Einleitung. PatientInnen mit den beiden Hauptformen der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) weisen häufig nicht nur einen eingeschränkten Gesundheitszustand auf, sondern leiden oftmals auch unter dem negativen Einfluss ihrer Erkrankung auf Lebensqualität, Sexualität und Partnerschaft. Da somit in all diesen Bereichen ein Bedarf an Unterstützungs- und Verbesserungsmaßnahmen besteht und zudem Sexualität und Partnerschaft mit vielfältigen positiven Effekten auf Gesundheit und Lebensqualität in Zusammenhang gebracht werden können, untersucht die vorliegende Arbeit die Anwendung sexualmedizinischer Paar-Interventionen bei PatientInnen mit MC und CU hinsichtlich einer Verbesserung der sexuellen und partnerschaftlichen Zufriedenheit, sowie auch hinsichtlich eines positiven Effekts auf Krankheitsaktivität und gesundheitsbezogene Lebensqualität. Bei der zu diesem Zweck durchgeführte Studie CED-SEX II handelt es sich um die erste sexualmedizinische Paarinterventionsstudie, die im Bereich der CED durchgeführt wurde.
Methodik. Die TeilnehmerInnen der Studie CED-SEX II wurden randomisiert den Interventionsgruppen oder der Kontrollgruppe zugeteilt. Die TeilnehmerInnen der Interventionsgruppen erhielten gemeinsam mit den jeweiligen PartnerInnen entweder 5 Einheiten Sexualtherapie oder 5 Einheiten Sexualberatung über einen Zeitraum von 5-7 Wochen, in der Kontrollgruppe fand keine Intervention statt. Die Datenerhebung erfolgte in den Interventionsgruppen jeweils vor der ersten und nach der letzten Interventionseinheit, während in der Kontrollgruppe die Datenerhebung am Beginn und am Ende einer 5- bis 7-wöchigen Warteperiode stattfand. Zur Datenerhebungen wurden die Fragebögen zum mHI und zum P-SCCAI als Maß für die subjektive Krankheitsaktivität, der IBDQ-D als Maß für die gesundheitsbezogene Lebensqualität und der Q-SEx-PaQ als Maß für die subjektive sexuelle und partnerschaftliche Zufriedenheit eingesetzt, zusätzlich wurden im Blut CRP als Marker objektiver Krankheitsaktivität sowie Oxytocin als Marker objektiver sexueller und partnerschaftlicher Zufriedenheit bestimmt.
Ergebnisse. Insgesamt konnten von 42 studieninteressierten PatientInnen 9 InteressentInnen als StudienteilnehmerInnen eingeschlossen werden. Während sich in den Bereichen der objektiven sexuellen und partnerschaftlichen Zufriedenheit, sowie der subjektiven und objektiven Krankheitsaktivität keine Unterschiede zwischen den Interventionsgruppen und der Kontrollgruppe feststellen ließen, zeigten sich in den Bereichen der subjektiven sexuellen und partnerschaftlichen Zufriedenheit und der Lebensqualität z.T. deutliche Verbesserungen nach Intervention. Die Verbesserungen waren dabei in der Regel in beiden Interventionsgruppen feststellbar, fielen jedoch meist in der Sexualtherapiegruppe stärker aus als in der Sexualberatungsgruppe.
Schlussfolgerungen. Die vorliegende Arbeit liefert erste Hinweise darauf, dass durch sexualmedizinische Paarinterventionen die sexuelle und partnerschaftliche Zufriedenheit sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei PatientInnen mit MC und CU positiv beeinflusst werden können. Es sollte daher über eine Aufnahme sexualmedizinischer Paarinterventionen in das Repertoire supportiver Behandlungsmethoden bei CED nachgedacht werden.
Background. Patients with Crohn’s disease (CD) and ulcerative Colitis (UC), the main forms of inflammatory bowel disease (IBD), not only show reduced physical health, but also impairments in quality of life (QoL), sexuality and partnership due to their disease. Since the need for support and improvement in all of these areas is evident and since sexuality and partnerships are related to better health and QoL, the present study aims at investigating the effects of couple-based interventions on patients with CD and UC in regard to improvements in sexual and partnership satisfaction as well as in regard to positive effects on disease activity and health-related QoL (HRQoL). The CED-SEX II study is the first study in this specific type of couple-based interventions in patients with IBD.
Methods. The participants of the CED-SEX II study were randomized into either one of the intervention groups or the control group. Together with their partners, participants in the intervention groups received either 5 sessions of sex therapy or 5 sessions of sex counseling over the course of 5 to 7 weeks, while there was no kind of intervention in the control group. Data was collected before the first and after the last session for the intervention groups and at the beginning and the end of a 5 to 7 week long waiting period for the control group. For data collection, the questionnaires mHI and P-SCCAI were used to measure subjective disease acticity, the IBDQ-D to measure HRQoL and the Q-SEx-PaQ to measure subjective sexual and partnership satisfaction. In addition, a blood sample was used to measure CRP as an objective marker for disease activity and oxytocine as an objective marker for sexual and partnership satisfaction.
Results. Out of 42 interested patients, 9 were included in the study. The interventions showed no effect on objective sexual and partnership satisfaction as well as subjective and objective disease activity, while subjective sexual and partnership satisfaction and HRQoL were improved. While improvements were generally found for both intervention groups, the improvements were usually stronger for the sex therapy group than the sex counseling group.
Conclusion. The present study shows the first evidence that sexual medical couple-based interventions might improve sexual and partnership satisfaction as well as HRQoL in patients with CU and UC. The evidence from this study therefore suggests that health care providers should think about adopting these couple-based interventions in the supportive care of IBD patients.