dc.contributor.author
Ruprecht, Klemens
dc.date.accessioned
2018-06-07T16:49:32Z
dc.date.available
2011-11-16T09:39:31.770Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/3086
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-7286
dc.description.abstract
Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche und
demyelinisierende Erkrankung des zentralen Nervensystems. Auch wenn die
Ätiologie der MS unverstanden ist, sprechen zahlreiche Befunde dafür, dass die
MS auf dem Boden einer komplexen Interaktion von genetischen und
Umweltfaktoren entsteht. Als ein möglicherweise bei der MS relevanter
Umweltfaktor wurde in den 1990er Jahren, ausgehend von in
Zellkulturüberständen und Plasma von Patienten mit MS nachgewiesenen
retroviralen RNA Sequenzen, ein MS-assoziertes Retrovirus (MSRV) beschrieben.
In der Folge stellte sich heraus, dass MSRV Sequenzen eine hohe Ähnlichkeit zu
einer Familie humaner endogener Retroviren (HERV), HERV-W, haben. HERVs sind
Relikte von im Laufe der Evolution stattgehabten Keimbahninfektionen durch
exogene Retroviren, die sich stabil in das humane Genom integriert haben.
Verschiedene Arbeiten legten sowohl eine mögliche Rolle eines putativen MSRV
Envelope (Env) Proteins als auch eines Volllängen HERV-W Env Proteins
(Syncytin-1) bei der MS nahe. Insbesondere konnte in immunhistologischen
Untersuchungen die Expression eines HERV-W Env Proteins in akuten MS-Läsionen
nachgewiesen werden. Vor diesem Hintergrund wurden in der vorliegenden
kumulativen Habilitationsschrift verschiedene Kernfragen zu MSRV/HERV-W und
deren möglicher Bedeutung für die MS in Originalarbeiten untersucht. Zunächst
wurde die Regulation der Expression von HERV-W Proteinen durch anderweitige
virale Erreger am Beispiel des Herpes simplex Virus Typ 1 (HSV-1) analysiert,
wobei gezeigt werden konnte, dass eine Infektion mit HSV-1 u.a. zu einer
Induktion eines HERV-W Env Proteins in neuronalen und endothelialen
Zellkulturen führt. Nachdem für das HERV-W Env Protein Syncytin-1
oligodendrotoxische und proinflammatorische Eigenschaften beschrieben wurden,
könnte eine Heraufregulation dieses Proteins durch HSV-1, oder auch
anderweitige virale Erreger, eine für die MS relevante Rolle spielen. Das
genaue Verhältnis von MSRV und HERV-W sowie der Status von MSRV als
retroviraler Entität waren bislang ungeklärt, insofern war ein zentrales Thema
der hier dargestellten Arbeiten die Aufklärung der Identität von MSRV. Sollte
es sich bei MSRV um ein infektiöses, exogenes Retrovirus handeln, wäre zu
erwarten, dass sich bei infizierten Individuen eine Immunantwort gegen MSRV
findet. In einer diesbezüglichen Untersuchung zeigte sich jedoch, dass weder
Patienten mit MS noch Kontrollen relevante humorale oder zelluläre
Immunantworten gegen MSRV/HERV-W Proteine aufweisen. In einer weiteren Arbeit
wurde an Hand der humanen Keinzelltumor-Zelllinie Tera-1, welche von der
HERV-K (HML2) Familie enkodierte retrovirale Partikel produziert, die
Verpackung von HERV Transkripten in retrovirale Partikel studiert. Aus den
Ergebnissen dieser Untersuchung konnte geschlossen werden, dass die vormalige
Annahme, dass die als „MSRV“ bezeichneten RNA Sequenzen auch für „MSRV-
Partikel“ kodieren, sich in dieser Form nicht aufrecht erhalten lässt.
Zusätzlich wurde die zentrale Frage des Ursprungs der publizierten MSRV env
Sequenzen durch eine systematische Analyse transkribierter HERV-W env loci
sowie publizierter MSRV env Sequenzen bearbeitet. Ein wichtiges Ergebnis
dieser Arbeit war, dass sämtliche publizierten MSRV env Sequenzen sich auf
Transkripte verschiedener genomischer HERV-W loci bzw. in vitro
Rekombinationen unterschiedlicher HERV-W Transkripte zurückführen lassen. Im
Rahmen unserer Untersuchungen konnte ein auf Chromosom Xq22.3 gelegener
transkribierter HERV-W env locus identifiziert werden, der nach einem einzigem
vorzeitigem N-terminalem Stop-Codon einen langen offenen Leserahmen für ein
475 Aminosäuren langes N-terminal trunkiertes HERV-W Env Protein besitzt. In
einer weiteren Arbeit konnte abschließend gezeigt werden, dass der Xq22.3
HERV-W env locus (ERVWE2) in der Lage ist, ex vivo ein N-terminal trunkiertes
HERV-W Env Protein (N-Trenv) zu produzieren. Durch Reversion des vorzeitigen
Stop-Kodons in Xq22.3 HERV-W env konnte zudem ein Volllängen Xq22.3 HERV-W Env
Protein rekonstituiert und dessen Eigenschaften im Vergleich zu N-Trenv
charakterisiert werden. Die Ergebnisse zusätzlich durchgeführter
immunhistochemischer Untersuchungen sind vereinbar mit einer Expression von
Xq22.3 HERV-W Env in MS-Läsionen in vivo. Zusammenfassend sprechen die hier
dargestellten Befunde klar gegen die Annahme, dass es sich bei MSRV um ein
infektiöses, replikationskompletentes, exogenes Retrovirus, im Sinne eines
„MS-Erregers“ handelt. Auf der anderen Seite liegen jedoch Hinweise dafür vor,
dass einzelne HERV-W Proteine eine pathophysiologisch relevante Rolle bei der
MS spielen könnten. In diesem Zusammenhang konnte ein HERV-W env Gen (ERVWE2)
charakterisiert werden, das die Fähigkeit zur Expression eines neu entdeckten
HERV-W Env Proteins (N-Trenv) besitzt. Unsere Daten sind vereinbar mit der
Auffassung, dass es sich bei dem in MS-Läsionen exprimiertem Protein um
N-Trenv handeln könnte. Die exakte Identität des in MS-Läsionen exprimierten
HERV-W Env Proteins sollte in zukünftigen Untersuchungen genauer geklärt
werden um davon ausgehend die mögliche pathophysiologische Relevanz dieses
Proteins bei der MS weiter untersuchen zu können.
