Die Weltbevölkerung altert schnell; damit zusammenhängend nehmen altersabhängige Krankheiten und die Zahl pflegebedürftiger Menschen zu. Gesundes Altern und eine hohe subjektive Lebensqualität werden somit zu wichtigen sozialpolitischen Zielgrößen. Dies gilt für die chinesische und deutsche Bevölkerung gleichermaßen. Entsprechend wächst in chinesischen Pflegeeinrichtungen und Heimen für alte Menschen das Interesse, die subjektive Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner messbar zu machen sowie Messinstrumente zur Qualitätssicherung zu entwickeln und diese einzusetzen. Aufbauend auf Forschungen in Deutschland (Projekt QUISTA, Schenk et al. 2013), in die ich während meines Aufenthaltes an der Charité – Universitätsmedizin Berlin in den Jahren von 2011 bis 2014 Einblick nehmen konnte, soll das dort entwickelte Instrumentarium QUISTA (= Messung der subjektiven Lebensqualität in der stationären Pflege in Deutschland) für den chinesischen Sprachraum kulturell adaptiert werden. In einem zweiten Schritt soll die subjektive Lebensqualität von selbstauskunftsfähigen älteren Heimbewohnerinnen und -bewohnern (N = 400, 49-99 Jahre, 52% weiblich) aus 23 Heimen (städtisch und ländlich; klein, mittel und groß; Pflegeheim und Altenheim) in China (Dalian und Shanghai) mit dem chinesischsprachigen Instrumentarium QUISTA-C (= Messung der subjektiven Lebensqualität in der stationären Pflege in China) anhand einer Querschnittsanalyse erhoben. In einem weiteren Schritt werden die Ergebnisse der deutschen Studie mit den in China erhobenen Daten sowohl statistisch als auch kulturell verglichen. Zusätzlich werden mittels 14 in China (Beijing und Shanghai) und Deutschland (Dresden und Berlin) durchgeführter Experteninterviews Vorschläge zur Verbesserung der subjektiven Lebensqualität älterer Menschen in der stationären Pflege in China erhoben. Vorrangiger Gegenstand dieser Dissertation ist ein wissenschaftlicher Beitrag zur Operationalisierung, Messung und Analyse subjektiver Lebensqualität älterer Menschen in der stationären Pflege in China. Als grundlegendes Postulat gilt die Annahme, dass der Einschätzung der subjektiven Lebensqualität aus der persönlichen Perspektive der Betroffenen ein angemessenes Gewicht beigemessen werden sollte. Subjektive Lebensqualität wird als der Grad der Übereinstimmung zwischen individuellen Ansprüchen der Heimbewohnerinnen und -bewohner und deren wahrgenommener Erfüllung definiert sowie in zehn Oberdimensionen und in 26 Unterdimensionen rekonstruiert. In einer deutsch-chinesisch vergleichenden Perspektive wird eine fünfphasige Feldstudie in China durchgeführt, die aus qualitativer Vorstudie und Nachstudie sowie quantitativer Vorstudie, Pilotstudie und Hauptstudie besteht. Dabei werden narrative Interviews, die dokumentarische Methode, eine quantitative Erhebung, eine statistische Analyse, sowie Experteninterviews und eine qualitative Inhaltsanalyse dieser Interviews durchgeführt. Ein praktikables (keine Missing-Daten, durchschnittliche Interviewdauer < 30 Minuten) und valides Messinstrumentarium QUISTA-C wird entwickelt, das eine gute Konstruktvalidität (|0,50| ≥ ρ ≥ |0,30|), eine gute interne Konsistenz (α > 0,80), eine gute Wiederholungstest-Reliabilität (ICC > 0,60; p < .001) und eine gute Diskriminanzvalidität (Cohens d > 0,80; p < .001) verfüge. Es ist universell auf die auskunftsfähige Heimpopulation der Validierungsstichprobe übertragbar, weil sich weder Alterseffekte noch Geschlechtseffekte bemerkbar machen. Außerdem zeigen die Strukturmerkmale der Heime, nämlich Stadt (Dalian und Shanghai), Region (Stadt und Land), Heimgröße (klein, mittel und groß) und Heimmerkmale (Pflegeheim und Altenheim), keinen Effekt auf die subjektive Lebensqualität der Heimbewohnerinnen und -bewohner. In der chinesischen Vergleichsstichprobe berichten die ältesten Heimbewohnerinnen und -bewohner (≥ 80 Jahre) eine deutlich höhere subjektive Lebensqualität als die „jüngeren“ Heimbewohnerinnen und -bewohner (55-79 Jahre). 