Einleitung: Strukturierte Gewichtsinterventionsprogramme weisen nur moderate Erfolgsraten in der Therapie der Adipositas auf. Angesichts der stetig wachsenden Prävalenz von Adipositas erscheint es daher sinnvoll, individuell angepasste Therapiestrategien zu entwickeln und einzusetzen. In dieser Arbeit wurden die Effekte einer Gewichtsreduktion bei Adipösen mit und ohne metabolische Störungen im kurz- und langfristigen Verlauf verglichen. Dabei sollten unterschiedliche Definitionen von Adipositas assoziierten Veränderungen hinsichtlich ihrer Eignung zur Diskrimination von Patienten mit und ohne metabolische Verbesserung unter Gewichtsreduktion untersucht werden. Material und Methodik: In dieser Arbeit wurden Daten der MAINTAIN-Studie, welche die Effekte einer randomisierten, multimodalen Gewichterhaltungstherapie nach vorausgegangener Gewichtsabnahme bei 143 Frauen und Männern untersuchte, im Rahmen einer Sekundäranalyse ausgewertet. Die Unterteilung der Studienpopulation in metabolisch gesunde (MHO) bzw. metabolisch ungesunde (MUHO) Teilnehmer erfolgte anhand der IDF-Kriterien des metabolischen Syndroms sowie anhand des HOMA-IR und des Insulin-Sensitivitäts-Index (ISI) des euglykämischen-hyperinsulinämischen Clamps. Die prozentuale Veränderung der untersuchten anthropometrischen und metabolischen Parameter wurde zwischen MHO und MUHO im Kurzzeitverlauf der 3-monatigen Gewichtsreduktion und 18 Monate nach deren Beendigung verglichen. Dazu wurden intra- und inter-Gruppen-Vergleiche mittels T-Tests bzw. Mann-Whitney-U-Tests durchgeführt. Ergebnisse: Im Kurzzeitverlauf zeigte sich bei MUHO(IDF) eine signifikant stärkere Verbesserung der Ganzkörper- und der muskulären Insulinsensitivität, des Nüchternblutzuckers und des Lipidprofils gegenüber MHO(IDF) (p < 0,05). Bei Einteilung nach dem HOMA-IR oder dem ISIClamp war in der jeweiligen MUHO-Gruppe ebenfalls eine signifikant stärkere Verbesserung der Ganzkörper- und der muskulären Insulinsensitivität sowie bei MUHO(HOMA-IR) auch des Nüchternblutzuckers gegenüber der jeweiligen MHO-Gruppe zu beobachten (p < 0,05). In der Langzeitanalyse unterschieden sich MHO(IDF) und MUHO(IDF) nur noch signifikant in der Verbesserung des Nüchternblutzuckers nach 18 Monaten. Bei MUHO(HOMA-IR) bzw. MUHO(ISI) blieb eine signifikant stärkere Verbesserung der Ganzkörper-Insulinsensitivität (HOMA-IR) gegenüber der jeweiligen MHO-Gruppe bestehen. Diskussion: Insbesondere im Kurzzeitverlauf konnten wir einen signifikant stärkeren Benefit durch die Gewichtsabnahme für Teilnehmer mit metabolisch ungesunder Adipositas beobachten. Dabei schien die Nutzung der IDF-Kriterien gut geeignet zu sein, um Adipöse mit einer deutlichen metabolischen Verbesserung unter Gewichtsreduktion im Kurzzeitverlauf zu identifizieren. Im Langzeitverlauf sahen wir nur noch unter Nutzung der Definition mittels HOMA-IR oder ISI einen größeren Benefit bei metabolisch ungesunden Teilnehmern hinsichtlich der Insulinsensitivität, wobei jedoch die geringe Praktikabilität des ISI dessen Nutzen einschränken dürfte. Diese Studie ist die erste, welche auch der Fragestellung hinsichtlich langfristiger Unterschiede zwischen metabolisch gesunden und metabolisch ungesunden Adipösen durch Gewichtsreduktion nachgegangen ist. Es bedarf weiterer Studien, um Subgruppen adipöser Patienten mit zu erwartendem, maximalem Langzeiterfolg durch Gewichtsabnahme zukünftig noch besser charakterisieren zu können.
Introduction: In view of the constantly growing prevalence of obesity, it seems sensible to implement individually adapted therapy strategies. In this study the effects of weight reduction in obese patients with and without metabolic disorders in the short and long term were compared. Different definitions of obesity-associated changes were to be examined with regard to their suitability for the discrimination of patients with and without metabolic improvement under weight reduction. Methods: In this paper data from the MAINTAIN study were evaluated in a secondary analysis. The study population was subdivided into metabolically healthy (MHO) and metabolically unhealthy (MUHO) participants based on the IDF criteria of metabolic syndrome, HOMA-IR and insulin sensitivity index (ISI) of the euglycemic hyperinsulinemic clamp. The percentage change of the investigated anthropometric and metabolic parameters was compared between MHO and MUHO in the short-term course of the 3-month weight reduction and 18 months after its completion. Intra- and inter-group comparisons were performed using T-tests and Mann-Whitney-U-tests. Results: In the short-term MUHO(IDF) showed a significantly stronger improvement in whole-body and muscular insulin sensitivity, fasting blood glucose and lipid profile compared to MHO(IDF) (p < 0.05). When classified according to the HOMA-IR or the ISIClamp, a significantly stronger improvement in whole-body and muscular insulin sensitivity was also observed in the respective MUHO group as well as in fasting blood glucose in the case of MUHO(HOMA-IR) compared to the respective MHO group (p < 0.05). In the long-term analysis MHO(IDF) and MUHO(IDF) only differed significantly in the improvement of fasting blood glucose after 18 months. MUHO(HOMA-IR) and MUHO(ISI) showed a significantly stronger improvement in whole-body insulin sensitivity (HOMA-IR) compared to the respective MHO group. Conclusion: Particularly in the short term we observed a significantly greater benefit from weight loss for participants with metabolically unhealthy obesity. The use of the IDF criteria seemed to be well suited to identify obese with a significant metabolic improvement with weight loss in the short term. In the long term we saw a greater benefit in metabolically unhealthy participants with regard to insulin sensitivity only using the definition of HOMA-IR or ISI, although the low practicability of ISI might limit its benefit. This study is the first to address the issue of long-term differences between metabolically healthy and metabolically unhealthy obese through weight loss. Further studies are requested to better characterize subgroups of obese patients with expected maximum long-term success through weight loss.