Das vorliegende Buch analysiert die US-amerikanische Geschichte vom Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs bis zum Epochenjahr 1898. Obwohl der Erste Weltkrieg oder der Große Krieg, wie er in der englischsprachigen Forschung zuweilen noch genannt wird, gemeinhin als Beginn einer amerikanischen Dominanz in der Weltpolitik gesehen wird, die dann nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Zenit erreichte, möchte ich argumentieren, dass der Aufstieg der Vereinigten Staaten zu einer imperialen Macht bereits nach 1865 erfolgte, langsam zwar und durchaus nicht linear, doch aber merklich und nachhaltig. Der titelgebende Fokus des Buches liegt daher auf der Zeit von der Reconstruction zum Spanisch-Amerikanischen Krieg – der Zeit, in der die innenpolitischen Veränderungen, die zum Teil das Resultat des Bürgerkriegs selbst waren, zum Tragen kamen. Die Stärkung der Exekutive zu Lasten der Legislative, die Schaffung neuer exekutiver Zuständigkeiten sowie die Professionalisierung des Beamtenapparats waren aber schon vor dem Bürgerkrieg in Gang gesetzt worden und mündeten nun in der raschen Industrialisierung der Vereinigten Staaten vor allem im Osten des Landes und der Konzentration von Kapitalien mithilfe neuer wirtschaftlicher Akteure: die „Inkorporierung“ der USA, also die Überführung des Kapitals in Aktiengesellschaften und die horizontale wie vertikale Integration der Produktion. Die Analyse dieser Vorgänge kann indessen nicht auf der politischen oder wirtschaftlichen Ebene verharren, denn jeder der erwähnten Aspekte hatte tiefgreifende Folgen für Gesellschaft und Kultur. Deshalb sollen die gesellschaftsgeschichtlichen und kulturhistorischen Ebenen der allmählichen Übergangs von einem expandierenden Nationalstaat zu einer hegemonialen Macht ausführlich beleuchtet werden. Dies schließt die Technikgeschichte ebenso ein wie die Geschichte der „hohen“ Kultur, aber auch der entstehenden Massen- und Konsumptionskultur.