Bildgebende Verfahren sind ein unerlässlicher Teil der kieferorthopädischen Therapie und kommen maßgeblich in Diagnostik und Therapiekontrolle zum Einsatz. Seit langer Zeit eingesetzte zweidimensionale fotografische wie radiologische Verfahren sind zur Zeit noch Standard, wobei eine Umstellung auf dreidimensionale fotografische und auch radiologische Bildgebung intensiv vorangetrieben wird. Im Zusammenhang mit radiologischer 3-D-Bildgebung spielt insbesondere die höhere Belastung durch ionisierende Strahlung eine entscheidende Rolle.
In den hier vorgelegten kieferorthopädischen Studien kamen unterschiedliche bildgebende Verfahren zum Einsatz: Mittels FRS-Analyse wurden die Funktionsweisen zweier neuartiger, Minischrauben-verankerter Total-Arch-Distalization-Mechaniken nachvollzogen; die Effektivität konnte für beide Mechaniken nachgewiesen und das jeweilige biomechanische Bewegungsmuster nachvollzogen werden. In einer weiteren Untersuchung wurde ebenfalls mittels FRS-Analyse für eine andere maxilläre Total-Arch-Distalization-Mechanik exzellente Stabilität des Behandlungs-ergebnisses nachgewiesen. Hieraus ist ersichtlich, dass auch modernste kieferorthopädische Behandlungsmethoden erfolgreich mittels konventioneller zweidimensionaler Röntgendiagnostik überprüft werden können. Die dritte hier vorgelegte Studie konnte zweifelsfrei nachweisen, dass FRS in typischen Frühbehandlungssituationen bei 5- bis 8-jährigen Patienten keine Auswirkungen auf die Therapieentscheidungen von Kieferorthopäden hatten. Daraus konnte gefolgert werden, dass routinemäßige FRS-Aufnahmen zur Kurzbehandlung besonders junger Patienten unnötig sind, was zu einer künftigen Reduktion der Strahlenbelastung in dieser Altersgruppe beiträgt. Die vierte hier vorgelegte Studie konnte anhand von DVT-Aufnahmen nachweisen, dass nach beidseitiger sagittaler Spaltung und Verlagerung des Unterkiefers bei Klasse-III-Patienten die Kondylenköpfe der Kiefergelenke in anteroposteriorer sowie in mediolateraler Richtung adaptive Remodellierungs-prozesse durchlaufen, die die Kondylenverlagerung teilweise kompensieren. Lediglich bei Abwärtsverlagerung der Kondylen, also Distraktion der Kiefergelenke, wurden dennoch Resorptionen an den Oberseiten der Kondylen gefunden. Diese Studie belegt den Wissenszugewinn, den dreidimensionale radiologische Bildgebung für kieferorthopädische Therapien bedeutet. In der fünften vorgelegten Studie wurden in einem 10-Schritte-Verfahren digitale Kiefermodelle äußerst präzise in stereophotogrammetrische Gesichtsscans integriert; die dann vorgenommenen Messungen wurden mit Messungen in den zugehörigen DVT-Aufnahmen verglichen und zeigten nur minimale Abweichungen. Hierdurch wurde die Weiterentwicklung der Verarbeitung dreidimensionaler intra- und extraoraler Oberflächenscans zu einem möglichen Teilersatz dreidimensionaler radiologischer Bilder vorangebracht, wie auf dieser Untersuchung aufbauende neuere Studien zeigen. In der sechsten Studie wurde die extraorale Erkennbarkeit intraoraler Diskrepanzen an Gesichtsscans überprüft; nur sagittale Diskrepanzen waren erkennbar. Das hieraus resultierende Infragestellen der Ersetzbarkeit radiologischer durch 3-D-fotografische Methoden in der Kieferorthopädie ist ein wichtiger Teilschritt in der Weiterentwicklung kieferorthopädischer Bildgebung, da begrenzte Möglichkeiten klar festgestellt werden müssen, bevor eine Entscheidung fallen kann, ob ältere durch modernere Methoden ersetzt werden sollten.
Alles in allem haben die hier vorgelegten Studien die ungeminderte Bedeutung bisher gebräuchlicher bildgebender Methoden untermauert, einen Beitrag zur Senkung der bildgebungsbedingten Strahlenbelastung von Patienten im Kindesalter geleistet, zusätzliche Vorteile dreidimensionaler radiologischer Bildgebung bewiesen und das Nutzenspektrum dreidimensionaler Oberflächenscans erweitert, aber auch deren Indikationen begrenzt. Folglich haben diese Studien bedeutend zur Weiterentwicklung der Bildgebung in der Kieferorthopädie beigetragen.