Durch die Einführung von Tyrosinkinase-Inhibitoren in der Therapie von Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie und BCR-ABL1-Mutation sank die Mortalitätsrate der Patienten soweit, dass diese heutzutage mit der der Normalbevölkerung vergleichbar ist. Die Therapie mit TKI wird aktuell lebenslang empfohlen. Durch die gesunkene Mortalität bei gleichbleibender Inzidenz ist die Prävalenz gestiegen und die Forschung zu Langzeitnebenwirkungen wie Zweitmalignomen von großer Bedeutung. Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung des Risikos für das Auftreten von gastrointestinalen Zweitmalignomen durch die TKI-Therapie anhand einer CML- und Vergleichsgruppe mit vergleichbarem Lebensstil. Um bei signifikanten Ergebnissen einen Zusammenhang zur TKI-Therapie sicherstellen zu können, erfolgte für das kolorektale Karzinom als Zweitmalignom außerdem die Erfassung spezifischer Risikofaktoren. Methode Im Zeitraum von 2015 bis 2017 wurden 91 Patienten aus der Sprechstunde für myeloproliferative Neoplasien der Charité am Campus Virchow Klinikum mit Philadelphia positiver (Ph1+) CML in die retrospektive Studie aufgenommen. Die Vergleichsgruppe von 76 Personen setzte sich dabei aus Angehörigen der Patienten zusammen. Die Datenerhebung erfolgte retrospektiv in Form eines Fragebogens und die Patienten- und Teilnehmerdaten wurden zur Erstellung der Datenbank mit Microsoft Excel anonymisiert. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS. Die Ergebnisse dieser Studie ergeben für CML-Patienten unter TKI-Therapie kein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von kolorektalen Karzinomen oder anderen Zweitmalignome. Das Risikoprofil der CML-Patienten unterschied sich bis auf das signifikant erhöhte Auftreten von Stuhlunregelmäßigkeiten nicht von dem der Vergleichsgruppe. Die Stuhlunregelmäßigkeiten werten wir am ehesten als unerwünschte Arzneimittelwirkung im Rahmen der TKI-Therapie. Eine statistische Auswertung des Zusammenhangs zwischen TKI-Einnahmedauer und dem Auftreten von Zweitmalignomen war im Rahmen dieser Studie aufgrund der geringen Fallzahlen nicht möglich und sollte in größeren, prospektiven Studien untersucht werden.
Since the introduction of Tyrosine-Kinase-Inhibitors (TKI) as treatment for BCR-ABL1 positive Chronic Myeloid Leukemia (CML), mortality rates have decreased and life expectancy is now comparable to that of the general population. In most patients TKI are currently recommended as a lifelong therapy. The decrease of mortality rates and consistent incidence rates resulted in an increased prevalence and thus research of long-term side effects like secondary malignancies is necessary. In this study we examined the risk of secondary malignancies as a result of TKI therapy in CML patients using a reference group leading a similar lifestyle. To ensure that potentially significant results could be attributed to TKI therapy we also collected data on specific risk factors for developing colorectal cancer. During the years of 2015 and 2017, 91 patients of the myeloproliferative neoplasia clinic at Charité with BCR-ABL1 positive CML were included in the study. The reference group consisted of 76 people who were relatives of the patients. Data was collected retrospectively with a questionnaire and anonymised to create a database with Microsoft Excel and analysed with SPSS. The results of this study suggest no significantly increased risk for CML patients undergoing TKI therapy to develop colorectal cancer or other secondary malignancies. Between groups there was no difference in the occurrence of risk factors apart from increased irregular bowl habits in the CML group, which we believe are most likely side effects of TKI therapy. Due to the low number of cases of secondary malignancies it was not possible to conduct statistical analysis to show a direct link between length of TKI therapy and occurrence of secondary malignancy. Thus this should be an objective in bigger, prospective studies.