Einleitung: Diclofenac wird häufig zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Erkrankungen sowie Schmerzzuständen verwendet, sodass eine Einnahme auch während der Schwangerschaft vorkommen kann. In bisherigen Untersuchungen zur Auswirkung von Schmerzmedikation auf den Schwangerschaftsverlauf wurden die Auswirkungen von nicht-steroidalen anti-inflammatorischen Medikamenten vorwiegend als Arzneistoffgruppe betrachtet. Diese Studie hatte zum Ziel, die Auswirkungen einer systemischen Diclofenacexposition im ersten Trimenon auf die Fehlbildungsrate sowie eine Beeinflussung des Schwangerschaftsverlaufes oder -ausgangs zu untersuchen und so die Arzneimitteltherapiesicherheit für Schwangere zu verbessern. Methodik: Für diese Kohortenstudie wurden prospektiv gesammelte Daten des Pharmakovigilanzzentrums Embryonaltoxikologie ausgewertet. 260 Frauen, die während des ersten Trimenon Diclofenac eingenommen hatten, wurden hierbei 778 Frauen ohne Diclofenacexposition gegenübergestellt. Für die konkurrierenden Schwangerschaftsausgänge Lebendgeburt, Spontanabort, induzierter Schwangerschaftsabbruch sowie Totgeburt wurden die kumulativen Inzidenzen sowie Hazard Ratios mittels Cox-Regression ermittelt. Sowohl die Gesamtfehlbildungsraten als auch die Häufigkeiten von großen Fehlbildungen wurden berechnet. Die Berechnung der Odds Ratios erfolgte mittels logistischer Regression, die Adjustierung mittels Propensity Score Methodik. Ergebnisse: In der Diclofenac-Kohorte traten vier große Fehlbildungen bei 220 Lebendgeborenen auf. Hierbei handelte es sich um zwei Fehlbildungen des Nervensystems und zwei angeborene Herzfehler, wobei ein Kind zusätzlich eine Nierenfehlbildung aufwies. In der Vergleichskohorte traten 21 große Fehlbildungen bei 677 Fällen auf, hierunter ein induzierter Abort sowie ein Spontanabort mit Fehlbildung. Des Weiteren kam es nach Diclofenaceinnahme zu 25 Spontanaborten. Demgegenüber stehen 65 Spontanaborte in der Kontrollkohorte. Weder die mütterlichen Charakteristika noch Angaben zu den Neugeborenen (wie z.B. Frühgeburtlichkeit und Kopfumfang) zeigten signifikante Unterschiede zwischen Studien- und Vergleichskohorte. Es zeigte sich kein Anstieg der Rate an großen Fehlbildungen (1,8% vs. 3,1%; ORadj (adjusted Odds Ratio) 0,59; 95% CI 0,17-2,08) sowie des Risikos für Spontanaborte (HRadj (adjusted Hazard Ratio) 0,90; 95% CI 0,56-1,46) in der Diclofenac-Kohorte. Fazit: Es konnte kein Hinweis darauf gefunden werden, dass eine Diclofenaceinnahme im ersten Trimenon der Schwangerschaft mit einem teratogenen oder embryotoxischen Risiko assoziiert ist. Diese Ergebnisse unterstützen eine rationale Beratung nach Exposition in der Frühschwangerschaft. Weitere Untersuchungen mit größeren Fallzahlen zur Bestätigung dieser Ergebnisse wären für die Zukunft wünschenswert.
Introduction: Diclofenac is often used to treat chronic inflammatory diseases and pain, so that early pregnancy exposure may occur. In previous studies on the effect of pain medication on the course of pregnancy, the effects of NSAIDs were mainly considered as a substance class. The aim of this study was to improve drug safety in pregnancy by investigating the effects of systemic diclofenac exposure during the first trimester of pregnancy on the rate of birth defects and on the occurrence of spontaneous abortions. Methods: For this cohort study, prospectively collected data of the German Embryotox institute were evaluated. 260 women who had taken diclofenac during the first trimester were compared with 778 women without diclofenac exposure. Using Cox regression cumulative incidences were calculated for the competing pregnancy outcomes live birth, spontaneous abortion, elective termination of pregnancy and stillbirth. Total rates of birth defects and frequencies of major birth defects were calculated. The odds ratios were calculated using logistic regression and propensity score adjustment. Results: In the diclofenac cohort, four major birth defects occurred in 220 live births. These were two malformations of the nervous system and two congenital heart defects, whereby one child was additionally affected by a kidney malformation. In the control cohort, 21 major birth defects occurred in 677 cases, including one induced abortion and one spontaneous abortion with malformation. In total, 25 spontaneous abortions occurred in the exposed cohort and 65 in the comparison cohort. Neither the maternal nor newborn characteristics (e.g. preterm birth, head circumference) were significantly different between cohorts. Neither the rate of major birth defects (1.8% vs. 3.1%; ORadj 0.59; 95% CI 0.17-2.08) nor of spontaneous abortions (HRadj 0.90; 95% CI 0.56-1.46) were increased in the diclofenac cohort. Conclusions: In our study, there was no evidence that diclofenac intake in the first trimester of pregnancy is associated with a teratogenic or embryotoxic risk. Therefore, pregnant patients with early pregnancy exposure may be reassured. Further studies with larger sample size are needed to confirm our results.