Die Erfassung neuer Risikofaktoren und Erforschung neuer Behandlungskonzepte ist ein grundlegender Teil gegenwärtiger Schlaganfallforschung. In dieser Habilitationsschrift werden Forschungsarbeiten vorgestellt, die sich mit neuen diagnostischen Markern sowie aerobem Fitnesstraining als non-pharmakologische Therapie bei akuten und subakuten Schlaganfallpatienten beschäftigten. Das serologisch gemessene Lipoprotein (a) [Lp(a)] wurde als unabhängiger Risikofaktor für den ischämischen Schlaganfall identifiziert. Durch eine durchgeführte systematische Literaturrecherche und Meta-Analyse von prospektiven und retrospektiven Studien konnten wir nachweisen, dass ein erhöhter Lp(a)-Serumspiegel das relative Risiko für einen Schlaganfall um 30-40% erhöht. Im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie mit Patienten mit erstmaligem ischämischen Schlaganfall konnten wir ferner feststellen, dass ein Lp(a)-Spiegel >30 mg/dl das Risiko für ein erneutes vaskuläres Ereignis nach einem Jahr signifikant erhöhen kann. Es ist somit anzunehmen, dass das Lp(a) zumindest für spezielle Patientenpopulationen ein relevanter Faktor für das vaskuläre Residualrisiko nach Schlaganfall darstellt. Bildgebend konnte in der Akutphase bei Schlaganfallpatienten mit einem proximalen Gefäßverschluss mittels MRT nachgewiesen werden, dass das Ausmaß von hyperintensen Gefäßzeichen in der FLAIR-MRT mit einem verbesserten Funktionsniveau nach drei Monaten assoziiert ist. Ferner wurde in dieser Patientenpopulation ein klarer Zusammenhang zwischen hyperintensen Gefäßzeichen in der FLAIR-MRT und dem Grad der zerebralen Kollateralisierung gefunden und damit ein MRT-basierter, kontrastmittelfreier Surrogatparameter für die zerebrale Kollateralisierung bei akuten Schlaganfallpatienten bestimmt. Die Verwendung der post-KM-MRA Sequenz als neue Methode zur MRT-basierten Darstellung der Thrombuslänge bei Patienten mit akutem ischämischen Schlaganfall wurde in einer weiteren MRT-Studie vorgestellt. Damit konnte ein weiterer bildgebender Biomarker zur frühen Abschätzung des späteren Funktionsniveaus bei Patienten mit akutem ischämischen Schlaganfall erfasst werden. Im Vergleich zur Akutbehandlung des Schlaganfalls, ist die Qualität der wissenschaftlichen Evidenz für Therapien in der Subakutphase des Schlaganfalls als niedrig einzuschätzen. In einer multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie haben wir ein aerobes, Laufband-basiertes Fitnesstraining mit einer Kontrollintervention bestehend aus Entspannungsübungen direkt miteinander verglichen, um die Wirksamkeit und Sicherheit eines Laufbandtrainings für Patienten im subakuten Stadium nach Schlaganfall zu untersuchen. Die Ergebnisse unserer Studie zeigten hierbei, dass ein aerobes, Laufband-basiertes Fitnesstraining den Entspannungsübungen mit Bezug auf Ganggeschwindigkeit und Alltagskompetenz nach drei Monaten nicht überlegen war, jedoch mit einem erhöhten Risiko für schwerwiegende, unerwünschte Ereignisse assoziiert war. Durch die vorgestellten Arbeiten konnten wir bei akuten Schlaganfallpatienten mit dem Lp(a) einen laborchemischen Biomarker und mit dem FLAIR-MRT-basierten hyperintensem Gefäßzeichen sowie der mittels post-KM MRA gemessenen Thrombuslänge zwei bildgebende Biomarker identifizieren, die eine verbesserte Risikostratifizierung und Abschätzung des Langzeitverlaufs von Schlaganfallpatienten zulassen. Die Ergebnisse der randomisierten, kontrollierten PHYS-STROKE Studie erlaubten uns einen wichtigen, leitlinienrelevanten Beitrag zum Einsatz eines frühen Fitnesstrainings in der Neurorehabilitation zu liefern. Die gewonnenen Erkenntnisse aus den vorgestellten Arbeiten offenbaren im Hinblick auf Risikoabschätzung und Therapie eine hohe klinische Relevanz und dienen ferner als Grundlage für zukünftige wissenschaftliche Untersuchungen der klinischen Schlaganfallforschung.