Hintergrund: Trotz frühzeitiger operativer Therapie des Nierenzellkarzinoms (NZK) wird bei einem nicht unerheblichen Teil der Patienten im weiteren Verlauf ein Tumorrezidiv festgestellt. Die Etablierung von Risikogruppen ist notwendig, um entsprechende Nachsorgestrategien ausgerichtet am individuellen Risikoprofil ableiten zu können. Das Ziel dieser Arbeit bildete die Validierung verschiedener Prognosefaktoren in Bezug auf das postoperative Überleben. Material und Methode: Es wurden insgesamt 834 Patienten (528 Männer, 306 Frauen) mit histologisch gesicherten NZK retrospektiv ausgewertet, die in einem 15-Jahreszeitraum in der Urologischen Klinik des Carl-Thiem- Klinikums (CTK) Cottbus chirurgisch therapiert worden waren. Die histopathologischen ParameterTumorgröße, Tumornekrose, mikrovaskuläre Invasion (MVI), Invasion der Nierenkapsel (RCI) und Invasion des Nierenbeckenkelchsystem (CSI) wurden ausschließlich vom Institut für Pathologie des CTK Cottbus erhoben. Krankheitsfreies Überleben (DFS), tumorspezifisches Überleben (CSS) und Gesamtüberleben (OS) wurden unter Verwendung der Kaplan-Meier Methode bestimmt. Anhand uni- und multivariater Cox-Regressionsanalysen wurden verschiedene Parameter hinsichtlich ihres unabhängigen Einflusses auf das Überleben geprüft. Bei den Untersuchungen zur präoperativen Embolisation der Nierenarterie (PRAE) und zur adjuvanten Tumorzellvakzine erfolgte ein Propensity-Score-Matching (PSM), um Studien- und Kontrollgruppe hinsichtlich ihrer demographischen und tumorbezogenen Kriterien vergleichbar zu machen. Bei 564 Patienten, die zum Studienende noch lebten, betrugen mittleres und medianes Follow-up 84,8 resp. 79 Monate. Ergebnisse: Eine makroskopische Tumornekrose konnte bei 25,5% der Patienten nachgewiesen werden. Nach fünf Jahren betrugen CSS und OS in der Gruppe der Patienten mit Tumornekrose 77,0% und 64,4% im Vergleich zu 89,8% resp. 81,9% bei Patienten ohne Tumornekrose. In der multivariaten Regressionsanalyse konnte nur für das nukleäre Grading, einen Thrombozytenwert >400/nl und die Tumornekrose ein signifikanter Einfluss auf das Überleben (CSS, OS) festgestellt werden. 23,0% der Patienten im Stadium I und II des NZK wiesen eine RCI auf. Das DFS nach fünf Jahren für Patienten mit und ohne RCI betrugen 76,9% und 86,3%. Patienten mit RCI scheinen somit ein vergleichbares Outcome zu haben, wie es Patienten aufweisen, bei denen bereits eine Invasion des perinephritischen Gewebes (pT3a) vorliegt. Eine CSI, die bei 10,8% der Patienten vorlag, führte zu einem signifikant schlechteren CSS nach fünf Jahren von 57,1% verglichen mit 86,1% bei Patienten ohne CSI und war außerdem signifikant häufiger assoziiert mit einem bereits zum Operationszeitpunkt bestehenden metastasierten Tumorstadium. Unsere Untersuchung zur PRAE resultierte in einem vergleichbaren CSS und OS nach fünf Jahren in beiden Gruppen. Das CSS in den Gruppen mit guter, intermediärer und schlechter Prognose des Störkel-Scores betrug zu diesem Zeitpunkt 91,1%, 84,3% und 13,7%. In der Arbeit zur Validierung des Störkel- Scores konnte in der multivariaten Regressionsanalyse nur für die Einzelparameter Robson-Klassifikation und Grading ein signifikanter Einfluss auf das CSS nachgewiesen werden. In den Gruppen mit guter und schlechter Prognose der präoperativen prognostischen Cindolo-Formel betrug das DSF 84,7% und 68,4%. In der multivariaten Analyse hatten nur Tumorgröße und Thrombozytose einen statistisch signifikanten Einfluss auf das DFS, nicht jedoch der Parameter klinische Symptomatik. Das DFS nach fünf Jahren bei Patienten mit anhand des Sao-Paulo-Scores (SPS) ermitteltem niedrigem, intermediärem und hohem Risiko kann mit 91,2%, 61,3% und 51,9% angegeben werden. Das CSS nach fünf Jahren betrug 94,3%, 79,8% und 58,7%. Für alle Einzelparameter des SPS konnte in der multivariaten Analyse ein signifikanter Einfluss auf DFS und CSS nachgewiesen werden. In der Untersuchung zur adjuvanten Tumorzellvakzine zeigte sich für Patienten mit pT3-Tumoren ein OS nach fünf Jahren von 71,3% in der Vakzinegruppe und 65,4% in der Kontrollgruppe. In der multivariaten Cox-Regressions-Analyse hatte eine Therapie mit Reniale® einen signifikant-positiven Einfluss auf das Gesamtüberleben sowohl in der Gesamtgruppe als auch in der Subgruppenanalyse im Tumorstadium pT3. Schlussfolgerung: Basierend auf den vorgenannten Ergebnissen können Tumornekrose, RCI und CSI als sinnvolle Faktoren zur Prognosebewertung von Patienten mit einem NZK angesehen werden. Der Gebrauch von Vorhersagemodellen für das Überleben nach operativer Therapie des NZK ist indiziert, sofern eine Validierung dieser Modelle erfolgt ist. Die postoperative adjuvante Therapie mit der Tumorzellvakzine Reniale® bei Patienten mit NZK im Stadium pT3 führte in dieser retrospektiven Studie zu einem signifikant längeren Gesamtüberleben.
According to the results, detection of tumour necrosis, renicapsular involvement and collecting sytem invasion may be useful factors in the prognostic assessment of patients with renal cell carcinoma (RCC). Using prognostic models allows a prediction of the outcome of patients with surgically treated RCC. Nevertheless, an external validation of prognostic models is still required. Adjuvant postsurgical treatment with Reniale® in patients presenting stage pT3 RCC results in a significant enhancement of overall survival.