Das Ziel der vorliegenden Studie war die Erhebung der Krankheitsprävalenzen bei den sechs im Deutschen Retriever Club eingetragenen Retrieverrassen. Nach der Literaturrecherche über die häufigsten Erkrankungen dieser Rassen erfolgte die Ermittlung der Ergebnisse mittels standardisierter Fragebögen, welche die Besitzer aller im DRC eingetragener Retriever nach Anmeldung auf deren Vereins-Webseite online ausfüllen konnten. In die Grundgesamtheit wurden nicht nur Zuchthunde, sondern auch Familien-, jagdlich geführte und Therapiehunde jeden Alters sowie bereits verstorbene Hunde eingeschlossen. Zur statistischen Auswertung wurden die Daten in Excel übertragen und mit SPSS 25 ausgewertet. Die Populationsgröße in dieser Querschnittsstudie betrug 896 Retriever, worunter alle sechs Retrieverrassen vertreten waren. Die durchschnittliche Lebenserwartung wurde an den 125 zum Studienende bereits verstorbenen Hunden ermittelt und betrug 12 Jahre. Hündinnen lebten dabei im Median zwei Jahre länger als Rüden. Die mittlere Lebenserwartung kastrierter Hunde war höher (13 Jahre) im Vergleich zu intakten Hunden (9 Jahre). Signifikante Unterschiede zwischen den Rassen wurden bei den Flat-Coated Retrievern deutlich, welche im Median nur 10 Jahre alt wurden. In Bezug auf die Multimorbidität erkrankten die Hunde in ihrem Leben im Median an einer Erkrankung (Wertebereich 0-10), wobei Rüden häufiger drei bis vier Krankheiten aufwiesen. Die drei am häufigsten erhobenen Krankheiten waren die Otitis externa, Hot Spots und Zwingerhusten. Die häufigsten Todesursachen waren Tumore, altersassoziierte Todesumstände sowie Erkrankungen am Bewegungsapparat und am Magen-Darmtrakt, welche letztendlich zur Euthanasie führten. Diverse in der Literatur häufiger bei Retrievern beschriebenen Erkrankungen konnten auch in der vorliegenden Studie mit mindestens 1% Nennfrequenz beobachtet werden, darunter befanden sich Erkrankungen wie bspw. die Goniodysplasie (1,0%), Katarakt (2,5%), Ichthyose (1,5%), Krampfanfälle (1,8%) und Hypothyreose (6,6%). Andere aus der Literatur bekannte Erkrankungen wurden in unserer Studie nur selten (<1%) oder gar nicht genannt, wie z.B. die Progressive Retinaatrophie (0,4%), Collie Eye Anomalie (0,1%), Retinadysplasie (0,2%), diversen Autoimmunerkrankungen (0,1-0,4%), Myasthenia gravis (0,2%), Subaorten (0,5%)- oder Pulmonalstenose (0,3%) oder die inkomplette Ossifikation des Condylus humeri (0,1%). Speziell für die Hüftgelenks- und die Ellbogendysplasie konnte in der vorliegenden Studie im Vergleich zu anderen Studien ein Rückgang für alle Retrieverrassen im Vergleich zu Vorgängerstudien verzeichnet werden, was auf den Erfolg züchterischer Maßnahmen hindeutet. Andere Erkrankungen stiegen im Vergleich zu vorherigen Studien an Retrieverrassen an, wie z.B. Arthrose (8,4%), Wasserrute (8,0%), Konjunktivitis (6,6%), Katarakt (2,5%) und Kryptorchismus (1,3%). Der in dieser Studie dokumentierte Gesundheitszustand zeigt für einzelne Retrieverrassen ein unterschiedlich häufiges Auftreten bestimmter Erkrankungen: Die Curly-Coated Retriever erkrankten signifikant häufiger an Otitiden, die Flat-Coated Retriever an Augenerkrankungen wie der Konjunktivitis follikularis, der Distichiasis und der Goniodysplasie. Die Labrador-Retriever erkrankten signifikant häufiger an Lahmheiten, Otitiden und der Wasserrute, und die Nova-Scotia-Duck-Tolling Retriever an Distichiasis, Spondylose, Prostataerkrankungen und Bandscheibenvorfällen. Auffällig, jedoch nicht statistisch signifikant, erkrankten die Golden Retriever fast als einzige Rasse an Othämatomen und der Ichthyose und zusammen mit den Labrador-Retrievern wurden bei diesen beiden Rassen Krampfanfälle häufiger dokumentiert. In der vorliegenden Studie erkrankten