Stress kann eine bedeutsame Rolle in der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen spielen. Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Stressbewältigungsfähigkeit und den Stressverarbeitungsstrategien von psychosomatischen Patienten auseinander. Dabei wird angenommen, dass eine hohe Distress Toleranz kennzeichnend für eine gelungene Stressbewältigungsfähigkeit ist. Die konkreten Stressverarbeitungsstrategien und daraus resultierende therapeutische Interventionen können zu zwei Hauptdimensionen zugeordnet werden. Zum einen ist dies die Resistenzorientierung mit dem Ziel der Verbesserung oder Erweiterung von Eigenschaften zur direkten Problemlösung und Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen. Zum anderen ist es die Regenerationsorientierung mit dem Ziel der Verbesserung der emotionalen Reaktion und des Wohlbefindens durch ausgleichende Aktivitäten oder Entspannung. Ziel Es soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden, welche Rolle Distress Toleranz und Re-generations- und Resistenzstrategien im Rahmen der psychosomatischen Rehabilitationsbehandlung spielen und ob sich das gewonnene Wissen um diese Konstrukte in geeignete Therapiemaßnahmen umsetzen lässt. Methode Die zugrundeliegenden Daten wurden bei Patienten einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik erhoben. Für diesen klinischen Bereich wurde ein bisher nur auf Englisch vorliegender Fragebogen (Distress Intoleranz Skala) übersetzt und überprüft (Publikation 1) sowie ein neuer Fragebogen (ReRe-Skala) für die Erfassung von Regenerations- und Resistenzorientierung entwickelt (Publikation 2). Beide Fragebögen wurden im Hinblick auf Gütekriterien untersucht. Darauf aufbauend erfolgte eine Darstellung der Veränderung der Stressverarbeitungsstrategien während einer Rehabilitationsbehandlung mittels prä-post-Vergleich (Publikation 3). Aus diesen Erkenntnissen wurde eine Add-on-Gruppentherapie mit den zwei Schwerpunkten „Resis-tenzorientierung“ und „Regenerationsorientierung“ entwickelt und hinsichtlich der Durchführbarkeit analysiert. Dabei wurden insbesondere Unterschiede im Aktivitätsniveau (Publikation 4) und Förderungsmöglichkeiten von Distress Toleranz (Publikation 5) untersucht. Ergebnisse Für die deutsche Übersetzung der Distress Intoleranz Skala wiesen Einzelitems und Skala ausreichende Kennwerte auf. Für die neu entwickelte ReRe-Skala waren die Kennwerte für die Skala „Regenerationsorientierung“ zufriedenstellend, für die Skala „Resistenzorientierung“ verbesserungswürdig. Im Verlauf eines Rehabilitationsaufenthaltes war von einer generellen und mittelstarken Abnahme der Resistenzorientierung und einer Zunahme der Regenerationsorientierung auszugehen. Zudem schienen bessere fähigkeitsbezogene Kennwerte mit einer höheren Regenerationsorientierung einherzugehen. Die anhand der Stressverarbeitungsstrategien entwickelte Gruppentherapie war zufriedenstellend in Bezug auf Adhärenz und Durchführbarkeit. Die Teilnehmer der Gruppe „Regeneration“ berichteten im Gegensatz zur Kontroll- und „Resistenzgruppe“ vom höchsten Aktivitätslevel und zeigten eine signifikante Zunahme in der Distress Toleranz. Schlussfolgerungen Es können Instrumente vorgelegt werden, die Möglichkeiten der Operationalisierung im Bereich der Stressverarbeitung und -bewältigung ergänzen und erweitern. Ein Fokus auf Regenerations-strategien ist neben der allgemeinen Entwicklung der Rehabilitationsbehandlung ein lohnens-werter Interventionsinhalt. Dennoch bleibt das Thema ein komplexes und dynamisches Phäno-men, dem weitere Forschung mit längsschnittlichen Designs und einer breiteren Datenhebung gerecht werden sollte.
Background Stress may have a negative impact on personal well-being and can lead to psychological illness. The following dissertation takes a look at coping abilities and strategies to deal with stress. One criterion for a successful stress coping ability is distress tolerance. Strategies for dealing with stress and associated therapeutic interventions can be categorized as ‘resistance orientation’ (which focuses on problems and problem-solving skills and increasing hardiness against strains), or ‘regeneration orientation’ (which involves improvement of the emotional reaction and enhancement of well-being with relaxation, positive activities and focus on positive emo-tional moments). Aim The purpose of this study was the examination of the impact of distress tolerance and regenera-tion and resistance strategies in the context of a psychosomatic rehabilitation treatment. These findings were then analyzed for their potential benefit as therapeutic interventions. Method Data were collected in a psychosomatic department of a rehabilitation center. For this clinical setting, an English questionnaire (Distress Intolerance Scale) was translated and analyzed (Pub-lication 1) and a new questionnaire (‘ReRe-Scale’) for assessing regeneration and resistance strategies was examined (Publication 2). In addition, a description of the stress coping strategies and their development during psychosomatic treatment was analyzed (Publication 3). These findings were the starting point for the development of new group therapy, which consisted of the ‘regeneration’ and ‘resistance’ groups. After investigating adherence and feasibility for clin-ical implementation, differences in behavior activation (Publication 4) and the potential to in-crease distress tolerance (Publication 5) were analyzed. Results The translation of the Distress Intolerance Scale indicated appropriate characteristics. Results of the ReRe-scale were also promising, especially for the regeneration-orientation sub-scale. How-ever, the resistance orientation sub-scale needs some improvement. During psychosomatic treatment, a general and moderate decline of resistance orientation and an increase of regenera-tion orientation was observed. Two different add-on group therapies were successfully imple-mented with adequate therapeutic adherence. The regeneration group had the highest activity level and a statistically significant increase in distress tolerance compared with the routine treat-ment or the resistance group. Conclusions These two new instruments can be used for improved measurement of central aspects for stress in a psychosomatic context. In addition to general development during psychosomatic treatment, a focus on regeneration strategies has potential for therapeutic interventions. In summary, stress and stress coping is a complex and dynamic issue that needs more research, especially with lon-gitudinal designs and extended data base.