Hintergrund: Patient*innen mit Migrationshintergrund sind in Deutschland mit Zugangsbarrieren zum Gesundheitssystem konfrontiert. Maßnahmen zur Verbesserung der Inanspruchnahme von medizinischen Versorgungsangeboten werden seit langem gefordert. Ziel der Studie ist es, interkulturelle Öffnung sowie interkulturelle Kompetenzen bei niedergelassenen Hausärzt*innen und Psychiater*innen in zwei deutschen Großstädten, Berlin und Dresden, zu explorieren. Methodik: Gewählt wurde ein Mixed-Method-Design bestehend aus einem standardisierten Fragbogen und semistrukturierten Leitfadeninterviews. Aus den in den Registern der kassenärztlichen Vereinigungen Berlins und Sachsens gelisteten Hausärzt*innen und Psychiater*innen wurde eine Zufallsstichprobe (n=337) gezogen und postalisch zur Studienteilnahme eingeladen. Die Fragebogenergebnisse wurden deskriptiv und mittels logistischer Regression bezüglich Subgruppenunterschiede ausgewertet. Die aufgezeichneten Interviews wurden transkribiert und mithilfe der inhaltlich-strukturierenden qualitativen Analyse nach Kuckartz unter Verwendung des Softwareprogramms MAXQDA 2018 ausgewertet. Ergebnisse: 88 Ärzt*innen beteiligten sich an der Befragung, mit 10 Ärzt*innen wurden vertiefende Einzelinterviews durchgeführt. 58,0% der Befragten waren weiblich. Über zwei Drittel der Studienteilnehmenden waren älter als 50 Jahre. 59,1% arbeiteten mehr als 10 Jahre im derzeitigen Arbeitsverhältnis. Einen Migrationshintergrund hatten 20,5% aller Studienteilnehmenden, deutlich mehr Berliner (29,1%) als Dresdner Ärzt*innen (6,1%). 90,9% der Befragten hatten Patient*innen mit Migrationshintergrund im letzten Quartal behandelt, 77,7% gaben an, maximal ein Viertel ihrer im letzten Quartal behandelten Patient*innen habe einen Migrationshintergrund gehabt. Sprachliche Verständigungsschwierigkeiten und ein divergierendes Krankheitsverständnis waren Hauptherausforderungen. Laiendolmetschende und non-verbale Verständigung wurden häufiger eingesetzt als professionell Dolmetschende. Die Migrationsgründe ihrer Patient*innen kannten zwei Drittel (66,0%) aller Befragten. Obwohl die Mehrheit sich aufgeschlossen gegenüber Patient*innen mit Migrationshintergrund zeigte, wurden auch Vorbehalte bis hin zu Ablehnung deutlich. Interesse an interkulturellen Fortbildungen war bei 55,7% vorhanden. Großen Anklang fanden interaktive Fortbildungsformate. Wünsche zu einer verbesserten Versorgung betrafen in erster Linie die sprachliche Verständigung und wurden mehrheitlich an das Gesundheitssystem gerichtet. Schlussfolgerungen: Interkulturelle Öffnung und Kompetenzen waren in der untersuchten Ärzteschaft nicht durchgehend erkennbar. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit bereits durchgeführten Studien in Deutschland. Bereits angemahnte Maßnahmen wie die Etablierung professioneller Dolmetscherdienste und eine stärkere Förderung interkultureller Kompetenzen in der ärztlichen Aus- und Fortbildung sind dringend erforderlich.
Background: Migrants face barriers accessing the German healthcare system. Steps to improve health care utilisation have been in demand for a long time. The aim of the study is to explore cross-cultural opening and intercultural competence of general practitioners and psychiatrists in Berlin and Dresden. Methods: A mixed-method-design was used with a standardized questionnaire and semi-structured interviews. A random sample of 337 general practitioners and psychiatrists was drawn from the registers of the “Kassenärztliche Vereinigung” of Berlin und Sachsen and invited by mail to participate in the study. The results of the questionnaire were analysed descriptively and by logistic regression for subgroup differences. The recorded interviews were transcribed and analysed with the content- structured qualitative method of Kuckartz using the software MAXQDA 2018. Results: 88 physicians took part in the questionnaire part of the study. Following this, semi-structured face-to-face interviews were conducted with 10 physicians. 58,0% of the study participants were female. More than two thirds of the study participants were above 50 years and 59,1% had worked for more than 10 years in their current positions. 20,5% were migrants themselves, the proportion of migrants was higher in Berlin (29,1%) than in Dresden (6,1%). 90,9% had treated migrants during the past 3 months; in 77,7% of the study participant’s practices up to 25% of their patients were migrants. Language barriers and divergent health beliefs were perceived as the main challenges. Professional interpreters were rarely employed compared to ad hoc interpreters and non-verbal communication. Two thirds (66,0%) of the physicians were aware of the reasons for their patients’ migration. Even though the majority of physicians regarded themselves open towards patients with different cultural backgrounds, some had reservations and a few were critical towards migrant patients and their concerns. 55,7% showed interest in intercultural education programs, in particular those with an interactive component. Addressing communication deficits was regarded as a priority. The responsibility for taking action lies primarily with the German health care system. Conclusions: Intercultural opening and competence appeared incompletely developed in the study population of general practitioners and psychiatrists in Berlin and Dresden. These results reflect the outcomes of other similar studies conducted in Germany. Institutionalized professional interpreter services and facilitation of intercultural competence in medical training and continuous education are urgently required.