Objective: Postpartum haemorrhage (PPH) is a risk factor for maternal morbidity and mortality. This survey aims to provide an impression on the structural conditions and management of PPH in special consideration of different levels of maternal care in Germany. In addition differences in obstetric and anaesthesiologic care might be detected in 2015 before the release of the updated guideline on "Diagnostics and Therapy of postpartum haemorrhage" in 2016.
Methods: The heads of anaesthesiologic departments with an included obstetric unit were identified by using a data set provided by the German Society of Anaesthesiology and Intensive Care and received a questionnaire asking about basic data and infrastructure of their departments, staff and both anaesthesiologic and obstetric management of PPH. The standardised questionnaire included 86 items of 20 different topics and was sent as hybrid (paper-based and electronic) survey to 529 departments in october 2014. The survey was closed in february 2015. Results: Altogether 156 questionnaires were returned and analysed which equals a response rate of 29%. The results were divided by level of maternal care (level 1 43%, 2a 11%, 2b 13%, 3 33%) and were presented as most common answer in each group. Number of PPH increases by level of maternal care (42% of level 1: none; 32% of 2b: 1-20; 48% of 3: >30 / Jahr). "Point-of-care-testing" is not provided in delivery rooms of more than 55% departments of level 2a and 2b, plus 75% departments of level 1. Postpartum blood loss is mainly estimated visually or quantified by suction device (>90% / >80%). 17% of the departments use calibrated bags, 20% regularly weigh their surgical towels after PPH. Approximately 7% document PPH in an anaesthesiologic database. Practical training is not implemented in more than 75% departments of level 1, 2b and 3. Arterial embolization is only provided full-time by 20% of level 1, 2a and 2b departments. Lyophilized plasma is not been used across 58% of all departments.
Conclusion: Structural conditions for implementation of the updated guideline are given in most departments. Deviations in management of PPH are seen at all levels of maternal care and particularily affect "point-of-care-testing", estimation of blood loss, anaesthesiologic database and practical training. In obstetric management the reduced availabilty of arterial embolization is concerning. Lyophilized plasma is not generally been used.
Zielsetzung: Die peripartale Hämorrhagie (PPH) ist ein Risikofaktor für maternale Morbidität und Mortalität. Ziel dieser Arbeit ist es zum einen die Erstaufnahme der strukturellen Gegebenheiten zur interdisziplinären Behandlung der PPH in Kliniken unterschiedlicher Versorgungsstufen in Deutschland zu evaluieren. Zum anderen sollen Unterschiede im geburtsmedizinischen und anästhesiologischen Management der PPH in Deutschland im Jahr 2015 erfasst werden, sodass eine Bestandsaufnahme vor der Veröffentlichung der S2k-Leitlinie zur „Diagnostik und Therapie der Peripartalen Blutung“ im Jahr 2016 existiert.
Methodik: Hierfür wurden Chefärzte und Chefärztinnen anästhesiologischer Kliniken mit angeschlossener geburtsmedizinischer Abteilung mittels eines von der "Deutschen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin (DGAI)" bereitgestellten Datensatzes (Stand 2014) ermittelt und bezüglich der Basisdaten ihrer Kliniken, personeller und struktureller Ausstattung, sowie Möglichkeiten zum gynäkologischen und anästhesiologischen Management der PPH (86 Fragen zu 20 Themenkomplexen) befragt. Der standardisierte Fragebogen wurde als Hybridumfrage, also mit Möglichkeit einer postalischen oder elektronischen Antwort, im Oktober 2014 an 529 anästhesiologische Kliniken versandt. Die Umfrage wurde Anfang Februar 2015 geschlossen.
Ergebnisse: Insgesamt 156 Fragebögen wurden retourniert, welches einer Rücklaufquote von 29% entspricht. Die antwortenden Kliniken wurden anhand der geburtsmedizinischen Versorgungsstufe (VS) in Gruppe 1 (43%), 2a (11%), 2b (13%), und 3 (33%) eingeteilt. Die Ergebnisse wurden als häufigste Antwort der jeweiligen Gruppe dargestellt. Die Häufigkeit der PPH nimmt mit der VS zu (42% VS 1: keine; 32% VS 2b: 1-20; 48% VS 3: >30 / Jahr). In über 55% der VS 2a und 2b und 75% der VS 1 ist keinerlei „Point-of-Care-Testing“ im Kreißsaal verfügbar. Über alle VS wird der peripartale Blutverlust vornehmlich geschätzt oder mittels OP-Sauger quantifiziert (>90% bzw. >80% der Kliniken). In 17% der Kliniken kommen kalibrierte Auffangbeutel, in 20% regelhaftes Wiegen der Tücher zum Einsatz. Durchschnittlich 7% der Kliniken erfassen PPH mittels einer anästhesiologischen Datenbank. In über 75% der Kliniken der VS 1, 2b und 3 finden keine praktischen Trainingseinheiten der PPH statt. In 20% der VS 1, 2a und 2b ist die arterielle Embolisation der Aa. uterinae ganztägig verfügbar. Lyophilisiertes Plasma kommt in 58% der Kliniken aller VS nicht zum Einsatz.
Schlussfolgerungen: Die strukturellen Voraussetzungenen für die Umsetzung der S2k-Leitlinie sind in den meisten Kliniken gegeben. Abweichungen im Management betreffen alle VS und bestehen insbesondere bei der Anwendung von „Point-of-care-Testing“, Messung des Blutverlustes, Aufbau anästhesiologischer Datenbanken für PPH und Implementierung von praktischen Trainingseinheiten. Im gynäkologischen Management imponiert die geringe Verfügbarkeit einer interventionellen Embolisation der Aa. uterinae. Die Anwendung von lyophilisierten Plasma zur Frühtherapie der PPH ist nicht flächendeckend vorhanden.