Die Myasthenia gravis (MG) ist eine Autoimmunerkrankung, die durch eine abnorme Schwäche der Willkürmuskulatur gekennzeichnet ist. Bei den meisten Patienten lassen sich Autoantikörper gegen den Acetylcholinrezeptor der postsynaptischen Membran oder andere Komponenten der neuromuskulären Endplatte nachweisen, welche dann zu einer Störung der neuromuskulären Erregungsübertragung führen. Als möglicher Hinweis auf eine pathophysiologische Rolle wurde im Blut von MG-Patienten ein erhöhter Spiegel des Botenstoffes Interleukin 17 (IL17) nachgewiesen. Außerdem lässt sich im Gegensatz zu Wild-Typ-Mäusen in Mäusen, die kein IL17 produzieren können, keine experimentelle autoimmune Myasthenia gravis (EAMG) auslösen. Im gleichen Mausmodell konnte gezeigt werden, dass eine EAMG nach Depletion von natürlichen Killer-Zellen (NK-Zellen) nicht nur seltener, sondern auch nur mit deutlich verminderter Krankheitsschwere induziert werden kann. Für die vorliegende Arbeit ergeben sich somit folgende Hypothesen: 1. Im Blut von MG-Patienten lassen sich im Gegensatz zu Gesunden vermehrt IL17-produzierende Zellen und NK-Zellen nachweisen. 2. Immunmodulierende Therapie, wie immunsuppressive Medikamente oder eine Thymektomie, nehmen Einfluss auf die Zahl der IL17-produzierenden Zellen oder der NK-Zellen. Zur Überprüfung der Hypothesen wurden Blutproben von Patienten und gesunden Probanden mittels Fluoreszenzdurchflusszytometrie untersucht, um die Anzahl von IL17-produzierenden Zelltypen, wie Tc17-Zellen, T-Helfer-Zellen (Th17 und Th1/Th17), T-Zellen mit einem γδ-T-Zell-Rezeptor und Subpopulationen von NK-Zellen in beiden Gruppen zu vergleichen. Für Th17-Zellen fand sich bei MG-Patienten eine geringere Zellzahl als bei Gesunden. Dies ist am ehesten auf den Einfluss der medikamentösen immunsuppressiven Therapie zurückzuführen. Zusätzlich ergaben sich Hinweise darauf, dass eine Thymektomie die Zahl der Th17-Zellen steigert und an die Zahl bei Gesunden annähert. Auch bei Tc17-Zellen scheint die Thymektomie eine Steigerung der Zellzahl und somit eine Annäherung an die Zellzahl bei Gesunden zu bewirken. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass Tc17-Zellen möglicherweise eine protektive Funktion im Krankheitsgeschehen der MG einnehmen. Für Th1/Th17-Zellen und für γδ-T-Zellen ergaben sich keine Hinweise auf eine pathophysiologische Funktion dieser Zellen bei der MG. Die Zahl der CD56dimCD16brightCD62L- Zellen, eine Subpopulation der NK-Zellen, zeigte sich bei den MG-Patienten ohne Thymektomie erhöht. Bei den Patienten nach Thymektomie entsprach die Zellzahl der bei den Gesunden. Dieser Befund kann für eine pathogenetische Rolle dieser NK-Zell-Subpopulation bei der MG sprechen. Zusammenfassend liefert die vorliegende Arbeit Hinweise darauf, dass Tc17-Zellen und CD56dimCD16brightCD62L- Zellen im Krankheitsverlauf der MG eine wichtige Rolle spielen. Die Zellzahl beider Populationen wird durch eine Thymektomie beeinflusst. Th17-Zellen könnten als Marker für das Ansprechen auf eine immunmodulierende Therapie genutzt werden.
Myasthenia gravis (MG) is an autoimmune disease, characterized by abnormal weakness of striated muscles. In most patients autoantibodies against acetylcholine receptor or other parts of the neuromuscular junction are detectable, leading to a disturbance of neuromuscular signal transmission. As possible indication of a pathophysiological role, an elevated level of the messenger substance interleukin 17 (IL17) was found in blood of MG patients. Furthermore, in contrast to wild-type mice, no experimental autoimmune myasthenia gravis (EAMG) can be induced in mice that cannot produce IL17. Also in mouse model it could be shown that EAMG can be induced after depletion of natural killer cells (NK cells) not only more rarely, but also with significantly reduced disease severity. Following hypotheses thus emerged for the present study: 1. In contrast to healthy individuals, blood of MG patients contains an increased number of IL17-producing cells and NK cells. 2. Immunomodulating therapy, like immunosuppressive drugs or thymectomy, influences the number of IL17-producing cells or NK cells. Therefore, blood samples from patients and healthy donors were examined by flow cytometry to compare the cell amounts of IL17-producing cell types such as Tc17-cells, T-helper cells (Th17 and Th1/Th17), γδ-T-cells and also of NK cells. A lower cell count was found for Th17-cells in patients than in healthy donors. This is most likely due to the influence of immunosuppressive therapy. In addition, there was evidence that a thymectomy increases the number of Th17-cells and approximates the number in healthy donors. Also for Tc17-cells thymectomy seems to cause an increase in cell count and therefore an approximation to the cell count in healthy individuals. The results suggest that Tc17-cells may have a protective function in MG. For Th1/Th17-cells and for γδ-T-cells there was no evidence for a pathophysiological function in MG. The number of CD56dimCD16brightCD62L- cells, a subpopulation of NK cells, was increased in MG patients without thymectomy. In patients after thymectomy the cell count was the same as in healthy donors. This finding could argue for a pathogenetic role of this NK-cell subpopulation in MG. In summary, the present work provides evidence that Tc17-cells and CD56dimCD16brightCD62L- cells play an important role in the course of MG. The cell count of both populations is influenced by a thymectomy. Th17-cells could be used as indicator for the response to immunomodulating therapy.