de
dc.description.abstract
Multiple sclerosis (MS) is a chronic inflammatory demyelinating disease of the
central nervous system. Although its precise etiology is unknown, there is
broad evidence that it is caused by a complex interaction of genetic and
environmental factors. Based on the detection of retroviral sequences in cell
culture supernatants and plasma of patients with MS, an MS-associated
retrovirus (MSRV) was described as a possibly relevant environmental factor
for MS in the 1990ies. Subsequently, it turned out that MSRV sequences are
highly similar to a family of human endogenous retroviruses (HERV), namely
HERV-W. HERV are considered remnants of ancient germ cell infections by
exogenous retroviruses that took place in the evolutionary past and were
stably fixed in the human genome. Previous work suggested a possible role of a
putative MSRV envelope (Env) protein as well as of a full-length HERV-W Env
protein (syncytin-1) in MS. In particular, immunohistological investigations
demonstrated expression of a HERV-W Env protein in acute MS brain lesions. The
present cumulative habilitation thesis summarizes original work that addresses
a number of key questions concerning MSRV/HERV-W and its possible role in MS.
First, we analysed the regulation of HERV-W proteins by others viruses using
herpes simplex virus type 1 (HSV-1) as an example. We could show that
infection with HSV-1 induces a HERV-W Env protein in neuronal and endothelial
cells. As the HERV-W Env protein syncytin-1 has been reported to possess
oligodendrotoxic and proinflammatory properties upregulation of this protein
by HSV-1, or other viruses, might be relevant in MS. Because the exact
relationship of MSRV and HERV-W as well as the status of MSRV as a retroviral
entity were previously not well defined, a central topic of our work was the
clarification of the identity of MSRV. If MSRV was an exogenous infectious
retrovirus one would expect to find an immune response against MSRV in
infected individuals. However, in a comprehensive study of
MSRV/HERV-W-specific immune responses we were unable to demonstrate relevant
humoral or cellular immune responses against MSRV/HERV-W proteins in patients
with MS or controls. Next, using the human germ cell tumor line Tera-1, which
produces retroviral particles encoded by the HERV-K (HML2) family, we studied
the packaging of HERV transcripts in retroviral particles, as a model for the
proposed packaging of MSRV transcripts in MSRV particles. Results of this
investigation suggest that the former assumption that MSRV RNA sequences also
code for MSRV particles cannot be sustained. We also addressed the important
question of the origin of published MSRV env sequences through a systematic
analysis of transcribed HERV-W env loci and previously described MSRV env
sequences. One central result of this work was that all formerly published
MSRV env sequences may be explained as being derived from genomic HERV-W loci
or in vitro recombinations of transcripts from different HERV-W loci. During
the course of our studies we identified a HERV-W env locus on chromosome
Xq22.3, which is transcribed in human mononuclear blood cells, and, following
a single premature N-terminal stop codon, harbours a long open reading frame
for a 475 amino acid N-terminally truncated HERV-W Env protein. We could show
that the Xq22.3 HERV-W env locus has the capacity to produce an N-terminally
truncated HERV-W Env protein (named N-Trenv) ex vivo. Furthermore, by
reversing the premature stop codon in Xq22.3 HERV-W env we could reconstitute
a full-length Xq22.3 HERV-W Env protein, whose properties were characterized
in comparison to N-Trenv. Results of additional immunohistological
investigations are compatible with the expression of Xq22.3 HERV-W Env in MS
brain lesion in vivo. In summary, our results argue against the idea that MSRV
is an exogenous, replication-competent, and infectious retrovirus. MSRV is
therefore very unlikely to be a “MS-causing agent”. Nevertheless, there is
some evidence that particular HERV-W proteins could play a
pathophysiologically relevant role in MS. In this context, a HERV-W env gene
located on chromosome Xq22.3 (named ERVWE2) was shown to have the capacity to
produce a newly discovered N-terminally truncated HERV-W Env protein
(N-Trenv). Our findings are compatible with the concept that N-Trenv might be
expressed in MS brain lesions. Future studies should clarify the exact
identity of the HERV-W Env protein expressed in MS brain lesion in order to
further clarify the possible pathophysiological relevance of this protein in
MS.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
neuroimmunology
dc.subject
multiple sclerosis
dc.subject
human endogenous retroviruses
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Zur möglichen Rolle humaner endogener Retroviren in der Pathogenese der
Multiplen Sklerose
dc.contributor.contact
klemens.ruprecht@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. R. Hohlfeld
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. O. Aktas
dc.date.accepted
2011-10-24
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000034462-7
dc.title.translated
On the possible role of human endogenous retroviruses in the pathogenesis of
multiple sclerosis
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000034462
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000010251
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access