Eines der zentralen Probleme Ägyptens liegt im Abhängigkeitsgeflecht von Bevölkerungswachstum, Siedlungsexpansion und Kulturlandverlust. Trotz des Gesetzes zum "Erhalt der landwirtschaftlichen Flächen und der Bodenfruchtbarkeit", das die Bebauung von Ackerland untersagte, ist die Dynamik der Siedlungsentwicklung offensichtlich so stark, dass sie selbst mit angedrohten Zwangsmaßnahmen nicht zu unterbinden ist. Hierbei wird die Siedlungsentwicklung im geographischen Sinn als räumlicher und zugleich als sozioökonomischer Prozess betrachtet. Zentrale Fragestellung der Dissertation ist die Klärung der Frage, welche Faktoren für die Dynamik der Siedlungsentwicklung im nordwestlichen Nildelta verantwortlich sind. In ausgewählten Siedlungen wurden die räumlichen Prozesse der Siedlungsexpansion unter Anwendung von Fernerkundungsdaten, GIS-Analyse und Karteninterpretation dokumentiert und anschließend unter Bezug auf die Befragungsergebnisse interpretiert. Zur räumlichen Datenerfassung lagen sowohl topographische Karten aus den Jahren 1937 und 1992 als auch Satellitenbilder (meist IRS/1D, 1998) zugrunde. Im Rahmen einer umfangreichen standardisierten Befragung und mit Experteninterviews konnten die sozialen und ökonomischen Faktoren und die entstehenden Konflikte zwischen den Akteuren untersucht werden. Ein besonderes Augenmerk lag hierbei auf der Betrachtung des sozialen Wandels, der Arbeitsmigration, der Urbanisierung der ländlichen Räume und der Entwicklung des Immobilienmarktes. Zwar verlief die Siedlungsentwicklung im nordwestlichen Nildelta heterogen, doch hat sich die Siedlungsfläche dort insgesamt seit 1937 bis 1990 fast verfünffacht und bis 1998 wegen einiger Großprojekte nochmals verdoppelt. Die Untersuchungen bestätigen, dass die unterschiedliche Entwicklung auf verschiedene soziale und ökonomische Faktoren zurückzuführen ist. Hauptkonflikte waren: Die Diskrepanz zwischen Stadtplanung und ungeplanter Stadtentwicklung und der zwischen staatlicher Kontrolle und informeller Bautätigkeit. Zu ihrer Lösung ist es notwendig, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Baubereich weiter verbessert und auch exekutiv durchgesetzt werden. Voraussetzung hierzu ist die Nutzung einer aktuellen Planungsgrundlage, die mit Hilfe der hier vorgestellten Techniken und Methoden erarbeitet werden können.
One of Egypt's central problems lies in the relation between the increase in population, the expansion of settlements and the loss of arable land. Although the law for conservation of agricultural areas and soil fertility, which prohibits building on arable land still exists, the dynamic of settlement development is so severe that even with enforced measures and restrictions it can't be stopped. The central question of this thesis deals with factors which are responsible for the dynamics of settlement development in the north- western Nile Delta. The development of settlements in this context is seen as a spatial as well as a socio-economic process. These spatial processes were documented for selected areas using remote sensing data (mainly IRS/1D, 1998), GIS analysis and the interpretation of topographic maps for the years 1937 and 1992. The social and economic factors and the arising conflicts between the actors were examined using methods of extensive standardized interrogation as well as interviewing experts. The examination mainly focused on the social changes, working migration, the urbanisation of the rural areas and the development of the real estate market. Although the settlement development in the north-west Nile Delta has been heterogenous a general increase of settlement activity can be observed between 1937 and 1992. Since 1992 there has been a further increase caused by financial projects in the region. The investigation shows that the differing tendencies of settlement development are caused by diverse social and economic factors. The main conflict lies in the discordance of city planning and the development of unplanned cities due to the lack of appropriate control in the informal building sector. To solve these conflicts it is necessary to improve the juristical frame conditions for the building sector and to make sure that those are applied in future. These measures need an updated planning base which can be established using the techniques and methods mentioned above.