89,5% dieser Stichprobe sind chronisch krank und leiden insgesamt unter 40 (X ̅ = 2,4; SD = 1,6) verschiedenen chronischen Krankheiten. Davon stehen folgende Arten auf der „Top-Drei-Liste“ chronischer Krankheiten nach jeweiliger Prävalenz: Arterielle Hypertonie (51,3%), Herzkrankheit (37,8%) und Knochenerkrankung (33,0%). Darüber hinaus haben die älteren Menschen in der stationären Pflege in China eine deutlich niedrigere subjektive Lebensqualität als die Heimbewohnerinnen und -bewohner in Deutschland. Die finale Stichprobe (N = 397, 99,25% aller Befragten) in China bewertet ihre Lebensqualität nach QUISTA-C im Durchschnitt mit 62,5 Punkten, während die finale Stichprobe (N = 483) in Deutschland ihre Lebensqualität nach QUISTA im Durchschnitt mit 74,4 Punkten bewertet. Im Messverfahren des Kartenspiels wird „Meine Gesundheit“ sowohl von chinesischen als auch von deutschen Heimbewohnerinnen und -bewohnern als für ihre Lebensqualität „wichtigster“ von allen 16 Lebensbereichen in Heimen ausgezeichnet. Zwei Lebensbereiche, „Ein schönes Zimmer“ und „Nein sagen, wenn man mir hier etwas vorschreiben möchte“, sind für deutsche Heimbewohnerinnen und -bewohner wichtiger als für chinesische Heimbewohnerinnen und -bewohner, während ein Lebensbereich „Ruhe“ für chinesische Heimbewohnerinnen und -bewohner wichtiger ist als für deutsche Heimbewohnerinnen und -bewohner. Bei zehn Unterdimensionen, nämlich „Von Pflegekräften ernst genommen werden“, „Sich sicher und behütet fühlen“, „Kontakt zu den Pflegekräften“, „Selbst über den Tagesablauf entscheiden“, „Essen hat geschmeckt“, „Bewohner sind freundlich zueinander“, „Zeit sinnvoll verbringen“, „An der frischen Luft sein“, „Schlaf“ und „Interessante Beschäftigungsmöglichkeiten“, nehmen die deutschen Heimbewohnerinnen und -bewohner höhere Lebensqualität als die chinesischen Heimbewohnerinnen und -bewohner wahr, während bei sechs Unterdimensionen, nämlich „Finanziell abgesichert sein“, „Sich heimisch fühlen“, „Angst vor geistigen Einbußen“, „Pflegekräfte können sich Zeit nehmen“, „Familie hat Zeit“ und „Schmerzen“, die chinesischen Heimbewohnerinnen und -bewohner höhere Lebensqualität als die deutschen Heimbewohnerinnen und -bewohner wahrnehmen. Ferner bewerten beide ihre subjektive Lebensqualität bei der Unterdimension „Kontakt zu Freunden, die nicht im Heim wohnen“ von allen 26 / 25 Unterdimensionen niedrig. Zwei Einflussfaktoren, „Haben oder hatten Kinder“ / „Wahrgenommene soziale Unterstützung“ und „Allgemeine Lebenszufriedenheit“, scheinen einen signifikanten positiven Einfluss auf die subjektive Lebensqualität älterer Menschen in der stationären Pflege zu haben – sowohl in China als auch in Deutschland. Auf Grundlage der vorliegenden Untersuchung werden vier konkrete Vorschläge zur schrittweisen Verbesserung der subjektiven Lebensqualität älterer Menschen in der stationären Pflege in China unterbreitet: - Gesellschaftliche Gesamtressourcen für Altenpflege kohärent integrieren; - Eine soziale Pflegeversicherung einführen; - Menschenorientierte Servicestandards etablieren; - Pflegekräfte als Berufsgruppe nachhaltig stärken.
The world’s population is aging fast. Associated with this, age-related illnesses and the number of people in need of care are on the increase. Healthy aging and a high subjective quality of life thus become important social policy targets. This applies equally to the Chinese and German populations. Accordingly, in Chinese nursing homes and old people´s homes, there is an increasing interest in making the subjective quality of life of the residents measurable, as well as in developing and using measuring instruments for quality assurance. Based on research in Germany (project QUISTA, Schenk et al. 2013), in which I was able to gain insight during my stay at the Charité - Universitätsmedizin Berlin in the years 2011 to 2014, the instrument QUISTA (= measurement of the subjective quality of life in residential care in Germany) developed there is to be culturally adapted for the Chinese language area. In a second step, the subjective quality of life of elderly residents (N = 400, 49-99 years, 52% female), who have the ability to express themselves verbally, from 23 homes (urban and rural; small, medium and large; nursing home and old people´s home) in China (Dalian and Shanghai) is surveyed with the Chinese-language instrument QUISTA-C (= measurement of the subjective quality of life in residential care in China) using a cross-sectional analysis. In a further step, the results of the German study are compared both statistically and culturally with the data collected in China. In addition, by means of 14 in China (Beijing and Shanghai) and Germany (Dresden and Berlin) carried out expert interviews, proposals are made to improve the subjective quality of life of elderly people in residential care in China. The main subject of this dissertation is a scientific contribution to the operationalization, measurement and analysis of subjective quality of life of elderly