche besagt, dass Beschäftigte unabhängig von staatlichen Transferzahlungen ihren Lebensunterhalt bestreiten sollten, wird als ursächlich für Zufriedenheitsunterschiede identifiziert. In Kapitel 3 wird anhand des PASS in Verknüpfung mit administrativen Daten aus den integrierten Erwerbsbiografien (PASS-ADIAB) untersucht, ob und wie die Wohlbefinden sich auf die Arbeitssuche und die Verweildauer im ergänzenden Transferbezug von Beschäftigten auswirkt. Für die erste Hypothese, wonach eine geringere Lebenszufriedenheit die Wahrscheinlichkeit der Arbeitssuche erhöht, kann mittels Paneldatenschätzungen lediglich für geringfügig Beschäftigte eine negative Korrelation nachgewiesen werden. Für die zweite Arbeitshypothese, wonach die Dauer im ergänzenden Transferbezug ebenfalls negativ mit der Lebenszufriedenheit assoziiert ist, findet sich keine Evidenz. Kapitel 4 untersucht das hedonische Wohlbefinden von Arbeitslosen im Vergleich zu Beschäftigten mittels des Innovation Samples des sozio-ökonomischen Panels (SOEP-IS). Hierzu wird eine längsschnittliche, Survey-optimierte Fassung der Day Reconstruction Method (DRM) zur Aggregation von hedonischem subjektivem Wohlbefinden an bis zu vier individuellen Tagen der Jahre 2012–2015 verwendet. Das Kapitel kann mit diesem repräsentativen Paneldatensatz und unter Kontrolle von zeit-invarianter Heterogenität aufzeigen, dass das hedonische Wohlbefinden durch Arbeitslosigkeit kaum beeinflusst wird. Dieses aggregiert, zeitgewichtete Maß wird durch Arbeitsepisoden beeinträchtigt. Auch erlebte Sinnhaftigkeit während der Arbeit kann nicht kompensieren, dass Arbeiten zu den Aktivitäten gehört, die mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit als unangenehm empfunden wird. Kapitel 5 untersucht, wie das Vergleichseinkommen das subjektive Wohlbefinden beeinflusst. Das Vergleichseinkommen ist das Einkommen von relevanten Anderen. Es wird untersucht, wie bei konstantem eigenem Einkommen Änderungen des Vergleichseinkommens auf hedonisches und evaluatorisches Wohlbefinden wirken. Datengrundlage ist der Deutsche Alterssurvey (DEAS) 1996–2017. Die Assoziation wird mittels Pandeldatenanalysen dahingehend untersucht, ob die Beschäftigungsstati ‚Beschäftigt‘, ‚Rentenübergang‘ und ‚Ruhestand‘ die Wirkrichtung des Vergleichseinkommens beeinflussen. Es zeigt sich, dass der Zusammenhang zwischen einerseits hedonischem und andererseits evaluatorischem Wohlbefinden und Vergleichseinkommen sich nicht unterscheidet. Die Einbeziehung der Beschäftigungsstati hingegen prägt die Wirkrichtung des Vergleichseinkommens.
This dissertation contributes to the economics of well-being. In addition to the introduction, the thesis comprises four chapters with self-contained research papers that contribute to the literature through empirical analyses of complex data sets. Across chapters, three sets of research questions are addressed. The first research focus considers the impact of ‘social’ determinants on subjective well-being (SWB). Embedded in the identity utility theory on labor markets and relative income theory, this thesis carries out panel data analyses and quasi-experimental methods to show how SWB is affected by social factors such as norms and comparison income. Specifically, it examines the impact of in-work welfare benefits on life satisfaction (Chapter 2). This thesis examines two further major determinants of SWB by studying unemployment (Chapter 4) and comparison income (Chapter 5). The second research focus takes findings on such social and non-monetary factors and investigates whether SWB causes behavior, too. This thesis examines whether the stigmatization of in-work benefit recipients (“welfare stigma”) affects their on-the-job search and durations of transfer dependency (Chapter 3) to complement monetary incentives explaining labor market behavior. The third research focus addresses issues arising from the use of different SWB measures. Specifically, hedonic well-being and evaluative well-being are examined in direct comparison by studying the consequences of unemployment (Chapter 4) and comparison income (Chapter 5) on both measures side by side. In detail, Chapter 2 examines changes in life satisfaction during transitions between different employment statuses (‘unemployment’, ‘regular employment’, and ‘employment with in-work benefits’) using difference-in-differences approaches. Utilizing the Panel Labor Market and Social Security (PASS) from 2007¬¬-2018, we find evidence supporting the hypothesis that, ceteris paribus, an increase in life satisfaction compared to unemployment occurs for workers becoming reemployed with in-work benefits exceeding the accompanying income growth. However, such latent advantages from work are not sufficient to match, ceteris paribus, the life satisfaction level of regular employees. In particular, we identify the deviation from a social norm stating that workers should make their living independently from welfare transfer as a non-monetary cause for the compromised life satisfaction of in-work benefit employees. Chapter 3 uses PASS linked with administrative data from the integrated employment biographies (PASS-ADIAB) to examine whether and how life satisfaction affects on-the-job search and duration of in-work benefit episodes. For the first hypothesis, stating that reduced life satisfaction increases the probability of job search among employees, we find a negative correlation only for marginally employed workers. We find no evidence for the second hypothesis, stating that the time elapsed in supplementary in-work benefits is also negatively associated with life satisfaction. Chapter 4 examines the hedonic well-being of employed and unemployed workers using the Innovation Sample of the Socio-Economic Panel (SOEP-IS). For this purpose, a longitudinal, survey-optimized version of the Day Reconstruction Method (DRM) 2012-2015 is used to aggregate daily hedonic well-being into one measure – the ‘P-index’. Using this German representative panel data set and controlling for time-invariant heterogeneity, the chapter shows that overall hedonic well-being is barely affected by the employment status ‘unemployment’. However, this time-weighted well-being is influenced by the underlying time use and its subjective assessment. We find that work episodes of employed are among the activities with the highest shares of workers reporting unpleasant experiences. Experienced meaningfulness during work does not fully compensate for such unpleasant experiences. Chapter 5 examines how comparison income affects subjective well-being. Comparison income is the average income of relevant others. Given own income, the chapter investigates how changes in comparison income affect both hedonic and evaluative well-being in comparison. The study is based on panel data from the German Ageing Survey (DEAS) 1996-2017. It investigates this association under the consideration of the employment statuses ‘Employed’, ‘Retirement Transition’, and ‘Retirement’ to find evidence on the direction of the comparison income coefficient. It turns out that the relationship between hedonic well-being on the one hand and evaluative well-being on the other hand and comparison income align. Accounting for employment statuses, on the other hand, can alter the direction of the comparison income effect.