Während der Bewältigung einer Gefahrenlage ist die Information und Interaktion mit der (betroffenen) Bevölkerung eine zentrale Aufgabe des Katastrophenmanagements von Gefahrenabwehrbehörden. Dazu zählt insbesondere die Kommunikation von aktuellen Lageinformationen. Vor allem digitale bzw. soziale Medien ermöglichen dabei eine kontinuierliche und schnelle Verfügbarkeit von Informationen über das Ereignis sowie einen konstanten Austausch mit der Bevölkerung darüber. Gleichzeitig müssen Behörden auch einen Umgang damit finden, dass BürgerInnen, teils schon vor dem Eintreffen der Einsatzkräfte, Lageinformationen vom Ereignis erhalten oder selbst veröffentlichen. Diese können die Bewältigungsmaßnahmen unterstützen, aber auch die Verbreitung von Falschinformationen beschleunigen. Dies erfordert von Behörden neue bzw. angepasste Strategien für den Dialog mit der Bevölkerung zu Lageinformationen im Ereignisfall. Ziel dieser Arbeit ist es daher, aktuelle Strategien der Gefahrenabwehrbehörden zur Kommunikation von Lageinformationen mit der Bevölkerung im Ereignisfall zu erfassen. Außerdem soll untersucht werden, inwiefern die Bevölkerung bereits an dieser Katastrophenkommunikation partizipiert. Dies wurde anhand qualitativer Expert*inneninterviews mit Vertreter*innen von Gefahrenabwehrbehörden, einer qualitativen Dokumentenanalyse behördlicher Strategiepapiere sowie einer Bevölkerungsbefragung in sieben europäischen Staaten und den USA untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Behörden bei der Kommunikation von Lageinformationen in unterschiedlichem Ausmaß an publizierten Strategieempfehlungen bzw. best-practices der Krisenkommunikation orientieren. Untersuchte Behörden in Italien, Polen, Österreich, Dänemark und Frankreich folgen weiterhin einem „top-down“-Ansatz und zielen darauf, die Deutungshoheit der Behörde aufrechtzuerhalten. In den Niederlanden, den USA und dem Vereinigten Königreich finden sich dagegen auch partizipative bzw. dialogorientierte Ansätze. Dies erfolgt vor allem über einen vielfältigeren Einsatz sozialer Medien, mithilfe derer Informationsbedarfe der Bevölkerung und ihre psychosoziale Verfassung erfasst und in die behördliche Katastrophenkommunikation integriert werden. Mindestens die Hälfte der Bevölkerung in den Untersuchungsstaaten hat schon einmal Lageinformationen in sozialen Medien geteilt. Dies ist häufig ein Ausdruck prosozialen Verhaltens. Besonders engagiert zeigen hierbei die Befragten in Italien und Polen. Alle untersuchten Behörden sind jedoch insgesamt sehr zurückhaltend hinsichtlich der öffentlichen Verbreitung von Lageinformationen aus der Bevölkerung. Im Vereinigten Königreich und den USA bestätigen und ergänzen sie jedoch bereits das behördliche Lagebild anlässlich von Schadensereignissen. Dabei hängt es stark von den Kapazitäten der jeweiligen Behörden ab, wie intensiv die Kommunikation von Lageinformationen über soziale Medien bzw. deren Monitoring und die Weiterverarbeitung dieser Informationen betrieben werden kann. Insbesondere die untersuchten Behörden in den europäischen Untersuchungsstaaten stehen hier weitestgehend noch am Anfang.
During disaster situations, communicating with the (affected) population is a central task of the disaster management of public authorities. This includes in particular the communication of current situation information. Digital respectively social media enable a continuous and fast availability of information about the event and a constant exchange with the public. At the same time, public authorities have to find a way to deal with the fact that citizens receive or publish situation information about the event, sometimes even before the emergency services arrive at the disaster location. Situation information from the public can support diasaster management, but also speed up the dissemination of false information. This requires public authorities to develop or adapt their strategies regarding their diaster communication with the public. Therefore, the aim of this work is to investigate current strategies of public authorities for communicating situation information with the public during disasters. Further, the question is raised to what extent the public is already participating in this disaster communication. Therefore, qualitative expert interviews with representatives of public authorities, a qualitative document analysis of official strategy papers as well as a population survey in seven European countries and the United States were conducted. Results show that public authorities base their diasaster communication partly on published strategy recommendations or best practices in crisis communication. Public authorities examined in Italy, Poland, Austria, Denmark and France continue to follow a "top-down" approach and aim to dominate the interpretation of the situation. In the Netherlands, the United States and the United Kingdom, on the other hand, there are also participative and dialog-oriented approaches. Here public authorities use social media in a more many-facetted way. Information needs of the public as well as psychosocial aspects of the situation are assessed and integrated into their disaster communication. At least half of the population in the countries under investigation has already shared situation information on social media. This is often an expression of prosocial behavior. Respondents in Italy and Poland are particularly engaged in this behavior. However, all of the investigated public authorities are generally very reluctant to share situation information from the public. However, in the United Kingdom and the United States this information is used to confirm and complement the situation picture of the authorities. It depends heavily on the capacities of the respective authorities how intensively they communicate situation information via social media, conduct social media monitoring and implement this information in their disaster management. In particular, the investigated authorities in the European countries are still largely at the beginning.