Ziel der retrospektiven Studie war, die Versorgung diaphysärer und distal metaphysärer Unterarmfrakturen mit winkelstabilen und nicht-winkelstabilen Osteosyntheseverfahren, deren Heilung und etwaige Komplikationen unter Berücksichtigung von patienten- und frakturabhängigen Einflussfaktoren zu analysieren. Insgesamt wurden 88 Hunde mit 91 diaphysären oder distal metaphysären Radius/Ulnafrakturen (3 Hunde mit bilateraler Fraktur) ausgewertet. Die Frakturen wurden in den Jahren 2009-2015 in der Klinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin mit Plattenosteosynthese oder Fixateur externe stabilisiert. Die 88 Hunde gehörten 39 verschiedenen Rassen bzw. Mischlingen dieser Rassen an. Das Alter der Hunde variierte zwischen 2 und 186 Monaten und entsprach einem Durchschnittsalter von 3,17 Jahren. 52,3 % der Hunde waren weiblich und 47,7 % männlich. Leichtgewichtige Rassen (< 5 kg; Toyrassen) waren mit 31,8 %, niedrig- (5-15 kg) mit 23,9 %, mittel- (> 15-30 kg) mit 26,1 % und schwergewichtige (> 30 kg) mit 18,2 % vertreten. Frakturursachen waren Verkehrsunfälle (42,9 %), Sturz aus niedriger Höhe (24,2 %), Bagatelltraumen (Hängenbleiben, Einklemmen oder Spiel, Tritt; je 9,9 %), Hundebiss- (5,5 %) oder Wildschweinverletzung (2,2 %). Bei 5,5 % der Hunde war die Ursache unbekannt. Bei 96,7 % waren sowohl Radius als auch Ulna, bei 3,3, % nur der Radius frakturiert. 74,7 % der Frakturen betrafen die Diaphyse und 25,3 % die distale Metaphyse. Die distale Metaphyse war bei den leichtgewichtigen Hunden (< 5 kg) häufiger (46,7 %) als bei den schwereren (6,3-18,2 %) gebrochen. Insgesamt war die Quer- (79,1 %), vor Splitter- (12,1 %) und Schrägfraktur (8,8 %) häufigster Frakturtyp. Auch bei getrennter Betrachtung der Lokalisation machten Querfrakturen den jeweils größten Anteil (Diaphyse: 77,9 %; distale Metaphyse: 82,6 %) aus. 14,3 % der Frakturen waren offen. Die Frakturen wurden nach durchschnittlich 1,07 Tagen versorgt. Die Operationsdauer betrug durchschnittlich 67,7 Minuten. 46,2 % der Operationen wurden durch sehr erfahrene und 53,8 % durch weniger erfahrene Chirurgen vorgenommen. 83,5 % der Frakturen wurden winkelstabil (73,6 % NCP; 9,9 % Fixateur externe) und 16,5 % nicht-winkelstabil (DCP) stabilisiert. Platten- (90,1 %) waren insgesamt häufiger als Fixateur externe-Osteosynthesen (9,9 %). Im distal metaphysären Bereich wurde der Fixateur externe häufiger (17,4 %) als im diaphysären (7,4 %) eingesetzt. 78 % der Frakturen wurden nach dem Operationstag noch mindestens einmal in der Klinik geröntgt. Die röntgenologisch belegte Heilung von 52 Frakturen betrug durchschnittlich 15,58 ± 7,9 Wochen. Patienten- (Alter, Geschlecht, Körpergewicht) und frakturabhängige (Frakturlokalisation, -typ, offen vs. geschlossen) Faktoren beeinflussten die Heilungszeit nicht signifikant. Mit Fixateur externe versorgte Frakturen heilten tendenziell schneller (11,33 ± 7,89 Wochen) als nach Plattenosteosynthese (16,13 ± 7,87 Wochen), dieser Unterschied war nicht signifikant. Zwischen den mit nicht-winkelstabiler (DCP) und winkelstabiler Plattenosteosynthese (NCP) versorgten Frakturen waren keine signifikant unterschiedlichen Heilungszeiten festzustellen. Das traf im Vergleich nicht-winkelstabile Osteosynthesen (DCP) mit den winkelstabilen (NCP und Fixateur externe) auch zu. Die Implantate wurden bei 54 Frakturen auch wieder in der Klinik entnommen. Die daraus errechneten Implantatliegezeiten waren für Fixateur externe-Osteosynthesen signifikant kürzer (10,88 ± 5,08 Wochen; p = 0,036) als für Plattenosteosynthesen (16,69 ± 8,58 Wochen). Keine signifikanten Unterschiede der Implantatliegezeiten ergaben die Detailanalysen nicht-winkelstabile vs. winkelstabile Plattenosteosynthesen und nichtwinkelstabile vs. winkelstabile Osteosynthese. Der Heilungsverlauf wurde bei 84 Hunden (95,5 %) mit 84 Frakturen (92,3 %) in der Klinik kontrolliert. Bei 33 (39,3 %) Frakturen (= Patienten) war die Heilung (bei einigen mehrfach) komplikationsbehaftet (57 Komplikationen). Häufigste Komplikationen waren Osteomyelitis und Knochenresorption (je 13,1 %; n = 11), gefolgt von Frakturheilungsstörungen (Malunion, Nonunion, Delayed Union; 10,7 %; n = 9), Implantatversagen (8,3 %; n = 7), Ankylose des Karpalgelenks (2,4 %; n = 2) und transienter Radialislähmung (1,2 %; n = 1). Patienten mit Osteomyelitis wurden antibiotisch behandelt (n = 11), gelockerte Implantate wurden entfernt (n = 2), autologe Spongiosa angelagert und/ oder die Montage gewechselt (n = 1). Zur Therapie von Knochenresorption und Non- oder Delayed Union wurden die Frakturen dynamisiert (n = 6) die Montage gewechselt (n = 1) und/ oder ein Castverband nach Implantatentfernung angelegt (n = 2). Wundinfektionen wurden antibiotisch therapiert. Bei