Die Diagnose Glaukom führt zur Einleitung therapeutischer Schritte; im Regelfall Beginn einer antiglaukomatösen Tropfenapplikation oder einer chirurgischen Intervention. Die klinischen Leitlinien (European Glaucoma Society EGS Guidelines 4th Ed.) empfehlen aktuell Therapieansätze zur Augeninnendruckreduktion als wichtigstem Risikofaktor der Glaukom- Progression. Mit der Entwicklung minimal-invasiver Operationsverfahren kann eine zusätzliche Möglichkeit zur effektiven Drucksenkung mit Erhalt der Lebensqualität in milden bis moderaten primären und sekundären Offenwinkelglaukomen den Patienten angeboten werden. Sie können dem Patienten sowohl als nächster Schritt bei insuffizienter Tropfentherapie als auch bei aus persönlichen Gründen abgelehnter antiglaukomatöser Therapie offeriert werden, bevor bulbuseröffnende, filtriende Verfahren eingesetzt werden müssen. Zusätzlich rückt ein neuroprotektiver Therapieansatz immer stärker in den Vordergrund. In den letzten 25 Jahren wurde noch einmal systematisch aufgearbeitet, dass das Glaukom als eine neurodegenerative Erkrankung durch Apoptose der retinalen Ganglienzellen und deren Axone zu definieren ist. Es liegt sowohl eine neuronale Degeneration im visuellen Signalweg als auch eine zerebrale diffuse Diffusionsstörung vor. Eine rein drucksenkende Therapie ist daher nicht immer imstande, die Progression eines Sehnervschadens langfristig aufzuhalten. Neuroprotektive Wirkstoffe entstammen nicht einer biochemischen Familie, sondern sind Faktoren aus unterschiedlichen Signalkaskaden mit anti-oxidativen, anti-inflammatorischen und anti-Protein aggregierenden Eigenschaften. Vielversprechende Ergebnisse der in vivo Tiermodellstudien zeigen eine signifikante neuroprotektive Wirkung von Curcumin und Coq10 auf die retinale Ganglionzelle. Zusammenfassend steckt der Einsatz neuroprotektiver Wirkstoffe in den Kinderschuhen. Trotz vieler in vivo Tiermodell-Studien erleben wir erst den Beginn der Translation der Neuroprotektiva auf den Menschen.