Bei der Überprüfung der Qualität von Gesundheitsstandards sollten alle Personen eingeschlossen werden, welche eine Versorgung durch das Gesundheitssystem erfahren. Für die geburtshilfliche Versorgung ist von Bedeutung, ob und inwiefern ein Versorgungsunterschied zwischen Frauen mit und ohne Migrationshintergrund besteht. Befragt wurden Hebammen, Ärztinnen und Ärzte von Berliner Geburtskliniken, welche Frauen unter der Geburt betreuen. Die Studie umfasste einen quantitativen (Onlinebefragung) und einen qualitativen (vertiefende Interviews) Teil, sodass sowohl Informationen aus einer Daten- als auch aus einer Inhaltsanalyse zur Verfügung stehen. Es konnten Fragebögen von 88 Personen der Onlinebefragung eingeschlossen werden, 34 Personen konnten für die umfassenden vertiefenden Interviews gewonnen werden. Das erhaltene Meinungsbild kann wie folgt zusammengefasst werden: Der Versorgungsstandard wird insgesamt als relativ hoch eingeschätzt. Allerdings wird angenommen, dass bestimmte Gruppen von Frauen mit Migrationshintergrund weniger gut erreicht werden. Diese vulnerablen Gruppen zeichnen sich durch einen prekären Aufenthaltsstatus und entsprechend dem Nichtvorhandensein einer gültigen Krankenversicherung, erst kürzliche Einreise nach Deutschland, keine ausreichenden Sprachkenntnisse, ein mangelhaft ausgeprägtes soziales Netzwerk und schwierige Lebensumstände aus. Sprachbarrieren und der zu geringe Einsatz von Sprachmittlern stellen nach Einschätzung der Studienteilnehmerinnen und – teilnehmer weiterhin Herausforderungen dar. Kulturell gegebene Diversitäten können zu Misstrauen bezüglich der Nachsorgeangebote der Hebammen führen. Strukturelle Schwierigkeiten wie der Mangel an Personal erschweren die Versorgung aller Frauen, vor allem die Erreichbarkeit von Frauen mit Migrationshintergrund. Für eine Verbesserung der Versorgungslage sollten Maßnahmen wie zielgruppenadaptierte Gesundheitsaufklärung in mehreren Sprachen, der Routineeinsatz von Dolmetschern und Kurse zu interkultureller Verständigung zum Abbau von Skepsis und Misstrauen beider Seiten stattfinden. Das Entstehen von Doppelstandards in der Versorgung sollte vermieden werden. Des Weiteren wurde eine zusätzliche ambulante Versorgung von Flüchtlingen als hilfreich beschrieben. Die Lösung struktureller Probleme (Personalmangel, ungleiche Versorgung von Frauen ohne gültigen Aufenthaltsstatus) wurde angemahnt.
To investigate the quality of health care, everyone receiving it should be included. This study aims to identify whether and how maternity care differs between women with and without migration background. Several maternity care professionals such as midwives and physicians, providing care during labour and birth, were interviewed. Collecting information for a quantitative (online questionnaire) and a qualitative research (semi-structured interviews), the following analysis was then based on its data and content. Questionnaires filled out by 88 maternity care professionals and 34 in-depth interviews were included. The overall opinion gathered from the study can be conveyed through the following sentiment: maternity care is considered to be of relatively high quality, but some groups of women with migration background are assumed to be less represented in the maternity care system. These vulnerable subgroups, often having newly arrived in the country, are characterised as having an ambiguous residency status and, due to this, do not possess health insurance, sufficient German language skills, lack a reliable social network and comfortable living conditions. Language barriers, compounded by the low usage of professional translators, still represent challenges in care. Cultural differences can give way to mistrust concerning midwives’ postpartum care. Logistical problems, such as shortage of staff, impede the quality and provision itself of care for all women, especially for vulnerable subgroups. To improve the quality of maternity care, certain measures need to be taken, such as the availability of health education in several languages, the routine use of professional translators and training workshops for intercultural communication to minimise skepticism and mistrust on both sides. Creating double standards should also be avoided. Additional ambulant consultation hours for refugee women were described as useful. The solution of logistical problems (shortage of staff, unequal care for women with a precarious legal status) was advised.