Einleitung: Postoperative Wundinfektionen sind mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität verbunden, verlängern deutlich die Dauer des Krankenhausaufenthalts und erhöhen die Behandlungskosten. Trotz aller Fortschritte und intensiver Forschung im medizinischen Bereich stellen Wundinfektionen bei chirurgischen Eingriffen weiterhin ein aktuelles Problem dar. Im Rahmen dieser Studie sollte überprüft werden, ob moderne Antiseptika gängigen Präparaten bezüglich ihrer Wirksamkeit überlegen sind und ob die Verwendung dieser eine Reduktion der postoperativen Wundinfektionen erzielen kann. Darüber hinaus wurden die Faktoren mit einem potenziell negativen Einfluss auf die Wundheilung ermittelt, die die Entstehung von Wundinfektionen begünstigen. Material und Methoden: Nach Einteilung der Patienten in drei Gruppen wurden die Daten von 2.413 Patienten erhoben, die sich einem chirurgischen Eingriff unterzogen. Die Datenerhebung bei der ersten Gruppe erfolgte retrospektiv und bei den anderen zwei prospektiv. Die Präparate Octenisept® und Braunol® wurden bei niedriger Fallzahl und aufgrund der geringen Repräsentativität für den direkten Vergleich nicht herangezogen. Die Einschlusskriterien wurden von insgesamt 202 Patienten nicht erfüllt, wodurch sich die Anzahl der in diese Studie eingeschlossenen Patienten somit auf 2.211 reduzierte. Zahlreiche patienten- und operationsspezifische Parameter wurden als relevante Risikofaktoren für das gehäufte Auftreten von Wundinfektionen identifiziert. Ergebnisse: Die Wundheilungsstörungsrate bei dem Gesamtkollektiv betrug 6,3 % (140/2.211). Bei 42/739 Patienten (5,7 %) aus der ChloraPrep™-Gruppe kam es zu einer Wundinfektion. Die Anzahl an Infektionen bei den Standardantiseptika betrug 98/1.472 (6,7 %) und bei Braunoderm® alleine 7,2 % (92/1.275). Bei dem direkten Vergleich der Inzidenz von postoperativen Wundheilungsstörungen unter Applikation von Standardantiseptika und ChloraPrep™ ergab sich kein signifikanter Unterschied (p = 0,4). Im direkten Vergleich der beiden am häufigsten verwendeten Antiseptika, ChloraPrep™ und Braunoderm®, konnte sich keines der beiden Präparate als wirksamer als das andere durchsetzen (p = 0,18). Das Vorhandensein chronischer Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hohes Patientenalter, die Einstufung in einer höheren ASA-Risikogruppe, eine längere Operationszeit, Notfall-Operationen, offen-chirurgische Eingriffe, besonders im Bereich des Gastrointestinaltrakts, und die septischen OP-Wunden wurden als relevante Risikofaktoren für das häufige Auftreten von Wundinfektionen identifiziert. Schlussfolgerung: Bei der ChloraPrep™-Patientengruppe konnte eine Tendenz zur Senkung der Rate an postoperativen Wundheilungsstörungen beobachtet werden, ohne jedoch das Signifikanzniveau zu erreichen. Diese Studie zeigt, dass zahlreiche patienten- wie auch operationsassoziierte Faktoren einen Einfluss auf die Inzidenz von postoperativen Wundheilungsstörungen haben und eine Interaktion zwischen diesen besteht.
Background: Surgical site infections (SSIs) are associated with increased morbidity and mortality, significantly increase the length of hospital stay and thereby increase the treatment costs. Despite all the progress and intensive research in the medical field, surgical wound infections continue to be an issue. The purpose of this study was to evaluate whether modern antiseptics are superior to current antiseptic products in terms of efficacy and whether their use can reduce the rate of surgical site infections. Furthermore, all factors with potential negative impact on wound healing, favoring development of wound infections, were to be identified and analyzed. Methods: Patient data of 2.413 patients undergoing surgery were collected after classifying them into three groups. Retrospective data collection was applied for the first patient group and prospective data collection for the second and third group, respectively. Braunol® and Octenisept® were not suitable for the direct comparison due to the small number of cases leading to a low level of representation. Their parameters were included only in the context of the individual patient groups and used only as a comparison between them. After considering the exclusion criteria, 2.211 cases were compared. Results: The overall incidence of surgical site infections was 6,3 % with a total of 140/2.211 infections recorded. The SSI rate in the ChloraPrep™ group was 5,7 % (42/739 patients). The incidence of surgical site infections among patients in standard antiseptics groups was 6,7 % (98/1.472) and among Braunoderm® itself 7,2 % (92/1.275). The direct comparison of the incidence of surgical site infections using standard antiseptics and ChloraPrep™ showed no significant difference (p = 0,4). In a direct comparison of the two most frequently used antiseptics, ChloraPrep™ and Braunoderm®, neither of the two preparations proved to be more effective (p = 0,18). Furthermore, numerous patient-related parameters such as diabetes mellitus, cardiac diseases, higher patient age, higher ASA classes and surgical parameters such as prolonged operative time, surgery emergencies, open surgical procedures especially gastrointestinal surgeries and septic surgical areas, have been identified as relevant risk factors for the occurrence of wound infections. Conclusion: A tendency toward reduction of the surgical site infections rate within the ChloraPrep™ patient group was observed, without attaining the significance level. The study shows that numerous patient- as well as surgery-associated factors influence and interact with the incidence of surgical site infections.