Die Schulgesundheitspflege spielt eine zentrale Rolle für den Erhalt und die Förderung von Gesundheit sowie die Prävention von Erkrankungen. Durch eine am Public Health Action Cycle orientierte Arbeitsweise können Pflegefachpersonen die körperliche Gesundheit und auch das psychosoziale Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen sowie von Eltern, Lehrenden und anderen Personen an den Schulen positiv beeinflussen. Dies war eines der Motive für die Einführung des in Trägerschaft des AWO Bezirksverband Potsdam e. V. seit 2017 in mehreren Phasen durchgeführten Modellprojekts „Schulgesundheitsfachkräfte an öffentlichen Schulen im Land Brandenburg“. Anknüpfend an die wissenschaftliche Begleitung der Einführung der Schulgesundheitspflege in Brandenburg und Hessen (SPLASH I) wurde von Juli 2019 bis Dezember 2020 eine auf ausgewählte Gesundheitsindikatoren ausgerichtete Evaluationsstudie allein zu dem Brandenburger Projekt durchgeführt (SPLASH II). Deren Ziel war es, mögliche Wirkungen der Schulgesundheitspflege auf den Gesundheitszustand, das Gesundheitsverhalten und die Gesundheitskompetenz der Schüler*innen zu ermitteln. Die entsprechenden Daten wurden mittels Fragebögen erhoben, die die Heranwachsenden selbst ausfüllten. Diese Phase der Datenerhebung musste aufgrund der COVID-19-Pandemie nach etwa der Hälfte ausgesetzt werden. Zudem wurde eine schriftliche Befragung der Schulleitungen durchgeführt, um gesundheitsrelevante Strukturmerkmale der Schulen zu erfassen. Die erhobenen Daten wurden statistisch ausgewertet und z. T. mit zuvor erhobenen Daten vergleichend ana-lysiert. Ergänzend wurden qualitative Interviews mit Pflegefachpersonen an den Schulen geführt, um Rollen und Aufgaben der Schulgesundheitspflege angesichts der COVID-19-Pandemie untersuchen zu können. Die qualitativen Daten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet und verdichtend aufbereitet.
Im Ergebnis zeigte sich, dass das Angebot der Pflegefachpersonen von den Schüler*innen gut angenommen und überwiegend positiv bewertet wurde. Deren Gesundheitszustand schien vor der Pandemie basierend auf den Selbstauskünften insgesamt gut gewesen zu sein. Was Veränderungen im Gesundheitsverhalten betrifft, sind die Ergebnisse ambivalent. Rund ein Fünftel der Schüler*innen zeigte eine hohe Gesundheitskompetenz, allerdings war der Anteil derjenigen mit niedriger Gesundheitskompetenz etwa genauso hoch. Pandemiebedingt deuteten sich aus Sicht der Pflegefachpersonen zusätzliche Gesundheitsrisiken an. Gesteigerter Medienkonsum, mangelnde Bewegung und schlechtere Ernährung wurden berichtet, ebenso wie soziale Isolation, Verunsicherung und Angst vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2. Das Elternhaus war für die Schüler*innen die Hauptinformationsquelle zur COVID-19-Pandemie, was zuweilen mit spezifischen Herausforderungen für die Pflegefachpersonen verbunden war. Deren zusätzliche Aufgabe bestand u. a. darin, auf die Einhaltung der pandemiebedingten Hygiene- und Abstandsregeln zu achten, über SARS-CoV-2 und die Folgen sowie die damit verbundenen Maßnahmen zu informieren und ggf. Fehlinformationen richtigzustellen.
Das Modellprojekt „Schulgesundheitsfachkräfte an öffentlichen Schulen im Land Brandenburg“ wurde mit Blick auf ausgewählte Gesundheitsindikatoren erfolgreich fortgesetzt. Zwar lassen sich direkte Effekte der Schulgesundheitspflege auf Gesundheitszustand, Gesundheitsverhalten und Gesundheitskompetenz ohne Bezugnahme auf konkrete, abgegrenzte Einzelinterventionen nach wie vor schlecht ermitteln. Dem wird künftig mit weiteren Bemühungen zur Systematisierung und Standardisierung der Interventionen der Schulgesundheitspflege zu begegnen sein. Gerade hinsichtlich der Förderung von Gesundheitskompetenz und der pandemie-bedingten Herausforderungen ist der Bedarf an Schulgesundheitspflege aber offensichtlich. Die Pflegefachpersonen wissen um ihre Relevanz und haben sich mit ihren diversen Rollen und Aufgaben in den Schulen gut etabliert. Das Spannungsfeld zwischen individuen- und populationsorientierten Perspektiven einerseits und reaktiven und antizipativen Ansätzen andererseits, sollten sie dabei sorgfältig ausbalancieren, um im Kontext der Schulgesundheitspflege auch künftig die gewünschten und angestrebten Gesundheitseffekte erzielen zu können.