Hintergrund: Mehr als 340 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr werden im Schnitt jährlich mit einer einsatzbedingten psychischen Störung neu registriert. Es wurde mit dem Vulnerabilitätsfragebogen (VFB) ein Screeningtool entwickelt, um gefährdetes Personal vor einem Einsatz schneller für Resilienz steigernde Maßnahmen identifizieren zu können.
Methoden: An einer Stichprobe von N = 176 Soldaten einer Kampftruppe wurde vor und nach einem Auslandseinsatz in Afghanistan die Validierung durchgeführt. Dabei wurde der VFB vor Einsatz ausgefüllt und dessen Schwellenwert (Cut-off-Wert) mit dem Vorliegen psychischer Störungen nach Einsatz verglichen. Die Erfassung der psychischen Störungen erfolgte mittels eines strukturierten klinischen Interviews (Mini-DIPS) nach Einsatz. Ergebnisse: Mit einem Cronbach’s Alpha von .73 ist die interne Konsistenz des Fragebogens akzeptabel. Die prädiktive Validität für psychische Störungen ergab eine Spezifität von 79,5% sowie eine Sensitivität von 33,3%.
Diskussion: Ein Drittel der Soldaten konnte mit dem identifizierten Cut-off-Wert des VFB im Vorfeld detektiert werden, die nach dem Einsatz eine psychische Störung aufwiesen. Hierbei wurden 20,5% der Soldaten als vulnerabel eingestuft, die ohne psychische Störung aus dem Einsatz zurückkamen. Der VFB ist damit der erste Fragebogen, der die Anfälligkeit für psychische Störungen erfasst.
Schlussfolgerungen: In Kombination mit anderen Screening-Verfahren vermittelt der VFB als schnelles Instrument eine gute erste Einschätzung von Vulnerabilität für psychische Erkrankungen vor einem Einsatz für den Truppenarzt. Einige Verbesserungsvorschläge wie z.B. die Veränderung des Antwortdesigns, eine größere Stichprobe, die Berücksichtigung von Mediatoren/Moderatoren und die Ergänzung mit dem Werteindex von Zimmermann et al. (2018) werden angeraten.
Schlagworte: Militärpersonal, Fragebogen, Testentwicklung, Vulnerabilität, Psychische Gesundheit
Background: Over 340 soldiers of the German armed forces are registered every year with mental disorders after a deployment. In order to identify at-risk personnel prior to deployment a vulnerability questionnaire (Vulnerabilitätsfragebogen – VFB) has been developed.
Methods: The questionnaire’s validation was carried out on a sample of N = 176 male soldiers of combat forces before and after deployment in Afghanistan. The VFB was filled out before deployment. A cut-off value was determined prior to deployment. After deployment the presence of mental disorders was assessed by means of a structured clinical interview (Mini-DIPS).
Results: The questionnaire’s internal consistency was acceptable (Cronbach’s alpha = .73). The VFB had a specificity of 79.5% and a sensitivity of 33.3% for predicting mental disorders.
Discussion: One third of the soldiers could be detected prior to deployment with the identified cut-off value of the VFB, who had a mental disorder after deployment. 20.5% of the soldiers were classified as vulnerable, who returned without a mental disorder. The VFB is the first questionnaire to assess susceptibility to mental disorders.
Conclusion: It is a brief instrument that enables to acquire useful information for an initial assessment of an individual’s vulnerability to mental disorders. Some suggestions for improvement such as the refinement of the questionnaire’s answer options, a larger sample size, the consideration of mediators and moderators as well as the extension with the value index of Zimmermann et al. (2018) are made.
Keywords: questionnaire, test development, vulnerability, mental health, prediction, mental disorder