Mit der vorliegenden Arbeit wurde der Überblick bezüglich der Struktur und des Netzwerks der Hörnchenhaltung und -zucht in Deutschland, einer von vielen Nischen bei Tier-Mensch-Schnittstellen, erweitert. Dazu wurden Register für in Zoos und Privathaushalten gehaltene Hörnchen erstellt. Die hierbei auftretenden Schwierigkeiten bezüglich der Erreichbarkeit der betreffenden Personengruppen machten deutlich, dass eine zügige Untersuchung und die Eindämmung eines Infektionsgeschehens erheblich erschwert war. Der Mangel an Daten nicht nur zu Hörnchenhaltungen, sondern auch bezüglich des Besitzes der meisten exotischen Haustiere, ist sowohl im deutschen System als auch dem anderer Länder der Welt inhärent. Die Interaktion mit der Community von Halter*innen und Verkäufer*innen exotischer Haustiere offenbarten das Ausmaß von gehandelten und gehaltenen Arten. Der beschriebene Ansatz kann als Vorlage für die epidemiologische Aufarbeitung neu auftretender Krankheiten bei exotischen Tieren dienen. In auf den Registern aufbauenden Querschnittsstudien wurde für die Hörnchenpopulation in Privathaushalten und die Hörnchenpopulation in Zoos die Prävalenz von Subpopulationen geschätzt, in denen mindestens ein Individuum VSBV-1-infiziert war. Hierzu wurden Maultupfer oder Kotproben von 58 private bzw. 53 zoologische Subpopulationen mittels RT-qPCR auf das Vorhandensein von VSBV-1-spezifischer RNA untersucht. Dabei ergab sich eine VSBV-1-Prävalenz von 0 % (95 % CI 0 – 6,2 %) in privaten Subpopulationen und von 1,9 % (95 % CI 0 – 9,9 %) in Zoo-Subpopulationen. Für die Studienteilnahme wurde über eine Vielzahl von Hörnchen-spezifischen Medien geworben, wodurch innerhalb der Risikopopulation der Hörnchenhalter*innen und –pfleger*innen das Bewusstsein für die potentielle Infektionsgefahr durch ungetestete Hörnchen erhöht werden konnte. Durch Intensivierung der Nachverfolgungsermittlungen in von VSBV-1 betroffenen Hörnchenhaltungen, -subpopulationen und Individuen konnte ein Handelsnetzwerk rekonstruiert werden. Gestützt durch phylogenetische Analysen des Genoms von VSBV-1-Isolaten konnte gezeigt werden, dass das VSBV-1-Geschehen in Deutschland vermutlich auf einen einmaligen Eintrag von VSBV-1 mit einem Prevost-Hörnchen zurückgeht, das Ende der 1990er aus seinem Herkunftsland Indonesien importiert wurde. Von der Haltung des Importeurs wurde das Virus über gehandelte Tiere in Zoos und weitere private Haltungen verbreitet. In einer dieser Haltungen wurde VSBV-1 auf Bunthörnchen übertragen. Somit können sich die zukünftigen Untersuchungen zum Erregerursprung und Wildtierreservoir auf den südostasiatischen Raum konzentrieren.
The presented work increases the insight into squirrel husbandry in Germany. Registers for squirrels kept in zoos and private households were created. The difficulties in reaching the population at risk disclosed that the rapid examination and containment of a disease is considerably hampered. The lack of data, not only on squirrel husbandry but also on the ownership of most other exotic pets, is inherent in the German system as well as in that of other countries around the world. Interacting with the community of owners and sellers of exotic pets revealed the extent of traded and kept species. The described approach may serve as a blueprint for the epidemiological investigation of emerging diseases in exotic animals. In cross-sectional studies based on the registers for the squirrel population in private households and the squirrel population in zoos, the prevalence of subpopulations was estimated, in which at least one individual was infected with VSBV-1. To this end, oral swabs or fecal samples from 58 private and 53 zoological subpopulations were analyzed by RT-qPCR for the presence of VSBV-1-specific RNA. This resulted in a prevalence of 0 % (95 % CI 0 - 6.2 %) of VSBV-1 in private subpopulations and 1.9 % (95 % CI 0 - 9.9 %) in zoo subpopulations. Participation in the study was advertised through a variety of squirrel-specific media, thus raising awareness for the potential risk of infection in untested squirrels within the population at risk, e.g. squirrel owners and animal caretakers. By intensifying the follow-up investigations of VSBV-1 affected squirrel holdings, subpopulations and individuals, a trade network could be reconstructed. Supported by phylogenetic analyses, the network pointed to a single entry of VSBV-1 with a Prevost squirrel imported from its country of origin, Indonesia, in the late 1990s. From the importer's husbandry, the virus spread via traded animals to zoos and other private holdings. In one of these holdings, VSBV-1 was transmitted to variegated squirrels. Future research regarding the origin and natural reservoir of VSBV-1 may thus focus on the Southeast-Asian region.