Hintergrund: Die Prävalenz des chronischen Zigarettenkonsums ist bei schizophrenen Menschen mit ca. 70-80% deutlich erhöht. Als Grund hierfür wird unter dem Schlagwort „Selbstmedikationshypothese“ die positive Wirkung von Nikotin auf die Kognition diskutiert. Zumindest hinsichtlich Aufmerksamkeit und das Gedächtnis liegen entsprechende Hinweise vor. Unter den kognitiven Defiziten bei Schizophrenen sind vor allem die Exekutivfunktionen für die Alltagsbewältigung und die soziale Teilhabe relevant. Ob Exekutivfunktionen generell und insbesondere bei schizophrenen Menschen durch das Rauchen beeinflussbar sind, ist bislang noch wenig erforscht. Die zentrale Bedeutung von nikotinergen Acetycholinrezeptoren für die Freisetzung von Dopamin legt einen Einfluss von Nikotin auf Exekutivfunktionen aber nahe. Fragestellung: Wir untersuchten, ob sich in neurokognitiven Tests Rauchen bzw. Rauchkarenz auf die Exekutivfunktionen bei schizophrenen und gesunden Raucher*innen auswirkt. Dabei postulierten wir ein schlechteres Ergebnis unter der Nikotinkarenz insbesondere bei den schizophrenen Raucher*innen. Ferner interessierten wir uns auch für die Zusammenhänge von krankheitsbezogenen Kenngrößen und Rauchgewohnheiten. Methoden: 30 gesunde und 26 schizophrene Raucher*innen wurden einer neuropsychologischen Testbatterie, bestehend aus exekutiven Funktionstests, unterzogen. Die Testung wurde insgesamt dreimal durchgeführt: unter Normalbedingung, nach einer zwölfstündigen Nikotinkarenz und nach Wiederaufnahme des Rauchens. Ergebnisse: Unabhängig vom Testzeitpunkt schnitten die schizophrenen Raucher*innen schlechter ab als die gesunde Kontrollgruppe. Es zeigten sich in beiden Gruppen Verbesserungen über den Testverlauf. Es gab keine Unterschiede zwischen den Gruppen über den Testverlauf (Gruppe*Testzeitpunkt). Die Proband*innen, welche höhere CPZ-Äquivalenzdosen einnahmen, rauchten weniger, wiesen niedrigere Serumcotininwerte und Serumnikotinwerte auf und waren in einem geringeren Ausmaß zigarettenabhängig. Schlussfolgerungen: Die vorliegende Arbeit unterstützt die Selbstmedikationshypothese nicht. Auch andere Studien stellen diese in Frage und gehen eher von einer erhöhten Vulnerabilität für Zigarettenabhängigkeit aus. Um die Gründe für die erhöhte Nikotinabhängigkeit bei schizophrenen Menschen zu verstehen, müssen weitere Studien durchgeführt werden. Außerdem ist insbesondere zu erforschen, welche Maßnahmen gegen den erhöhten Zigarettenkonsum wirksam sind. Unserer Studie legt nahe, dass eine suffiziente antipsychotische Medikation die Rauchentwöhnung unterstützen könnte.
Background: The prevalence of chronic cigarette consumption is about 70-80% higher among schizophrenics than in the general population. A possible explanation cited in the “self-medication hypothesis” is the positive effect of nicotine on cognition. Indications of such an effect can be seen, at least for attention and memory. Among the cognitive deficits of schizophrenics, executive functions appear to be most important for daily routines and social life. Little research has been conducted to date into whether executive functions in general and in schizophrenics in particular can be influenced by smoking. The importance of nicotinic acetylcholine receptors for the release of dopamine suggests an influence of nicotine on executive functions. Objectives: We investigated whether there was an impact of smoking or smoking abstinence on executive functions of schizophrenic individuals and healthy smokers We suspected a worse outcome under nicotine abstinence, especially among schizophrenic smokers. Furthermore, we analysed the relations between the disease-related parameters and smoking habits. Methods: 30 healthy and 26 schizophrenic smokers were analysed in a neuropsychological test under three conditions: normal smoking baseline, after a nicotine abstinence for 12 hours and after resumption of smoking. Results: Independent of the time-frame of the test, the schizophrenic smokers showed poorer results than the reference group of healthy smokers. Bothes groups showed improvements over the coure of the test. No significant differences were observed in the performances of schizophrenic versus healthy smokers over the course of the test (group*time). The test persons with higher levels of Chlorpromazine dose equivalents smoked less, showed lower levels of serum nicotine and cotinine and they were less addicted to cigarettes. Conclusion: The present study doesn`t support the “self-medication hypothesis”. Other studies also questioned this hypothesis and tend to assume a stronger vulnerability for cigarette addiction in schizophrenic subjects. Further research is required for understanding the increased rate of nicotine addiction among schizophrenic people and identifying appropriate measures. Our study suggests that a sufficient antipsychotic medication could be helpful in supporting smokers towards quitting.