Zielsetzung: Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Auswirkung einer ganzheitlichen Lebensstil-Intervention auf klinische Parameter und Laborparameter, auf das Langzeit-Diabetesrisiko, auf die körperliche Aktivität sowie auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden diabetesgefährdeter Personen zu untersuchen.
Methoden: Die vorliegende Untersuchung wurde in Form einer randomisierten wartelistenkontrollierten Studie in Hannover, Deutschland, durchgeführt. An der Studie beteiligten sich 83 Personen, die entweder bereits als (Prä-) Diabetiker diagnostiziert oder diabetesgefährdet waren und über ihre gesetzliche Krankenkasse (DAK) rekrutiert wurden. CHIP Germany ist ein 40-stündiges, sich über 8 Wochen erstreckendes Coaching-Lebensstil-Interventionsprogramm zur Primär- und Sekundärprävention des Typ-2-Diabetes und kardiovaskulärer Erkrankungen. Die Intervention beinhaltete ein umfassendes ernährungs- und gesundheitsbezogenes Aufklärungsprogramm, welches auf dem amerikanischen CHIP-Ansatz basierte. Der primäre Outcome-Parameter war der Body-Mass-Index (BMI). Sekundäre Outcome-Parameter umfassten Körpergewicht, Blutdruck, Nüchternglucose, HbA1c, Blutfette sowie den FINDRISK-Score als Indikator für das Langzeit-Diabetesrisiko. Hinsichtlich der körperlichen Aktivität wurden die Verhaltensstadien, die Ergebniserwartung, Handlungsplanung und Selbstwirksamkeit mit Hilfe des HAPA-Modells evaluiert. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden wurden mit Hilfe des SF-12- bzw. des W-BQ 22-Fragebogens erfasst.
Ergebnisse: Zum letzten Messzeitpunkt nach 12 Monaten war der BMI in der Interventionsgruppe um 1,4 versus 0,2 kg/m2 in der Kontrollgruppe verringert (p = 0,119). Die nach 12 Monaten aufrechterhaltene mittlere Gewichtsabnahme betrug −4,1 kg in der Interventionsgruppe versus −0,8 kg in der Kontrollgruppe. Im Vergleich zur Kontrollgruppe wurde in der Interventionsgruppe weiterhin ein Trend zu einer stärkeren Verringerung des Blutdrucks, der Nüchternglucose und des HbA1c sowie ein verbesserter FINDRISK-Score beobachtet. Im Hinblick auf die körperliche Aktivität verbesserte sich in der Interventionsgruppe zwar die Handlungsplanung, die Zahl der Aktiven erhöhte sich jedoch nicht. Die Selbstwirksamkeit erhöhte sich für Alltagsaktivität, nicht jedoch für sportliche Betätigung; der zeitliche Aufwand wurde als größtes Hindernis für regelmäßige körperliche Betätigung wahrgenommen. Hinsichtlich der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und des psychischen Wohlbefindens wurden geringe Verbesserungen lediglich direkt nach der 8-wöchigen Interventionsphase beobachtet, nicht jedoch nach 12 Monaten.
Schlussfolgerung: Die umfassende Lebensstil-Intervention bewirkte eine Reduzierung mehrerer kardiometabolischer Risikofaktoren, was die Diabetesprävention erleichtern kann. Zukünftige umfassende Lebensstil-Interventionsprogramme sollten längere Interventionsphasen beinhalten und körperliche Betätigung wesentlich stärker in das individuelle Lebensstil-Coaching integrieren.
The objective of this work was to examine the effects of a holistic lifestyle intervention on clinical and laboratory parameters, on the long-term diabetes risk, on physical activity, as well as on health-related quality of life and psychological wellbeing in persons at risk to develop diabetes. Methods: This study was conducted as a randomized, waiting list-controlled trial in Hannover, Germany, with 83 participants who were either (pre) diabetic or at risk for diabetes, and who had been recruited by their statutory health insurance company (DAK). CHIP Germany is a 40-hour (8-week) coaching lifestyle intervention program for the primary and secondary prevention of type 2 diabetes and cardiovascular diseases. The intervention included a comprehensive nutrition and health educational program based on the American CHIP approach. The primary outcome parameter was the body mass index (BMI). Secondary outcome parameters included body weight, blood pressure, fasting glucose, HbA1c, blood lipids, and the FINDRISK score, which assesses long-term diabetes risk. With regard to physical activity, the behavioral stages, outcome expectancies, action planning, and self-efficacy were evaluated utilizing the HAPA model. Health-related quality of life and psychological wellbeing were assessed by the SF-12 and the W-BQ 22 Questionnaires, respectively. Results: At the final measurement after 12 months, in the intervention group the BMI was reduced by 1.4 versus 0.2 kg/m2 in controls (p = .119). The mean sustained weight loss after 12 months was −4.1 kg in the intervention group versus −0.8 kg in controls. Furthermore, a trend was found toward a stronger reduction in blood pressure, fasting glucose, and HbA1c as well as an improved FINDRISK score in the intervention group, compared to controls. Regarding physical activity, even though action planning improved in the intervention group, quota of actors did not. Self-efficacy increased for everyday activity but not for sports; time effort was identified to be the greatest barrier for frequent physical activity. Regarding health-related quality of life and psychological wellbeing, small improvements were seen only directly after the 8-week intervention period, but not after 12 months. Conclusions: This comprehensive lifestyle intervention showed a reduction in several cardiometabolic risk factors, which may facilitate the prevention of diabetes. Future comprehensive lifestyle programs should involve longer periods of intervention and incorporate physical activity much stronger into the individual lifestyle coaching.