Rüden signifikant häufiger an Zwingerhusten, Arthrosen, Futtermittelallergien, Atopischer Dermatitis, Cauda-equina-Syndrom und einer Hypothyreose. Hündinnen, v.a. kastrierte, erkrankten signifikant häufiger an einer Zystitis. Tumorerkrankungen wurden mit einer höheren Prävalenz (21%) erhoben als in der Vergleichsstudie der Retriever mit der Datenerhebung aus dem Jahr 2004, wobei die Hunde in der vorliegenden Studie älter wurden als in der Vergleichsstudie (Brümmer 2008) und Tumorerkrankungen mit dem Alter ansteigen (Klopfleisch 2016). Bei den Chesapeake-Bay-Retrievern wurden mit 27% die meisten Tumore dokumentiert, gefolgt von den Flat-Coated Retrievern mit 18%. Hündinnen erkrankten mit 14% häufiger an einer Tumorart im Vergleich zu Rüden mit 11%, wobei die Mammatumore, die fast nur bei Hündinnen auftraten, nach den Lipomen die zweithäufigste Tumorart waren, die in der vorliegenden Studie dokumentiert wurde. Kastrierte Hunde erkrankten häufiger an Lipomen, Mamma-, Milz-, Leber- und Lungentumoren im Vergleich zu intakten Hunden. Hunde, die an Tumoren erkrankt waren, erreichten ein Lebensalter von 10-14 Jahren: Retriever mit Osteosarkomen und Lungentumoren wurden 10 Jahre alt, wohingegen Hunde mit Lipomen, Mastzell- und Mammatumoren ein medianes Lebensalter von 14 Jahren erreichten. Für eine Zuchtzulassung der im Deutschen Retriever Club eingetragenen Retriever sind unter anderem eine Untersuchung auf die Hüftgelenks- und Ellbogendysplasie vorgeschrieben (DRC 2019). Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigten eine deutliche Verbesserung bei diesen Erkrankungen, was auf einen Erfolg der züchterischen Arbeit hindeutet. Für die Gesundheit der Retriever wäre die Erhebung der Prävalenzen der für die Retrieverrassen typischen Krankheiten in regelmäßigen Folgestudien wünschenswert, damit die Zuchtordnung des Deutschen Retriever Clubs stets aktuell bleibt und die Veränderungen der Krankheitshäufigkeiten als Orientierungsmaßstab für die gewissenhafte Hundezucht genutzt werden können.
The study surveyed the disease prevalence in the six retriever breeds registered in the German Retriever Club (DRC). After a literature review of the most frequent diseases of these breeds, data were collected by means of standardized questionnaires which were send to owners of all Retrievers registered in the DRC and could be completed online after registration on their club website. Thus, not only breeding dogs but also family, hunting and therapy dogs of all ages were included in the survey population. For statistical evaluation, the data were transferred to Excel and evaluated with SPSS 25 to determine the current health status of the specific breeds. The achieved sample size in this cross-sectional study was 896 Retrievers, including all six Retriever breeds. The median life expectancy was 12 years and determined by 125 dogs that had died by the end of the study. Females lived two years longer than males. Median life expectancy of neutered dogs was higher (13 years) when compared to unneutered dogs (9 years). Significant differences between the breeds were observed, e.g. Flat-Coated Retrievers had the lowest median age of only 10 years. For the study, only disease events which, based on the information provided by the owner, had been diagnosed by a veterinarian, were included in the analysis. On a median, dogs in Four study developed one disease (range 0-10 diseases) throughout their lifetime. Males suffered more frequently from three to four diseases (multimorbidity) when compared to females. The three most frequently recorded diseases were: otitis externa, hot spots and kennel cough. The most common causes of death were tumors, age, and diseases of the locomotive system and gastrointestinal