Einleitung Rezidivierende akute Tonsillitiden beeinträchtigen unter anderem die Lebensqualität der Betroffenen und gehen darüber hinaus mit sozioökonomischen Belastungen einher. Mindestens sechs mit Antibiotika behandelte Episoden einer Tonsillitis in einem Jahr sind die Voraussetzung, dass eine Tonsillektomie (TE) indiziert ist. Es ist allerdings unklar, ob diese Intervention zu einer verbesserten Lebensqualität des Patienten führt und einen sozioökonomischen Nutzen hat. Die Intention der vorliegenden Studie war es daher, die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten und ihren subjektiven Nutzen zu beleuchten und damit das Behandlungsergebnis umfassend zu bewerten.
Methoden Für die prospektive Evaluation der prä- und postoperativen Lebensqualität in Verbindung mit einer TE wurden als Messverfahren zwei Patient-Reported Outcome Measures (PROM) in Fragenbogenform eingesetzt: EuroQol-5D-3L und Glasgow Benefit Inventory (GBI). Diese PROM decken jeweils somatische, soziale und psychische Dimensionen der Lebensqualität ab. Die ergänzenden Fragen der Autorin bezogen sich auf die Patientenpräferenz hinsichtlich stationärer Liegedauer und Anzahl der krankheitsbedingten Fehltage. Die Untersuchungszeitpunkte der Fragebögen waren (1) präoperativ (2) postoperativ stationär (3) postoperativ nach vier Wochen (4) postoperativ nach sechs Monaten. Um der Frage nachzugehen, welche Patientengruppe den größten Nutzen aus der TE zieht, wurden außerdem Einflussfaktoren wie Alter und Geschlecht der behandelten berücksichtigt.
Ergebnisse Die Evaluation der prä- und postoperativen PROM zeigte, dass die TE zu einer signifikanten Besserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität führte. Aus Patientenperspektive war der postoperative Nutzen einer TE besonders in der Abnahme der krankheitsbedingten Fehltage (in Ausbildung oder Beruf) erkennbar. Medikamenteneinnahmen und Arztbesuche gingen ebenfalls zurück. Ein alters- und geschlechterspezifischer Trend konnte nicht ermittelt werden. Die somatische Dimension der Lebensqualität gewann an Bedeutung. Im Gegensatz dazu hatte die TE auf das allgemeine Lebensgefühl und die soziale Dimension der Lebensqualität keine maßgebliche Auswirkung.
Schlussfolgerung Zusammenfassend bestätigen die Ergebnisse der prä- und postoperativen Evaluation die positive Auswirkung einer TE auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten. Die TE stellt somit eine sinnvolle und weitreichende Alternative zur konservativen Therapie dar. Die Häufigkeit der Infektion sollte nicht das alleinige Ergebnismaß sein, vielmehr sollten auch die verbesserte Lebensqualität und der sozioökonomische Nutzen für den Patienten berücksichtigt werden. Weitere Untersuchungen sind empfehlenswert, um eine Kosten-Nutzen-Analyse aus der Patientenperspektive durchzuführen und um weitere Prädiktoren für die Entscheidung hinsichtlich der Indikationen für eine TE einzubeziehen.
Recurrent tonsillitis impairs patients’ health related quality of life (HRQoL) and causes socioeconomical restrictions. At least six episodes of tonsillitis per year with concurrent antibiotic treatment is required for a tonsillectomy to be performed. It is still uncertain, if patients consequently perceive improved health related quality of life and derive a socioeconomic benefit after the operation. Therefore, the aim of this study was to investigate how tonsillectomy affects HRQoL of patients besides the successful surgical intervention in order to obtain a complete treatment outcome. This study focused on the patient-relevant utilities, in other words, the benefits of the tonsillectomy for the patient. Methods To pursue the evaluation of pre- and postoperative quality of life related to tonsillectomy this study applies the Patient-Reported Outcome Measures (PROM) EuroQol-5D-3L and Glasgow Benefit Inventory. Additional questions by the author were also included. These PROM cover physical, social and psychological dimensions of quality of life. The questions added by the author refer to the patients’ preference regarding duration of hospital stay and their absent days from school or work. Times of investigation were (1) preoperative (2) postoperative during hospital stay (3) four weeks and (4) six month after surgery. Furthermore, influencing variables like age and sex of the patients were taken into account to explore which patient group benefits most from tonsillectomy. Results The appraisal of the pre- and postoperative PROM indicates that tonsillectomy significantly improves HRQoL. The benefit of tonsillectomy from a patient perspective is mainly due to reduced days of absence from school or work, diminished frequency of medication use and less visits to physicians. Age and gender specific differences were indistinguishable. In contrast, tonsillectomy did not impact emotional well-being and the social dimension of patients’ quality of life. Conclusion In summary, the results of the pre- and postoperative evaluation suggest a positive effect of a tonsillectomy on patients’ HRQoL. Tonsillectomy indicates a reasonable alternative to conservative treatment. Hence, the frequency of sore throat infections should not be the only outcome measure, but rather the enhanced quality of life and socioeconomic benefits for patients should be taken into consideration. Further studies are recommended in order to perform a cost-benefit analysis from the patients’ point of view and to investigate additional predictors for the indication of tonsillectomy.