Die Strukturen gesundheitlicher Versorgung unterliegen einem tiefgreifenden Wandel durch zunehmende Technisierung und Digitalisierung, die sich durch den flächendeckenden Einsatz neuer, komplexerer und vernetzter Technologien auszeichnet. Die vorliegende Promotionsschrift widmet sich diesem Wandel über zwei Anwendungsbeispiele, erstens einem Mobilitätsangebot auf dem Klinikgelände und zweitens der pflegerischen Tätigkeit, die beide am Universitätsklinikum Charité – Universitätsmedizin Berlin durchgeführt wurden und durch ähnliche Diskurse um ökonomische, soziale und ethische Möglichkeiten und Grenzen sowie vergleichbaren methodologischen Zugang verbunden sind. Die Hauptfragestellung der Promotionsschrift lautet „Welche Möglichkeiten und Grenzen zunehmender Technisierung und Digitalisierung zeigen sich in der gesundheitlichen Versorgung für erstens infrastrukturelle Maßnahmen und zweitens professionelle Selbstwahrnehmung?“ Diese wird für beide Bereiche spezifiziert und in testbare Hypothesen übersetzt. In zwei Fragebogenstudien mit N = 125 Passagieren selbstfahrender Fahrzeuge auf dem Klinikgelände der Charité und mit N = 355 professionellen Pflegekräften wurden Einstellungen zu selbstfahrenden Fahrzeugen bzw. dem Einsatz von (digitaler) Technik in der pflegerischen Tätigkeit anhand standardisierter Skalen erfasst. Die Passagiere der selbstfahrenden Fahrzeuge nahmen diese als sicher wahr, akzeptierten sie, vertrauten ihnen und würden sie künftig wieder nutzen. Bei der Vorhersage künftiger Nutzungsintentionen war die Akzeptanz der stärkste Prädiktor. Das Alter war negativ mit der Nutzungsintention assoziiert, das Geschlecht hatte keine prädiktive Wirkung. Die professionellen Pflegekräfte akzeptierten (digitale) Technik dann, wenn sie körperlich schwere Arbeit unterstützte, dem Monitoring oder der Dokumentation diente. Zur sozialen und emotionalen Unterstützung eingesetzt, wurde sie kritischer bewertet. Führungskräfte bewerteten diesen Technikeinsatz positiver als Pflegekräfte ohne Leitungsfunktion, schätzten Technikeinsatz in den anderen Pflegefunktionen aber ähnlich ein. Insgesamt war die Stichprobe technikaffin. Die vorliegenden Studien stützten die jeweiligen Forschungsstände größtenteils. So haben insgesamt positiv bewertete selbstfahrende Fahrzeuge Potentiale, als Ergänzung von Mobilitätsangeboten die Fortbewegung und Navigation in einer Klinikinfrastruktur zu verbessern und (digitale) Technik im Pflegesetting kann – unter Berücksichtigung der professionellen Selbstwahrnehmung – zu höherer Zufriedenheit führen und Prozesse effizienter gestalten. Wesentliche Versprechen der Technisierung und Digitalisierung zur Gesundheitsversorgung können somit eingelöst werden. Limitierend ist anzuführen, dass beide Studien auf Gelegenheitsstichproben beruhen und somit Selektionseffekten ausgesetzt sind. Der Fragebogen als Instrument der Datenerhebung weist methodische Grenzen dahingehend auf, als dass die Antwortenden sich ihren Einstellungen bewusst sein müssen. Weitere Forschungen mit Methodenmix und Zufallsstichproben sind vielversprechend.
Structures of healthcare provision are subject to profound changes because of mechanisation and digitalisation characterised by comprehensive application of novel, complex, and connected technologies. This dissertation addresses this change via two examples, namely automated vehicles on the premises of a clinic and professional nursing, both situated at the Charité – Universitätsmedizin Berlin and connected through similar discourses on economic, social, and ethical potentials and limitations, as well as through similar methodological approaches. The main question of this dissertation is “What potentials and limitation of increasing mechanisation and digitalisation are apparent in structural preconditions and professional identification in healthcare?” This question is specified for both areas of interest and translated into testable hypotheses. In two questionnaire studies with N = 125 passengers of automated vehicles on the premises of the clinic and with N = 355 professional nurses attitudes towards automated vehicles and nursing, respectively, were addressed using standardised scales. Passengers evaluated the vehicles as safe, accepted and trusted them, and would use them again in the future. Acceptance was the strongest predictor of intention to use in regression analyses. Age was negatively associated with intention to use, and gender did not have predictive power. Professional nurses accepted (digital) technologies when they offered physical support, monitoring, or documentation functions. Deployed for social and emotional support, technologies were viewed critically. Nursing supervisors evaluated technologies for social and emotional support more positively than nurses. The sample was generally affine towards technologies. The present studies provided additional evidence on potentials and limitations of (digital) technologies already discussed in existing literature. Positively perceived automated vehicles offer potentials supplementing mobility and navigation services within the clinic infrastructure, and digital technologies in care settings can – considering the nurses’ professional self-identifications – lead to higher satisfaction and increase efficiency of care processes. Essential promises of mechanisation and digitalisation in healthcare can thus be kept. Limitations of the present studies include ad hoc sampling methods that introduce selection biases. Questionnaires as data collection methods are limited by the need of participants to be able to reflect on their attitudes before communicating them. Additional research using mixed methods and random sampling offer promising and additional insights.