Implantatversagen wurde die Montage gewechselt (n = 3), gelockerte Implantate entfernt (n = 2) oder erneut fixiert (n = 1). Bei Refrakturen wurde eine Reosteosynthese mit Wechsel des Osteosyntheseverfahrens (n = 6) vorgenommen. Die Ankylose im Karpalgelenk und die Radialislähmung wurden physiotherapeutisch behandelt. Malunions (allesamt geringgradige Achsenfehler) wurden nicht korrekturosteotomiert und Synostosen nicht reseziert, da sie keine Funktionsbeeinträchtigung verursachten. Zwischen patientenabhängigen Einflussgrößen (Rasse, Alter, Geschlecht, Körpergewicht) und dem allgemeinen Komplikationsrisiko waren keine signifikanten Zusammenhänge aufzudecken. Das Gewicht der Patienten wirkte sich allerdings signifikant auf das Risiko eine Osteomyelitis zu entwickeln aus (p = < 0,001). Frakturabhängige (Frakturlokalisation, -typ, offen vs. geschlossen) waren wie behandlungsabhängige Faktoren (Zeitintervall Unfall-Osteosynthese, Operationsdauer, Erfahrungsgrad des Operateurs) nicht signifikant mit der Komplikationsrate korreliert. In der Analyse der Osteosyntheseverfahren (Platte vs. Fixateur externe; DCP vs. NCP; DCP vs. NCP / Fixateur externe) waren ebenfalls keine signifikanten Unterschiede im Komplikationsrisiko aufzudecken. Das war auch für die in der Literatur als besonders komplikationsgefährdet beschriebenen Hunde < 5 kg mit distal metaphysären Frakturen der Fall. Das funktionelle Behandlungsergebnis konnte für 88,6 % der Hunde mit 85,7 % der Frakturen ausgewertet werden. Die Entsprechend der Lahmheitsgrade (lahmheitsfrei, gering-, mittel-, hochgradig lahm) wurde die Gliedmaßenfunktion als gut (93,6 %), befriedigend (5,1 %) oder unbefriedigend (1,3 %) bewertet. Ein gutes funktionelles Therapieergebnis wurde bei 92,8 % der Plattenosteosynthesen und bei 100 % der Fixateur externe-Osteosynthesen erzielt. In der Schlussfolgerung sind winkelstabile (NCP / Fixateur externe) und nicht-winkelstabile (DCP) Osteosynthesen zur Therapie diaphysärer und distal metaphysärer Radius/Ulnafrakturen bestens geeignet. Die Auswahl des am besten geeigneten Verfahrens muss anhand der bereits vorliegenden Empfehlungen im Schrifttum und den Ergebnissen der vorliegenden Studie individuell unter Einbeziehung möglichst vieler Einflussgrößen (Patient, Fraktur, Chirurg, Besitzercompliance, Kosten) getroffen und etwaige Komplikationen nach Möglichkeit früh erkannt und therapiert werden.
The aim of the retrospective study was to analyse the treatment of diaphyseal and distal metaphyseal antebrachial fractures with angle-stable and non-angle-stable methods of osteosynthesis, their healing and possible complications, taking into account patient- and fracture-dependent influencing factors. A total of 91 diaphyseal or distal metaphyseal radius/ulna fractures (88 dogs, 3 of them with bilateral fractures) were evaluated. The fractures were stabilized with plate osteosynthesis or external fixator in the Small Animal Clinic of the Free University of Berlin in the years 2009-2015. The 88 dogs belonged to 39 different breeds or hybrids of these breeds. The age of the dogs varied between 2 and 186 months and corresponded to an average age of 3.17 years. 52.3% of the dogs were female and 47.7% male. Light-weight breeds (< 5 kg; toy breeds) were represented with 31.8%, low- (5-15 kg) with 23.9%, medium- (> 15-30 kg) with 26.1% and heavy-weight (> 30 kg) with 18.2%. Fractures were caused by road traffic accidents (42.9%), falls from low heights (24.2%), minor trauma (getting stuck, trapped or playing, kicking; 9.9% each), dog bite (5.5%) or wild boar injuries (2.2%). In 5.5% of the dogs the cause was unknown. In 96.7% of cases both radius and ulna were fractured, in 3.3% only the radius was fractured. A total of 74.7% of the fractures affected the diaphysis and 25.3% affected the distal metaphysis. The distal metaphysis was fractured more frequently (46.7%) in the lightweight dogs (< 5 kg) than in the heavier dogs (6.3-18.2%). Overall, transverse fractures (79.1%) were the most common fracture type, followed by comminuted (12.1%) and oblique fractures (8.8%). Even when considering the localization separately, transverse fractures accounted for the largest share in each case (diaphysis: 77.9%; distal metaphysis: 82.6%). 14.3% of fractures were open. The fractures were treated after an average of 1.07 days. The average duration of surgery was 67.7 minutes. 46.2% of the operations were performed by highly experienced surgeons and 53.8% by less experienced surgeons. 83.5% of the fractures were stabilized angle-stable (73.6% NCP; 9.9% external fixator) and 16.5% non-angle-stable (DCP). Plate osteosynthesis (90.1%) was overall more common than external skeletal fixation (9.9%). The external fixator (17.4%) was used more frequently in the distal metaphyseal region than in the diaphyseal region (7.4%). 