Fragestellung In verschiedenen Studien wurde nach Transplantation von Organen älterer Spender eine erhöhte Transplantatimmunogenität und eine verstärkte Immunantwort im Empfänger beobachtet, mit der Konsequenz einer reduzierten Transplantatfunktion und erhöhten Abstoßungsraten. Zusätzlich wird die Transplanatfunktion durch weitere Alloantigen-unabhängige Faktoren wie Empfängeralter, Hirntod und kalte Ischämiezeit beeinflusst. Frühere klinische und experimentelle Studien zeigten den anti-inflammatorischen Effekt einer Spendervorbehandlung mit Steroiden auf die Immunogenität des Transplantats. Ziel der vorliegenden klinischen Studie war es zu untersuchen, ob eine Methylprednisolonvorbehandlung hirntoter Nierentransplantatspender zu einer Reduktion der Rejektionsraten und einer verbesserten initialen Transplantatfunktion bei Patienten des „European Senior Program“ (ESP) im Vergleich zum Normalkollektiv führt. Zusätzlich sollte der Einfluss der kalten Ischämiezeit in den verschiedenen Kollektiven untersucht werden. Methoden Untersucht wurden 134 Empfänger von Transplantaten verstorbener Spender sowie 35 Empfänger von Lebendspenden. Mit Ausnahme der Lebendspenden, erhielten alle randomisiert Nieren von Methylprednisolon-vorbehandelten (n=64) oder unbehandelten (n=70) hirntoten Spendern. Bei erfolgter Vorbehandlung erhielt der Nierenspender 12h vor Organentnahme 500 mg Methylprednisolon i.v. als Bolusgabe, nachfolgend 100 mg/h bis zur Organentnahme. Das Studienkollektiv wurde in verschiedene Altersgruppen unterteilt. Nach Transplantation wurden die einzelnen Gruppen hinsichtlich aufgetretener Abstoßungsreaktionen, initialer Transplantatfunktion und kalter Ischämiezeit verglichen. Ergebnisse Im Vergleich vorbehandelter vs. unbehandelter Spenderorgane zeigte sich in keiner der gewählten Gruppen ein signifikanter Unterschied bezüglich der Gesamtrejektionsraten, wenngleich die Rejektionsraten in den vorbehandelten Gruppen um durchschnittlich 15,2% niedriger lagen als in den Vergleichsgruppen. Innerhalb der Subgruppen zeigten sich im Vergleich frühe gegen späte Rejektionen (< bzw. ≥ 7 Tage; studienspezifische Einteilung) in allen Gruppen altersunabhängig signifikant höhere Raten später Rejektionen nach Transplantation unbehandelter Spenderorgane. Bezüglich der initialen Transplantatfunktion wurden keine signifikanten Unterschiede beobachtet. Erwartungsgemäß fiel eine tendenziell schlechtere Initialfunktion marginaler Spenderorgane auf, Unterschiede im Vergleich ESP vs. Normalkollektiv waren jedoch nicht signifikant. Die kalte Ischämiezeit war im ESP-Kollektiv im Vergleich zum Normalkollektiv signifikant verkürzt, so dass ein Ziel des ESP, die kalte Ischämiezeit zu reduzieren, in unserem Patientenkollektiv erreicht wurde. Überraschend waren die hohen Rejektionsraten der Lebendspender-Gruppe, welche denen der verstorbenen Spender vergleichbar waren. Andererseits zeigten Organe von Lebendspendern gute initiale Transplantatfunktionen, die mit verkürzten kalten Ischämiezeiten assoziiert waren. Zusammenfassung Eine Vorbehandlung mit Methylprednisolon scheint einen altersunabhängigen inhibitorischen Effekt auf die immunologischen Rejektionsprozesse nach Transplantation zu haben. Alle vorbehandelten Gruppen wiesen prozentual niedrigere Rejektionsraten als die Vergleichsgruppen auf. Über den Einfluss der Steroide auf die initiale Transplantatfunktion lässt sich kein eindeutiger Schluss ziehen, hierfür wären weitere Studien mit höherer Fallzahl erforderlich.
Background Increasing donor age is associated with elevated graft immunogenicity and an intensified recipient immune response, leading to increased rates of allograft rejection episodes and delayed graft function (DGF). Additional alloantigen-independent factors such as increased recipient age, donor brain death and prolonged cold storage time (CIT) may amplify these effects. Recent clinical and experimental studies demonstrated the beneficial effect of donor pretreatment with steroids resulting in lower rates of rejection episodes and DGF. The aim of this study was to evaluate whether patients, especially those of the European Senior Program (ESP) may benefit from donor pretreatment with methylprednisolone. Moreover, we wanted to examine the agedependent impact of CIT on graft function. Methods 134 recipients of organs from brain dead donors and 35 recipients from living donors were analysed. Except in case of living donor grafts, kidneys from donors with (n=64) or without (n=70) methylprednisolone treatment were randomly allocated to transplant recipients. Steroid pretreated donors received 500 mg methylprednisolone intravenously as a bolus 12 hours before explantation and consecutively 100 mg/h until explantation. The classification of each group occurred from age. After transplantation each group was analysed with regard to rejection and DGF. CIT was compared between all study groups. Results There was no significant difference regarding rejection rates between control and steroid pretreated groups, although rejection rates were up to 15,2% lower on average in the pretreated groups. Furthermore, we observed a significant higher number of late acute rejections (after > 7 days) in all untreated groups, regardless of age. Initial graft function was comparable in both, recipients of pretreated or untreated grafts. As expected, DGF was more pronounced in older organs, although there was no significant difference between the ESP and the normal cohort. According to the objective of the ESP, CIT was indeed significantly reduced in the ESP group. Surprisingly, we observed a high number of rejections in the living donor cohort, comparable to those in the brain dead donor group. However, the initial function in the living donor group was excellent and was associated with a very short CIT. Conclusion Donor pretreatment with methylprednisolone seems to have an inhibitory effect on the immune response after transplantation, independent of age. All pretreated groups showed reduced rejection rates when compared to the respective controls. To further clarify the impact of steroid pretreatment on the initial graft function, higher number of patients have to be included in further studies.