HINTERGRUND: Die Kommunikation zwischen Hausärzten und Spezialisten über Überweisungen und Arztberichte ist von Relevanz für eine lückenlose Patientenbetreuung in der ambulanten Gesundheitsversorgung. Unzureichend untersucht ist, wie häufig auf eine Überweisung die Antwort des Spezialisten erfolgt. Mit dieser Arbeit sollte der Rücklauf von Arztberichten in Berlin und Brandenburg erhoben werden und Faktoren identifiziert werden, die diesen Rücklauf beeinflussen.
METHODIK: Es wurde eine Zufallsstichprobe von 1180 Berliner und 820 Brandenburger Hausärzten auf dem Postweg befragt. Die Teilnehmer schätzten die Anzahl der Überweisungen und erhaltenen Arztberichte an einem durchschnittlichen Tag. Zudem machten die Hausärzte Angaben zum Rücklauf nach Fachgebiet sowie zu ihren Wünschen für die Zusammenarbeit mit Spezialisten. In einem fakultativen Teil zählten die Teilnehmer Überweisungen und Arztberichte aus dem Jahr 2016 für ihre zehn zuletzt behandelten Patienten. Die Daten wurden deskriptiv analysiert und die Ergebnisse des geschätzten und gezählten Rücklaufs miteinander verglichen. Es erfolgte eine Regressionsanalyse zur Identifizierung relevanter Einflussfaktoren auf den geschätzten Rücklauf von Arztberichten.
ERGEBNISSE: Die Antworten von 444 Hausärzten wurden in die Analyse eingeschlossen (Antwortrate: 23%). Der Quotient von geschätzten Arztberichten pro Überweisung betrug im Mittel 0,32 (Standardabweichung = 0,21; Median = 0,27). Den Rücklauf an Beispielpatienten erfasst haben 127 Ärzte; dabei ergab sich ein Verhältnis von Berichten zu Überweisungen von 0,62 (Standardabweichung = 0,31; Median = 0,58). Eine Mehrheit der Studienteilnehmer berichtete, dass Fachärzte für Innere Medizin über 70% der Überweisungen mit einem Bericht beantworten und Fachärzte aus den Disziplinen Gynäkologie, Dermatologie, Orthopädie/Unfallchirurgie, Psychiatrie und HNO weniger als 31%. Die Regressionsanalyse ergab, dass Hausärzte, die der Aussage mit Facharztkollegen eng vernetzt zu sein »völlig zustimmten«, auch häufiger Arztberichte erhalten (Odds-Ratio: 2,02; 95%-Konfidenzintervall: 1,07 – 3,88). Zudem ging weibliches Geschlecht des Hausarztes mit einer geringeren Rücklaufrate einher (Odds-Ratio: 0,79; 95%-Konfidenzintervall: 0,64 –0,96). Die Befragten wünschten sich mehrheitlich ein besseres Verständnis der Spezialisten von der Tätigkeit des Hausarztes (89,6% der Teilnehmer) und befürworteten eine Überweisungspflicht (74,1%).
SCHLUSSFOLGERUNG: Da nur jede dritte hausärztliche Überweisung mit einem Arztbericht beantwortet wird, ist von einem Informationsdefizit in der hausärztlichen Betreuung von Patienten auszugehen. Jedoch unterscheiden sich die Ergebnisse des geschätzten und gemessenen Rücklaufs deutlich. Der Rücklauf scheint in großem Maße von der Fachrichtung abhängig zu sein, an die überwiesen wird.
BACKGROUND: The communication between General Practitioners (GPs) and specialists via referrals and reply letters is important for complete outpatient care. However, it is insufficiently stuied, how often a referral is answered with a reply letter by the specialist. The objective of this project was to measure the rate of reply letters per referral for the federal states of Berlin and Brandenburg and to identify influencing factors determing the reply letter rate.
METHODS: A random sample of 1180 GPs in Berlin and 820 GPs in Brandenburg were interviewed via mail. Participants estimated the number of referrals and reply letters they received in one day. Furthermore, they conveyed the number of reply letters received per speciality and their desired communication regarding the collaboration with fellow specialists. In an optional part of the questionnaire, the participants counted the referrals and reply letters in 2016 of the ten patients they treated most recently. The data was analysed descriptively and the results of the estimated and counted reply letter rate were compared. Additionally, a regression analysis was conducted to identify relevant influences on the estimated reply letter rate.
RESULTS: Answers from 444 GPs were included in the analysis (response rate = 23%). The rate of estimated reply letters per referral was 0.32 (standard deviation = 0.21; median = 0.27). The metered reply letter rated conveyed by 127 participants was 0.62 (standard deviation = 0.31; median = 0.58). A majority of the GPs surveyed stated that specialists of internal medicine would send reply letters to 70% of all referrals, whereas gynaecologists, dermatologists, orthopaedists, psychiatrists and ENT specialists would answer less than 31% of all referrals. The regression analysis indicated that GPs who »fully agreed« in having a close collaboration with specialists, received reply letters more frequently (OR: 2.02; 95%-CI: 1.07 – 3.88). Furthermore, female gender of the GP was accompanied by a lower reply letter rate (OR: 0.79; 95%-CI: 0.64 – 0.96). The majority of participants desired an overall better understanding of their function in the health care system (89.6%) and advocated a gatekeeping concept (74.1%).
CONCLUSION: A communication deficit in primary care should be assumed, as only every third referral by a GP is answered with a reply letter. Yet, the results of the estimated and the counted reply letter rate vary greatly. The reply letter rate seems to depent to a great extend on the speciality, the patient is referred to.