Hintergrund: Etwa ein Fünftel der Menschen in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. Obwohl die Gesundheit von Migranten in Deutschland ein Thema ist und die Gesundheitsdienste die spezifischen Belange von Migranten berücksichtigen, stehen Menschen mit Migrationshintergrund häufig vor Herausforderungen bei der Gesundheitsversorgung. Es gibt nachweisliche Unterschiede zwischen Migranten und Nicht-Migranten bezüglich ihres Gesundheitsverhaltens und ihrer Bewältigungsstrategien bei Krankheit, aber Daten zur Zufriedenheit und Wahrnehmung der Versorgung der Migranten sind rar. Die Prävalenz verschiedener Krebsarten bei Migranten ist im Vergleich zu Nicht-Migranten geringer, wobei sich diese mit steigender Aufenthaltsdauer in Deutschland an die Krebsprävalenz der Nicht-Migranten angleicht. Das Kolorektale Karzinom (KRK) ist die zweithäufigste Krebserkrankung bei beiden Geschlechtern. Es wird angenommen, dass sich Migranten und Nicht-Migranten mit KRK bezüglich der Versorgungszufriedenheit unterscheiden. Daher war das Ziel dieser Studie, potenzielle Unterschiede zwischen KRK-Patienten mit und ohne Migrationshintergrund in Bezug auf ihre Versorgungzufriedenheit zu untersuchen. Methoden: Ein in anderen Studien verwendeter Fragebogen zu Wünschen und Erwartungen von Patientinnen mit gynäkologischen Krebserkrankungen wurde für Patienten mit KRK modifiziert, mit Items zur Erfassung des Migrationshintergrunds ergänzt, zusätzlich ins Arabische, Türkische und Russische übersetzt, einem Pretest unterzogen und schließlich an alle, zum Zeitpunkt der Studie noch lebenden, volljährigen Darmkrebspatienten, die zwischen 2004 und 2014 im prospektiven Register der Charité verzeichnet waren, versandt. Der Migrationshintergrund wurde anhand des Geburtslandes des Patienten und/oder dessen Eltern im Rahmen des Fragebogens ermittelt. Eine Faktorenanalyse wurde durchgeführt, um die Outcomevariablen zur Versorgungszufriedenheit zu berechnen. Multivariate Regressionsanalysen maßen die Auswirkung des Migrationshintergrunds auf die Versorgungszufriedenheit, bevorzugte Unterstützungs- und Informationenquellen der Patienten während ihrer Krebserkrankung sowie den bevorzugten Detaillierungsgrad bei der Aufklärung über die Lebenserwartung. Ergebnisse: Daten von 522 Fragebögen – 30,8% Rücklaufquote – konnten analysiert werden. Migranten zeigten sich weniger zufrieden mit ihrer Beteiligung an Therapieentscheidungen (p=0,029) und dem Aspekt Eingehen auf Patientenfragen (p=0.048) als Nicht-Migranten. Im Vergleich zu Nicht-Migranten fühlten sich Migranten eher von einer nicht-medizinischen Person während ihrer Krankheit unterstützt (aOR=2,62; CI:1,06-6,51) und favorisierten Videos, die die therapeutischen Schritte erläutern (p=0.007). Ein Migrationshintergrund hatte keinen Einfluss auf das Vertrauen in den behandelnden Arzt, aber mehr Migranten zogen es vor, weniger genau über ihre Lebenserwartung aufgeklärt zu werden als Nicht-Migranten (aOR=5.03; CI:1,02-24.73). Schlussfolgerungen: Die Studie zeigte geringe Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne Migrationshintergrund, die an einem Kolorektalem Karzinom erkrankt sind. Allerdings sind Migranten in einigen Punkten weniger zufrieden mit der Versorgung als Nicht-Migranten. Die interkulturellen Unterschiede zwischen Migranten und Nicht-Migranten bleiben dabei bestehen und sollten in der täglichen klinischen Praxis und in der medizinischen Ausbildung stets berücksichtigt werden.
Background: About one-fifth of the German population has a migration background. Although migrant health is a major topic of interest in Germany and health care services consider migrant health issues, people with a migrant background often experience difficulties regarding health care provision. There are documented differences in health behavior and disease-coping strategies between migrants and non-migrants, but data on satisfaction and perception of care are scarce. The prevalence of various cancers among migrants is lower relative to non-migrants, although it equals with increasing duration of residence. Colorectal cancers (CRC) are the second most common cancer diseases in both sexes. We hypothesized that migrant and non-migrant colorectal cancer patients differ concerning their satisfaction with care. This survey aims to explore potential disparities of migrant and non-migrant colorectal cancer patients regarding their satisfaction and perception of care. Methods: A well-established questionnaire, which was used in studies about expectations of women with gynecological carcinosis, was modified for CRC, supplemented with items regarding migration background and translated into Arabic, Turkish and Russian. It was then pre-tested and finally sent out to all colorectal cancer patients who were still alive at the time of the study, above an age of 18 years and registered between 2004 and 2014 in the prospectively kept cancer database of the Charité. Migration was determined by the patients and or/their parent’s birthplace. Factor analysis was conducted to compute the outcome variables for satisfaction with care. Multivariate regression analysis measured the effect of migration background on satisfaction, sources of support and information used during disease, and preferred extent of information about life expectancy. Results: A total of 522 completed questionnaires – 30.8% response rate – were used for analysis. Migrants were less satisfied with their involvement in decision-making (p=0.029) and the aspect “responsiveness to patient’s questions” (P=0.048) than non-migrants. They reported to receive the most appropriate support during disease more often from a nonmedical person (aOR=2.62; CI:1.06-6.51), compared with non-migrants, and they favored videos explaining the therapeutic steps of colorectal cancer (p=0.048) more than non-migrants do. Having a migrant background had further no influence on the level of trust in the treating physician, but migrants preferred to be less informed about their life expectancy than non-migrants (aOR=5.03; CI: 1.02-24.73). Conclusions: The survey found minor differences between migrant and non-migrant colorectal cancer patients. However, migrants were in some points less satisfied with the care than non-migrants. Thus, cultural differences between migrants and non-migrants remain evident and should be taken into account in daily clinical practice and in the communication skills trainings of health care professionals.