people in residential care in China. A fundamental postulate is the assumption that the assessment of the subjective quality of life from the personal perspective of those affected should be given appropriate weight. Subjective quality of life is defined as the degree of correspondence between the individual needs of the home residents and their perceived fulfilment; and it is reconstructed into ten super-dimensions and into 26 sub-dimensions. In a German-Chinese comparative perspective, a five-step field study is conducted in China, consisting of qualitative pre-study and post-study as well as quantitative pre-study, pilot study and main study. In doing so, narrative interviews, the documentary method, a quantitative survey, a statistical analysis, as well as expert interviews and a qualitative content analysis of these interviews are carried out. A practical (no missing data, average interview duration < 30 minutes) and valid measurement instrument QUISTA-C is developed, which has a good construct validity (|0,50| ≥ ρ ≥ |0,30|), a good internal consistency reliability (α > 0.80), a good test-retest reliability (ICC > 0.60; p < .001) and a good discriminant validity (Cohen’s d > 0.80; p < .001). It is universally applicable to the home population of the validation sample, who are able to provide information by themselves, because neither age effects nor gender effects are noticeable. In addition, the structural characteristics of the homes, namely city (Dalian and Shanghai), region (city and country), home size (small, medium and large) and home features (nursing home and old people´s home) have no effect on the subjective quality of life of the residents. In the Chinese comparison sample, the oldest residents (≥ 80 years) report a significantly higher subjective quality of life than the "younger" residents (55-79 years). 89.5% of this sample are chronically ill and suffer from a total of 40 (X ̅ = 2.4; SD = 1.6) various chronic diseases. Of these, the following species are on the "top three" list of chronic diseases according to respective prevalence: arterial hypertension (51.3%), heart disease (37.8%) and bone disease (33.0%). In addition, the elderly people in residential care in China have a significantly lower subjective quality of life than the home residents in Germany. The final sample in China (N = 397, 99.25% of all respondents) rated their quality of life according to QUISTA-C on average 62.5 points, while the final sample in Germany (N = 483) rated their quality of life according to QUISTA on average 74.4 points. In the measuring method of the card game, "My health" is awarded by both Chinese and German home residents as the "most important" for their quality of life of all 16 areas of life in homes. Two areas of life "A nice room" and "Say no, if you want to dictate something to me here" are more important for German home residents than for Chinese home residents, while an area of life "Quiet" is more important for Chinese home residents than for German home residents. In ten sub-dimensions, namely "Be taken by nurses seriously", "Feel safe and secure", "Contact with the nurses", "Decide about the daily routine by myself", "Food tasted", "Residents are friendly to each other", "Spend time wisely", "Be in the fresh air", "Sleep" and "Interesting activity opportunities", the German home residents perceive a higher quality of life than the Chinese home residents, while in six sub-dimensions, namely "Be financially secure", "Feel at home", "Fear of mental loss", "Nurses can take time", "Family has time" and "Pain", the Chinese home residents perceive a higher quality of life than the German home residents. Furthermore, both rate their subjective quality of life in the sub-dimension "Contact with friends who do not live in the home" low of all 26 / 25 sub-dimensions. Two influencing factors "Have or have had children" / "Perceived social support" and "General life satisfaction" seem to have a significant positive impact on the subjective quality of life of the elderly people in residential care – both in China and in Germany. Based on the present study, four concrete proposals are made for the gradual improvement of the subjective quality of life of the elderly people in residential care in China: - Coherently integrate overall social resources for care for the elderly; - Introduce a social care insurance; - Establish people-oriented service standards; - Sustainably strengthen nurses as a professional group.