Im Rahmen dieser Arbeit konnten erstmals aus 27 Provinzen, Autonomen Regionen und Regierungsunmittelbaren Städten Chinas 51.536 archäologische Fundplätze vom frühen Neolithikum bis zur frühen Eisenzeit aus den in der chinesischen Buchreihe „Atlas der Kulturdenkmäler Chinas“ veröffentlichten „analogen” Daten digitalisiert und mit geographischen Koordinaten und synchronen Chronologien versehen und dynamisch über Zeit und Raum analysiert werden. Die Daten sind eine einzigartige Sammlung von archäologischen Fundplatzdaten über fast gesamt China, die als Ergebnis dieser Arbeit der internationalen Forschung als wichtiges Hilfsmittel digital zur Verfügung stehen. Die Daten können im Rahmen von aktuellen Forschungsfragen zur Frühzeit Chinas genutzt werden, wie dem Beginn und der Ausbreitung von Landwirtschaft (z.B. Hirse, Reis, Schweine und Hühner), mit der Änderung von Subsistenzwirtschaften einhergehende Bevölkerungsdynamiken, wie Bevölkerungswachstum oder -rezession durch Interpolation von Fundplatzzahlen auf Bevölkerungszahlen, und auch die geographische Ausbreitung dieser. Im Zusammenhang mit Daten aus anderen Ländern können auch überregionale Fragen, wie z.B. der Austausch von Innovationen innerhalb der Länder Ostasiens, aber auch mit denen Zentral- und Vorderasiens und Europa adressiert werden. Fragen zu Mensch-Umwelt-Beziehungen aber auch der Einfluss von klimatischen Veränderungen können mit den vorliegenden Daten ebenfalls unterstützt werden. Die Ergebnisse zeigen deutlich die chronologischen Fundplatzentwicklungen über gesamt China, besonders in den kulturellen Kernregionen in Nord- und Zentralchina in den Einzugsgebieten des Gelben Flusses und des Wei-Flusses und in Nordostchina im Liao-Fluss-Tal und der modernen Provinz Liaoning. Im Süden Chinas entlang des Jangtse und seiner Zuflüsse. Der Norden und Süden Chinas zeigen deutliche Unterschiede in den Fundplatzzahlen über den analysierten Zeitraum. Eine erste Zunahme ist bereits im fünften Jahrtausend v. Chr. sichtbar und die höchsten Fundplatzkonzentrationen lassen sich in der Bronzezeit im zweiten Jahrtausend v. Chr. bis in die erste Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr. erkennen. Im Vergleich dazu bleiben die Fundplatzzahlen im Süden Chinas während des gesamten Neolithikums vergleichsweise niedrig, was das Bild der kulturellen Entwicklung in China etwas verzerrt, da dies wahrscheinlich auch Forschungsstand und Fundplatzerhaltung wiedergibt. Ein erster signifikanter Anstieg an Fundplatzzahlen ist in Südchina erst in der Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. zu verzeichnen. Ein Maximum an Fundplatzzahlen wird in beiden Teilen Chinas um ca. 1000 v. Chr. erreicht, allerdings um einen Faktor ca. 400 höher in Nordchina. Eine besonders signifikante Veränderung in den Fundplatzmustern findet zwischen dem späten Neolithikum (ca. 2350 v. Chr.) und der frühen Bronzezeit (ca. 1750 v. Chr.) statt. Die im Rahmen dieser Arbeit erzeugten Fundplatzdichteanalysen zeigen eine deutliche Verlagerung der Fundplatzdichten vom Einzugsgebiet des Wei-Flusses und mittleren bis unteren Gelben Flusses hin in den Nordosten Chinas in das Einzugsgebiet des Liao-Flusses.
In this study a total of 51,536 archaeological sites ranging from the early Neolithic to the early Iron Age were digitalized and dynamically analysed for the first time. The data covers 27 provinces, autonomous regions and municipalities of China and was published in ‘analog’ form in the Chinese book series ‘Atlas of Chinese Cultural Relics’ . The archaeological site data was digitalized, and geographical coordinates and synchronous chronologies were added. This data is a unique collection of archaeological site data covering nearly complete China, which can be used to support the international research as a result of this study. It can address recent research questions regarding early China, as the origin and spread of agriculture (i.e. millet, rice, pigs, chicken), changes of population dynamics in relation to changes in the subsistence strategies, like population growth or -recession, made possible by the interpolation of site numbers to human population numbers as well as the spread of human populations. In combination with data from other countries it can also address international questions, i.e. the exchange of innovations across the countries of East Asia, but also across Central Asia, the Near East and Europe. Questions related the Human-Environment-Relations but also the influence of climatic changes can be addressed as well. The results show clearly the chronological development of sites over nearly complete China, especially in the cultural core regions of northern and central China, catchment area of the Yellow River and the Wei-River and in the northeast with the Liao-River Basin and the modern province of Liaoning and the southern part of China along the Yangtze and its tributaries. The site numbers of the northern and southern parts of China clearly reflect significant differences during the analyzed periods. A first increase is already visible in the fifth millennium BC. In comparison the site numbers in the southern part of China stay relatively low during the whole Neolithic, what distorts a bit the picture of cultural development in the southern part of China. It can be assumed that this fact is reflecting the current state of research and the preservation of archaeological sites. A first noticeable increase in site numbers is in southern China in the mid of the second millennium BC visible. A maximum of site numbers is reached in both parts of China around c. 1000 BC, but with a factor c. 400 higher in the northern part of China. An especially significant change in site distribution patterns occurred between the late Neolithic (c. 2350 BC) and the early Bronze Age (c. 1750 BC). The analysis shows a radical north-eastern shift of the site-density clusters from the catchment areas of the Wei-River and the middle to lower Yellow river to the northeast of China in the catchment area of the Liao-River.