Ab etwa 1900 wurde Radon (Rn-222) als geschlossene, implantierbare Quelle zur Krebstherapie verwendet, zuerst in Glaskapillaren, Stahl- und Platinröhrchen, dann jedoch auch in 4 mm langen, hohlen Nadeln, die aus 24 karätigem (32,7 mg) Gold hergestellt waren. Radon hat eine Halbwertzeit von knapp 4 Tagen, sodaß seinerzeit angenommen wurde, daß die seeds nach einiger Zeit (Monate) aktivitätsfrei sein würden, und daher in situ belassen werden könnten. Berichte über Spätschäden sowie Klagen über unverträglichen Goldschmuck veranlaßten genauere Untersuchungen, die ein langlebiges, schwach strahlendes Zwischenprodukt (Blei-210) als Ursache erkannten. Bisher wurden 200 goldene Ringe und Nadeln mit radioaktivem Material entdeckt, die hauptsächlich zwischen 1935 und 1945 gekauft worden waren, einige wurden jedoch erst kürzlich (1981) noch erworben. Bis auf zwei Ausnahmenließ sich die Herkunft auf den Staat New York oder Buffalo zurückführen. Bei einer Nachuntersuchung von 107 Schmuckträgern in New York wurde bei 28 % Dermatitis und bei 7 % Krebs am Ringfinger festgestellt. Insgesamt wurden bisher 14 Fälle von solchem Krebs überhaupt festgestellt. Die Schwere der Krankheit zeigte eine Abhängigkeit von der durchschnittlichen Tragedauer der Ringe. Die Aktivität des Goldes konnte auf den Gehalt an alten Radonseeds zurückgeführt werden.
In der vorliegenden Arbeit ist diese in Deutschland wenig bekannte Entwicklung zunächst als Literaturübersicht zusammengestellt. Weiterhin wurden die verschiedenen Berechnungen überprüft und mit eigenen Ableitungen ergänzt. Der Verfasser kommt zu dem Ergebnis, daß unter einigen plausiblen Annahmen kontaminierter Goldschmuck der oben beschriebenen Art eine Hautdosis von etwa 8 Gy/Jahr bewirkt. Ein Vergleich mit anderen Erkenntnissen über die Wirkung ionisierender Strahlen bei geringen Dosisleistungen lassen die Annahme zu, daß die berichteten Schäden auf ionisierende Strahlung zurückzuführen ist.
From the early 1900s Radon (Rn-222) has been encapsulated (radon seeds) for implanting in tissues as sealed sóurce therapy for cancer (brachytherapy). First glass and platin has been used, followed by gold (24 carat = 32,7 mg), all of them thin tubes of about 4 mm length. Radon has a radioactive half life of near 4 days, feeding the assumption that the activity could be neglectable after several months and the remaining seeds should be of no harm remaining in situ. Reports of late effects and complaints about harmful golden jewelries led attention to an intermediate radioactive Radon daughter lead (Pb-210), with small radiation and long half-life, to be identified as causing agent. Till now about 200 golden rings and needles have been found contaminated with Pb-210. All entered the market between 1935 and 1945, one item remarkably later (1981). With two exceptions the origin could be assigned to the areas of New York and Buffalo. A follow-up examination of 107 patients in New York showed dermatitis in 28% and cancer in 7% of the involved Skin areas (ring finger), altogether 14 cases of cancer. The stage of cancer correlated with exposure time. The radioactivity could be traced back to the Radon seeds. This work about the not very well known Radon seeds compiles literature about the history and estimates exposure doses of about 8 Gy/year. This dose is compared with known effects of the same dose at higher dose rates in resulting that the observed effects are likely linked to the exposed activity.