Björn Höcke und der völkischer Flügel der Alternative für Deutschland (AfD) verwenden zunehmend eine globalisierungskritische und antikapitalistische Rhetorik. Die Arbeit analysiert deshalb das Ideensystem hinter Höckes Kapitalismuskritik. Dies geschieht, indem diese mit der historischen Kapitalismuskritik der völkischen Ideologie kontrastiert wird, welche sich von Frühautor*innen über die NSDAP unter Hitler bis zur heutigen NPD zurückverfolgen lässt. Höcke definiert „das Volk“ als völkischen Ethnos. Er versteht unter „Neoliberalismus“ keine marktradikale Wirtschaftslehre, sondern eine globale Verschwörung einer antisemitisch konnotierten Finanzelite, welche angeblich das Ziel verfolgt, das Volk als solches auszulöschen. So kann Höcke den Kapitalismus nicht als Wirtschaftssystem beschreiben, sondern als die angebliche Herrschaft des ausländischen Finanzkapitals über Kapital und Arbeit deutscher Herkunft. Damit handelt es sich bei Höckes Kapitalismuskritik nicht um eine Kritik des gegenwärtigen Wirtschaftssystems, sondern um eine ideologische Rechtfertigung einer – erstens – autoritären bis diktatorischen Gesellschaftsordnung, sowie – zweitens – der Inanspruchnahme eines neuen deutschen Großraumes in Mitteleuropa. Die Arbeit schließt mit einer kritischen Neuevaluierung des ideologischen Charakters von Höcke sowie der völkischen AfD insgesamt.
The „völkisch“ wing of the Alternative for Germany (AfD) and especially its head Björn Höcke have been using an increasing amount of anti-globalist and anti-capitalist vocabulary recently. The paper therefor analyzes the idea system behind such self-presentations. For this goal, Höckes critique of capitalism is contrasted by the historical critique of capitalism by the „völkisch“ ideology, which ranges from early authors, the NSDAP under Hitler to the modern era neo-Nazi party NPD. Höcke is defining the “Volk” as a “völkisch” Ethnos. He understands “neoliberalism” not as a market radical school of economic thought, but as a global conspiracy by a shady elite with antisemitic connotations. And the term „capitalism“ is not used to describe the current economic system, but the supposed ruling of foreign finance capital over German capital and German labor. From that standpoint, Höckes critique of capitalism does not appear as a genuine critique of the current economic system, but as an ideological justification for two things: First, the implementation of an authoritarian to dictatorial system of government, and second, to claim the rights for a new German „Großraum“ in Central Europe. The paper closes with a critical re-evaluation of the ideological character of Höcke and the „völkisch“ wing of the AfD in general.