One of the most debated topics in the study of Early Dynastic Egypt is the origin of the state and the kingship. The understanding of this historical process cannot rely only on theories or field data. This dissertation presents a social evolutionary theory on the formation of the Egyptian state, the elite's development from chieftainship to kingship, and the evolution in social complexity. It is based on archaeological data, theoretical studies, iconography and written sources, using a methodological approach that employ both theory and archaeological data in order to develop a hypothesis for Egyptian state formation. The theoretical part provides a broad ‘database’ of knowledge constituted by various theories of social complexity and state formation, possible archaeological indicators for such processes, as well as cross-cultural comparisons that offer varying viewpoints, interpretations, and ideas. At the end, a list of criteria are provided in order to better clarifying whether a society is a state, chiefdom or a stage in between the two.
In the second part, the archaeological evidences are presented and analysed dividing them in three main categories: economy; administration and delegation of power; religion and ideology. The information used comes mostly from necropolis and settlements in both Upper and Lower Egypt, taking in consideration all the archaeological data provided by the excavations: objects (such as labels, seals and seal impressions, vessel, mace-heads, palettes and annals), architectures, iconographic motives, and on rock-art.
Regarding the three main groups, they represent the macro-topic necessary to analyse the features of a society and its structure. A state needs of an organized and complex economical structure, in order to create enough surplus to maintain the apparatus of the state, in the thesis the evidences for a system of production, storage, redistribution, taxation are analysed and presented. Administration itself is not exclusivity of a state entity, even chiefdoms or analogues could have a bureaucratic apparatus, but the difference is in the complexity of it and the necessity of an administration based on not only the kin, but also opened to extra-kin members. Also for ideology and religion is important to understand when there is a shift in them with the introduction of new rites and goods, for instance, or the evolution of the role of the ruler in cosmological ideas in order to legitimize its power.
The analysis of the data in correlation with the theories brought to the conclusion that the process of state formation started at the beginning of the First Dynasty and were brought during the Second Dynasty to a higher complexity, close to the paradigm of a state. Only from the Third Dynasty onwards, Egypt became a state, with most of the traits that would be present during the following centuries.
Eines der Themen die in der Forschung des Frühdynastischen Ägyptens am intensivsten debattierten wird ist der Ursprung von Staat und Königtum. Um diesen historischen Prozess zu verstehen bedarf es mehr als eine einseitige Fokussierung auf Theorien oder archäologisch erfasste Daten. Diese Dissertation präsentiert eine Sozialentwicklungstheorie mit deren Hilfe die Entstehung des ägyptischen Staats, die Entwicklung der Elite von Stammesfürstentum zu Königtum, und die Evolution der sozialen Komplexität beschrieben werden kann. Dabei werden archäologischen Daten, theoretischen Studien, und ikonographische und textliche Quellen berücksichtig. Mithilfe eines methodologischen Ansatzes der sowohl theoretische Überlegungen und archäologische Daten vereint, wird eine Hypothese über die ägyptische Staatsbildung formuliert. Der theoretische Teil der Arbeit liefert eine Datenbank verschiedener Theorien über gesellschaftliche Komplexität und Staatsgründung, in der sowohl archäologisch nachweisbare Indikatoren solcher Prozesse, als auch kulturvergleichende Studien, unterschiedliche Sichtweisen, Interpretationen und Ideen illustriert werden. Abschließend wird eine Liste an Kriterien gestellt mithilfe dessen ermittelt werden kann, ob eine Gesellschaft als Staat oder Stammesfürstentum klassifiziert werden kann, oder sich in einem Zwischenstadium von Beiden befindet.
Im zweiten Teil der Arbeit werden die archäologischen Quellen präsentiert und analysiert, wobei die Daten in drei Hauptkategorien unterteilt sind: Wirtschaft, Verwaltung und Machtverteilung, und Religion und Ideologie. Die Daten stammen größtenteils von Nekropolen- und Siedlungskontexten sowohl aus Ober- als auch Unterägypten, und umfassen jede Form von archäologischen Quellen, die bei den Ausgrabungen ermittelt wurden: Objekte (z.B. Etiketten, Siegel und Siegelabdrücke, Gefäße, Keulenköpfe, Paletten, und Annalen), Architektur, ikonographische Motive, und Felsbilder.
Diese drei Kategorien bilden den notwendigen Grundstock für eine Analyse der Eigenschaften der Gesellschaft und ihrer Struktur. Grundlegend für einen Staat ist eine organisierte und komplexe Wirtschaftsstruktur die genug Produktionsüberschuss gewährleistet um den Staatsapparat aufrechtzuerhalten. Alle Hinweise auf systematische Produktion, Lagerung, Redistribution, und Besteuerung werden in dieser Arbeit analysiert und erläutert. Das Verwaltungswesen ist kein ausschließlich staatliches Attribut, auch Stammesfürstentümer oder ähnliche Gesellschaftsformen können einen bürokratischen Apparat besitzen. Der Unterschied liegt im Grad der Komplexität und der Präsenz eines Systems das nicht nur Stammesangehörige umfasst, sondern auch Außenstehende miteinschließt. Hinsichtlich Ideologie und Religion ist es wichtig zu beurteilen, ab welchem Zeitpunkt neue Riten und Götter eingeführt wurden und zu beobachten, wie die Rolle des Herrschers in der Kosmologie porträtiert wird um seine Herrschaft zu legitimieren.
Durch eine Auswertung der Daten in Korrelation mit den vorgestellten Theorien konnte ermittelt werden, dass der Prozess der Staatsgründung zur Zeit der frühen Ersten Dynastie begann und währen der Zweiten Dynastie einen erhöhten Grad an Komplexität erreicht hatte, der größtenteils dem Muster eines Staates entspricht. Ab der Dritten Dynastie wurde Ägypten ein Staatswesen und enthielt bereits die meisten Merkmale die auch in den folgenden Jahrhunderten anwesend sein würden.