tract, which ultimately led to euthanasia. As described in the literature, the more frequently occurring in retrievers were also reported in our study, for example goniodysplasia (1.0%), cataract (2.5%), ichthyosis (1.5%), seizures (1.8%) and hypothyroidism (6.6%). On the other hand, several diseases described in the literature as frequently occurring could only be documented very rarely (<1%) or not at all in this study: progressive retinal atrophy (0.4%), collie eye anomaly (0.1%), retinal dysplasia (0.2%), various autoimmune diseases (0.1-0.4%), myasthenia gravis (0.2%), subaortic (0.5%) or pulmonary stenosis (0.3%) or incomplete ossification of the humerus condyle (0.1%). With regard to hip joint and elbow dysplasia, the present study showed a decrease for all retriever breeds when compared to previous studies, this is evidence for a successful breeding strategy. Other diseases increased compared to previous studies in retriever breeds, such as osteoarthritis (8.4%), water tail (8.0%), conjunctivitis (6.6%), cataract (2.5%) and cryptorchidism (1.3%). The data collected in this study highlighted significantly higher incidences for certain diseases in individual retriever breeds: Curly-coated retrievers had a significantly higher incidence of otitis media. Flat-coated retrievers of eye diseases such as follicular conjunctivitis, distichiasis and goniodysplasia. Labrador-retrievers were significantly more likely to suffer from lameness, otitis and limber tail syndrome and Nova-scotia-duck-tolling Retrievers from distichiasis, spondylosis, prostate diseases and herniated discs. It is striking, but not statistically significant, that Golden Retrievers were almost the only breed to suffer from otitis and ichthyosis, and together with Labrador Retrievers, seizures were documented more frequently in these two breeds. The study shows that males were significantly more likely to suffer from kennel cough, arthrosis, food-related allergies, atopic dermatitis, cauda equina syndrome and hypothyroidism. Females, especially neutered ones, were significantly more likely to develop cystitis. Tumor diseases were recorded with a higher prevalence (21%) than in the comparative study of the retrievers with the data collection from 2004, whereby the dogs in the present study became older than in the comparative study (Brümmer 2008) and tumor diseases increase with age (Klopfleisch 2016). The most tumors (27%) were documented in Chesapeake Bay Retrievers followed by Flat Coated Retrievers (18%). In females, tumors occurred 14% of the time, while males had an 11% occurrence. Mammary tumors occurred almost exclusively in females, being the second most common tumor type documented in this study after lipomas. Castrated dogs were more likely to develop lipomas, breast, spleen, liver and lung tumors when compared with intact dogs. Dogs with tumors reached an age of 10-14 years: Retrievers with osteosarcoma and lung tumors reached 10 years of age, whereas dogs with lipomas, mast cell and mamma tumors reached a median age of 14 years. For a breeding approval of Retrievers registered in the German Retriever Club, among other things, an examination for hip and elbow dysplasia is mandatory (DRC German Retriever Club 2019) is required. The results of this study show significant improvements in these diseases over the past years, which indicates the success of the breeding work. For the health of the Retrievers, it is desirable to survey the prevalence of typical diseases for Retriever breeds in regular follow-up studies. By doing so, breeding regulations of the German Retriever Club can always be kept up to date and changes in frequency of diseases can be used as a benchmark for conscientious dog breeding.