Einleitung: Das Magen- und das Ösophaguskarzinom sind als Tumore des oberen Gastrointestinatraktes häufig auftretende Krebserkrankungen. In der Therapie stellt die chirurgische Resektion die wichtigste Säule der Behandlung dar. Trotz einer fortlaufenden Verbesserung der Operationstechniken bleiben postoperative Anastomoseninsuffizienzen (AI) eine gefürchtete und schwere Komplikation. Daher ist es von zentraler Bedeutung, mögliche Risikofaktoren und Frühzeichen zu kennen, um zügig eine validierende Diagnostik einleiten und eine zielführende Therapie anwenden zu können. Methodik: In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden die Daten von 705 Patienten ausgewertet, die im Zeitraum von 2005 bis 2015 einer Magen- oder Ösophaguskarzinomresektion unterzogen wurden. Untersucht wurden die Ergebnisse im Hinblick auf neue Erkenntnisse bezüglich der Diagnostik und Therapie einer AI. Hierbei lag der Schwerpunkt auf der routinemäßig postoperativ durchgeführten Röntgen-Kontrastmitteluntersuchung, dem Verlauf der Entzündungsparameter vor und nach dem Auftreten einer AI und den unterschiedlichen und innovativen Managementkonzepten in der Therapie. Ergebnisse: Der überwiegende Teil der AI wurde primär durch klinische Symptome auffällig. Die bisher standardisiert durchgeführte Routine-Kontrastmitteluntersuchung zur Früherkennung einer AI erwies sich mit einer niedrigen Sensitivität und einem niedrigen positiv prädiktiven Wert (16% bzw. 86 % bei den Ösophaguskarzinompatienten und 50% bzw. 55% bei den Magenkarzinompatienten) als eine nicht weiter sinnvolle klinische Maßnahme. Der Verlauf der Entzündungsparameter während der zwei Tage vor dem Ereignis einer AI ließ keine eindeutige Interpretation und somit mögliche Früherkennung der Komplikation zu. In der Therapie erwies sich der Einsatz von Stents als die häufigste und eine operative Revision als die zweithäufigste Behandlungsmethode (71% bzw. 37% bei den Ösophaguskarzinompatienten und 79% bzw. 43% bei den Magenkarzinompatienten). Mehrfachbehandlungen mussten bei den Ösophaguskarzinompatienten in 22% der Fälle und bei den Magenkarzinompatienten in 21% stattfinden. Die häufigste Kombination bestand hierbei aus Stent und Revision. Bei den Ösophaguskarzinompatienten wurde vor allem in den letzten Jahren sehr erfolgreich ergänzend die Endospongetherapie in Behandlungskombinationen eingesetzt. Schlussfolgerung: Die Routine-Kontrastmitteluntersuchung sollte nicht weiter zur Früherkennung einer AI angewendet werden. Die Entzündungsparameter sind ein wichtiger zusätzlicher Indikator für postoperative Komplikationen, jedoch sind sie nicht als einzelner Parameter zur Früherkennung einer AI geeignet. In der Therapie einer AI werden hauptsächlich und meist primär erfolgreich Stents eingesetzt. In einigen Fälle erfordert es jedoch mehrfache Eingriffe und eventuell als ergänzende Methode eine Revision oder den Einsatz eines Endosponges. Dies muss individuell entschieden und an die vorliegenden Umstände angepasst werden. So lässt sich ein guter Behandlungserfolg erzielen.
Introduction: Stomach and oesophageal carcinoma, as tumors of the upper gastrointestinal tract, are frequently occurring cancers. Despite continuous improvement in surgical techniques, postoperative anastomosis insufficiency (AI) remains a dreaded and serious complication. Therefore, it is of central importance to know possible risk factors and early signs in order to be able to quickly initiate a validating diagnosis and apply a targeted therapy. Methods: In this retrospective cohort study data of 705 patients, who underwent gastric or esophageal carcinoma resection in the period 2005 to 2015, were evaluated. The main focus was on routine post-operative X-ray contrast medium examinations, the course of inflammation parameters before and after the occurrence of AI and the different and innovative management concepts in therapy. Results: The majority of AI was primarily conspicuous by clinical symptoms. The routine contrast agent examination for the early detection of AI, which had been performed in a standardized way up to now, proved to be not further useful with a low sensitivity and a low positive predictive value (16% and 86% of the esophageal carcinoma patients and 50% and 55% of the gastric carcinoma patients, respectively). The course of the inflammation parameters during the two days prior to the occurrence of AI did not allow a clear interpretation and thus a possible early detection of the complication. In therapy, the use of stents proved to be the most frequent and surgical revision the second most frequent treatment method (71% and 37% of esophageal cancer patients and 79% and 43% of gastric cancer patients, respectively). Multiple treatments had to be performed in 22% of esophageal cancer patients and in 21% of gastric cancer patients. The most frequent combination consisted of stent and revision. In esophageal cancer patients, endospongeal therapy has been used very successfully in recent years in combination with other treatments. Conclusion: Routine contrast agent examination should not be further used for early detection of AI. The inflammation parameters are an important additional indicator for postoperative complications, but they are not suitable as a single parameter for the early detection of AI. In the therapy of AI, stents are mainly used and usually primarily successfull. In some cases, however, it requires multiple interventions and possibly as a complementary method a revision or the use of an endosponge. This has to be decided individually and adapted to the existing circumstances. In this way a good treatment success can be achieved.