In einer ersten Studie die “Skala der Emotionalen Entwicklung – Diagnostik” (SEED), ein Instrument für die Einschätzung der sozio-emotionalen Entwicklung bei Menschen mit IM, validiert. Dafür wurde die SEED bei 160 Kindern im Alter von 0-12 Jahren – als Referenz-gruppe für Menschen mit Intelligenzminderung (IM) - angewandt. Für die meisten Items zeigte sich die höchste Antwortwahrscheinlichkeit in der jeweiligen Zielaltersgruppe. Die Übereinstimmung zwischen dem emotionalen und dem chronologischen Entwicklungsalter war hoch (κw = 0,95; genaue Übereinstimmung = 80,6%). Insgesamt gibt die Normierungs-studie zur SEED Aufschluss über die Validität der Kriterien auf Item-, Domänen- und Skalenebene, in einer Stichprobe typisch entwickelter Kinder. In einer zweiten Studie wurde die Bedeutung von emotionalen Entwicklungsverzögerungen bei Menschen mit IM untersucht. Hierfür wurde eine Ursachenanalyse von Verhaltensstörungen bei Menschen mit IM durchgeführt. Methodisch wurde der Zusammenhang und der Einfluss des kognitiven und emotionalen Entwicklungsstands auf Verhaltensstörungen mit Korrelations- und Regressionsanalysen bei N = 262 Erwachsenen mit IM und psychischer Erkrankung bzw. schweren Verhaltensstörungen untersucht. Trotz der hohen Korrelation von kognitivem und emotionalem Entwicklungsstand fanden sich bei jedem zweiten Patienten kognitiv-emotionale Entwicklungsdiskrepanzen. Die Schwere der Verhaltensstörungen war assoziiert mit einem niedrigeren emotionalen Entwicklungsstand, insbesondere im Bereich der „Aggressionsregulation“. Es wurde geschlussfolgert, dass in der Ursachenabklärung von Verhaltensstörungen auch der emotionale Entwicklungsstand erhoben werden sollte. Neben emotionalen Entwicklungsverzögerungen treten bei Menschen mit IM auch häufiger tiefgreifende Entwicklungsstörungen auf. Daher wurden in einer dritten Studie die Häufigkeiten und klinischen Charakteristika von Autismusspektrumstörungen (ASS) bei Menschen mit IM erfasst. Hierfür wurden einer querschnittliche Datenanalyse einer klinisch-psychiatrischen Stichprobe von N = 710 Menschen mit IM durchgeführt. Die Häufigkeit von ASS in einer Stichprobe Erwachsener mit IM betrug 19 %. ASS war assoziiert mit einem höheren Schweregrad der IM, männlichem Geschlecht (bei leichter-mittelgradiger IM), Behandlung mit Antikonvulsiva und einer selteneren Beschäftigung in Werkstätten. Es wurde geschlussfolgert, dass ASS eine häufige, klinische Diagnose bei Erwachsenen mit IM ist.
The first study is considering that persons with intellectual and developmental disabilities, not only impaired in cognitive brain functions, but also in socio-emotional processing networks. There this study aims to validate the Scale of Emotional Development—Short (SED-S) to pro-vide an instrument for the assessment of socio-emotional brain functions. The SED-S was applied in 160 children aged 0–12 years. For the majority of items, the expected response pattern emerged, showing the highest response probabilities in the respective target age groups. Agreement between the classification of the different SED-S domains and chrono-logical age was high (κw = 0.95; exact agreement = 80.6%). The study normed the SED-S in a sample of typically developing children and provides evidence for criterion validity on item, domain and scale level. A second study investigated the significance of emotional developmental in persons with intel-lectual disability (ID). For this purpose, a analysis of behavioural disorders in persons with ID was conducted. The relatedness and the impact of cognitive and emotional functioning on chal-lenging behavior was investigated by correlation and regression analyses in 262 individuals with ID and mental disorders/ challenging behavior. Despite the high correlation between ID and emotional development, cognitive-emotional developmental discrepancies were found in every second patient. The severity of challenging behavior was associated with a lower level of emotional development, especially in the area of "aggression regulation". The level of emo-tional development should be ascertained in the context of an assessment of challenging behav-ior in individuals with ID. In order to emphasize the importance of considering emotional developmental diagnostics in persons with ID and mental illness, especially autism spectrum disorders (ASD), a third study assessed the frequencies and clinical characteristics of autism spectrum disorders (ASD) in per-sons with ID. For this purpose a cross-sectional data analysis of a clinical-psychiatric sample of N = 710 people with ID was performed. The frequency of ASD in a sample of adults with ID was 19%. ASD was associated with a higher severity of ID, male sex (in mild to moderate ID), treatment with anticonvulsants, and reduced employment rates. It was concluded that ASD is a common clinical diagnosis in adults with ID.