78% of the fractures were radiographed at least once at the clinic after the day of surgery. Fracture healing was confirmed radiographically for 52 fractures, at an average time of 15.58 ± 7.9 weeks post-operatively. Patient- (age, gender, body weight) and fracture-dependent (fracture localization, type, open vs. closed) factors did not significantly influence healing time. Fractures treated with external fixator tended to heal faster (11.33 ± 7.89 weeks) than after plate osteosynthesis (16.13 ± 7.87 weeks), but this difference was not significant. No significant differences in healing time were observed between fractures treated with nonangle-stable (DCP) and angle-stable plate osteosynthesis (NCP). This also applied to the comparison of non-angle-stable osteosynthesis (DCP) with angle-stable osteosynthesis (NCP and external fixator). The implants were removed from 54 fractures at the clinic. The calculated times until implant removal were significantly shorter for the external fixator cases (10.88 ± 5.08 weeks; p =0.036) than for plate osteosynthesis cases (16.69 ± 8.58 weeks). The detailed analyses did not reveal any significant differences in time until implant removal for non-angle-stable vs. angle-stable plate osteosynthesis and non-angle-stable vs. angle-stable osteosynthesis. The healing process was checked in 84 dogs (95.5%) with 84 fractures (92.3%) in the clinic. In 33 (39.3%) fractures (= patients), healing was accompanied by complications (some of them with multiple complications; 57 complications). The most common complications were osteomyelitis and bone resorption (13.1% each; n = 11), followed by fracture healing disorders (malunion, nonunion, delayed union; 10.7%; n = 9), implant failure (8.3%; n = 7), ankylosis of the carpal joint (2.4%; n = 2) and transient radial paralysis (1.2%; n = 1). In cases with osteomyelitis, antibiotic treatment was administered (n = 11), loose implants were removed (n = 2), autologous cancellous bone graft was packed into the fracture site and/or the construct was modified (n = 1). To treat bone resorption and non- or delayed union, the fractures were dynamized (n = 6), the construct was modified (n =1) and/or a cast bandage was applied after implant removal (n = 2). Wound infections were treated with antibiotics. In cases with implant failure, the construct was modified (n = 3), loose implants were removed (n = 2) or refixed (n = 1). For refractures after implant removal a new osteosynthesis procedure (n = 6) was performed. Ankylosis of the carpal joint and radial nerve paralysis were treated with physiotherapy. Malunions (all minor axial deviations) were not treated with corrective osteotomy and synostoses were not resected, as they did not cause any functional impairment. No significant correlations were found between patient-dependent factors (breed, age, gender, body weight) and the general risk of complications. However, the weight of the patients had a significant effect on the risk of developing osteomyelitis (p = < 0.001). Fracture-dependent (fracture localization, fracture type, open vs. closed) and treatmentdependent factors (time interval between trauma and osteosynthesis, duration of surgery, level of experience of the surgeon) were not significantly correlated with the complication rate. Likewise no significant differences in the risk of complication could be found in the analysis of the osteosynthesis procedures (plate vs. external fixator; DCP vs. NCP; DCP vs. NCP / external fixator) This also applied to dogs < 5 kg with distal metaphyseal fractures, which have previously been described in the literature as being particularly prone to complications. The functional outcome was evaluated for 88.6% of the dogs with 85.7% of the fractures. Limb function was evaluated as good (93.6%), satisfactory (5.1%) or unsatisfactory (1.3%) based on the degree of lameness (no lameness, low-, medium-, high-grade lameness). A good functional result was achieved in 92.8% of the plate osteosyntheses and in 100% of the external fixator osteosyntheses. In conclusion, angle-stable (NCP / fixator external) and non-angle-stable (DCP) osteosyntheses are ideally suited for the treatment of diaphyseal and distal metaphyseal radius/ulna fractures. However, decision making with regards to the most appropriate repair must be made individually on the basis of already available recommendations in the literature and the results of the present study, taking into account as many influencing factors as possible (patient, fracture, surgeon, owner compliance, costs), and any complications must be detected and treated early on if possible.