Angesichts des omnipräsenten Drucks öffentlicher Institutionen, Regulationsqualität erhöhen sowie Regulationskosten senken zu müssen, sind Evaluationen als Methode evidenzbasierter Politik auf dem Vormarsch. Evidenz und Politik sollen demnach weniger in einem Spannungsverhältnis, sondern in einem komplementären Arbeitsverhältnis stehen, um Entscheidungsprozesse faktenbasierter und objektiver zu gestalten. Doch der Trend evidenzbasierter Evaluierungen steht der Debatte um eine zunehmende Postfaktizität in postmodernen Demokratien diametral entgegen. Vor dem Hintergrund dieses vermeintlichen Paradoxons wird im Rahmen der vorliegenden Forschungsarbeit untersucht, inwiefern evidenzbasierte Evaluationen in postfaktischen Zeiten das Potential haben, auf die politische Dynamik öffentlicher Entscheidungsprozesse Einfluss zu nehmen. Knapp 20 qualitative Leitfadeninterviews mit Expert*innen der operativen Arbeitsebene liefern die empirische Basis einer Potentialanalyse und einer Systematisierung notwendiger Erfolgsbedingungen. Es wird aufgezeigt, dass Evaluationen eine evidenzbasierte Diskurs- und Entscheidungsgrundlage für politisch-normative Entscheidungen darstellen, wenngleich dies nicht zwangsläufig mit einer Rationalisierung oder De-Politisierung einhergeht. Die empirischen Ergebnisse stützen ein Plädoyer für die stärkere systemübergreifende Präsenz evaluativer Evidenz zugunsten integrer und transparenter Entscheidungsprozesse.